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Berggruen, Oscar: Die vervielfältigenden Künste auf der Pariser Weltausstellung 1878
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3552#0118
emes
DIE VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE
AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNG 1878.
Von Oskar Berggruen.
Lhalsig
Entworsen von Franz
(Zeichnung
aphischen Kttnfi.
Ehrmann, ausgeführt in Fayence von Th. Deck.
von C. Kretitzberger sür L'Art.)
ENNGLEICH in der Reihe der reiz-
voll behandelten Idealgestalten,
welche aus der letzten Pariser Welt-
ausstellung vor dem Porticus des der bildenden
Kunst gewidmeten Tranfeptes die einzelnen
Kunstzweige repräfentirten, die Graphische
Kunft nicht fehlte, so ist ihr doch im Innern
des Tempels der gebührende Raum nicht voll
zugemefsen worden. Mehr oder weniger war
die vervielsältigende Kunft auch auf dieser
Ausftellung das Aschenbrödel: ihre Erzeug-
nisse wurden dort hingehängt, wo eben ein
wenig Raum übrig geblieben, mitunter in
verfteckte Winkel und an die Wände von
Corridoren, und nur Frankreich hat seinen
reproducirenden Künftlern ein anftändiges
Obdach geboten. Aus diefem Grunde war
ein vergleichender Ueberblick der Leiftungen
selbft bezüglich eines und desselben Landes
nur fchwer zu gewinnen; aber fogar die Berich-
tigung vieler einzelner Blätter fcheiterte an
den bedauerlichen Diftanzen, in denen sie
wahrzunehmen waren, während ja gerade die
Arbeiten des Stichels oder der Nadel, follen
sie den entfprechenden Genuss gewähren, der
möglichst nahen und genauen Berichtigung
zugänglich fein musfen.
Alles in Allem genommen war der Eindruck,
den man von dem gegenwärtigen Stande der
graphifchen Künfte erhielt, kein unbesriedigen-
der, obschon nicht wenige bedeutende Meifter
dieses Kunstfaches sich gar nicht eingeftellt
hatten. Wir geriehen unumwunden, dass wir das
Leitmotiv des schon auf der Pariser Weltaus-
ftellung von 1867 angeftimmten und gegen-
wärtig noch ftärker erhobenen Klageliedes
über den durch die Photographie und die
zahlreichen auf ihr beruhenden Reproductions-
arten angeblich herbeigesührten Verfall der
reproducirenden Künste, insbefondere des
Stiches, herauszusinden nicht vermochten.
DIE VERVIELFÄLTIGENDEN KÜNSTE
AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNG 1878.
Von Oskar Berggruen.
Lhalsig
Entworsen von Franz
(Zeichnung
aphischen Kttnfi.
Ehrmann, ausgeführt in Fayence von Th. Deck.
von C. Kretitzberger sür L'Art.)
ENNGLEICH in der Reihe der reiz-
voll behandelten Idealgestalten,
welche aus der letzten Pariser Welt-
ausstellung vor dem Porticus des der bildenden
Kunst gewidmeten Tranfeptes die einzelnen
Kunstzweige repräfentirten, die Graphische
Kunft nicht fehlte, so ist ihr doch im Innern
des Tempels der gebührende Raum nicht voll
zugemefsen worden. Mehr oder weniger war
die vervielsältigende Kunft auch auf dieser
Ausftellung das Aschenbrödel: ihre Erzeug-
nisse wurden dort hingehängt, wo eben ein
wenig Raum übrig geblieben, mitunter in
verfteckte Winkel und an die Wände von
Corridoren, und nur Frankreich hat seinen
reproducirenden Künftlern ein anftändiges
Obdach geboten. Aus diefem Grunde war
ein vergleichender Ueberblick der Leiftungen
selbft bezüglich eines und desselben Landes
nur fchwer zu gewinnen; aber fogar die Berich-
tigung vieler einzelner Blätter fcheiterte an
den bedauerlichen Diftanzen, in denen sie
wahrzunehmen waren, während ja gerade die
Arbeiten des Stichels oder der Nadel, follen
sie den entfprechenden Genuss gewähren, der
möglichst nahen und genauen Berichtigung
zugänglich fein musfen.
Alles in Allem genommen war der Eindruck,
den man von dem gegenwärtigen Stande der
graphifchen Künfte erhielt, kein unbesriedigen-
der, obschon nicht wenige bedeutende Meifter
dieses Kunstfaches sich gar nicht eingeftellt
hatten. Wir geriehen unumwunden, dass wir das
Leitmotiv des schon auf der Pariser Weltaus-
ftellung von 1867 angeftimmten und gegen-
wärtig noch ftärker erhobenen Klageliedes
über den durch die Photographie und die
zahlreichen auf ihr beruhenden Reproductions-
arten angeblich herbeigesührten Verfall der
reproducirenden Künste, insbefondere des
Stiches, herauszusinden nicht vermochten.