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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 29.1906

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Bode, Wilhelm von: Adriaen van der Velde
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https://doi.org/10.11588/diglit.4255#0022
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ADRIAEN VAN DE VELDE.

Vasari liebt es, in seinen »Künstlerleben« fast im modernen Sinne Schlüsse aus dem Charakter
eines Künstlers auf seine Werke und umgekehrt aus diesen auf den Menschen zu ziehen. So
erzählt er uns von Antonio Rossellino, dieser sei von solcher Bescheidenheit und Liebenswürdig-
keit gewesen, daß seine Bekannten ihn wie einen Heiligen verehrt hätten, und der einschmeichelnde,
zarte Charakter seiner Persönlichkeit sei auch seinen Arbeiten eigentümlich gewesen. Diese
Charakteristik Yasaris ist mir wiederholt in Erinnerung gekommen vor den Bildern eines
holländischen Malers, des Adriaen van de Yelde. »Die Lieblichkeit und Helligkeit seiner Gemälde
und die Anmut ihrer Motive, wie sie kein anderer je erreicht hat«, diese Worte Houbrakens geben
uns den Eindruck, daß sie der treue Ausdruck seiner Empfindung und seines Wesens gewesen
sein müssen. Seine Biographen wissen uns freilich wenig von ihm zu erzählen, und Urkunden über
ihn sind nur wenige zu Tage gekommen, wohl weil dieser einfache Mann »geregelt en geschikt
leefde«, wie Houbraken von ihm sagt. Aber das Bild, das uns der Künstler selbst von sich hinterlassen
hat, — in seinem Meisterwerk, das heute das Rijksmuseum schmückt,' — ist wohl geeignet, uns den
Eindruck zu bestätigen, den wir aus seinen Gemälden gewinnen. Wir sehen hier den jungen Künstler
mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, das jüngste noch auf dem Arme der Wärterin, im Freien
draußen vor Amsterdam lustwandeln, wohin ihn sein leichtes Fuhrwerk, das ihm folgt, gebracht
hat. Nicht in dem engen städtischen Heim, sondern draußen in der Landschaft, wohin ihn der Weg
so oft zu seinen Studien führte, wollte er sich darstellen, zusammen mit den Seinen und mit den
prächtigen Schimmeln aus seinem Stalle, die ihm, wie alle Haustiere, nicht am wenigsten ans
Herz gewachsen waren. Ehrbar und einnehmend in der Erscheinung, von schlanker Gestalt und
ansprechenden Zügen macht uns hier der Künstler den Eindruck eines wohlhabenden Amsterdamer
Bürgers, voll Familiensinn und Stolz auf seine Heimat; er zeigt sich uns als echter Freund seines
Landes und des Landlebens. Als der freundliche, hilfsbereite Kollege erwies sich der Künstler
auch allen Landschaftern von Amsterdam, die sich regelmäßig an ihn wandten, um von seiner
geschickten, raschen Hand ihre Bilder staffieren zu lassen. In hunderten von Landschaften, die in

1 Dieses Bild aus der Hoopschen Sammlung hat stets anstandslos als das Bildnis des Adriaen van de Yelde und seiner Familie
gegolten und wird selbst von den neuesten holländischen Forschern wie Dr. A. Bredius noch als solches bezeichnet. Trotzdem wird auch von
Bredius die Angabe von van Gool wiederholt, derKünstler habe mit seinen Arbeiten so wenig verdient, daß seine Frau zur Erhaltung der Familie
ein Leinengeschäft habe betreiben müssen. Das paßt sehr wenig zu der stattlichen Erscheinung dieses holländischen Mynheer, der seine eigene
Equipage hält! Gegen so ärmliche Verhältnisse des Künstlers spricht auch die große Zahl der verschiedenartigsten Werke, die er in wenigen
Jahren schuf, wie der Umstand, daß das Begräbnisgeld für den Künstler fünfzehn Gulden betrug, eine Summe, welche in jener Zeit einen gewissen
Wohlstand annehmen läßt. Hätte er wirklich mit Not zu kämpfen gehabt, so würden die holländischen Forscher aus den Archiven längst
Schuldscheine, Pfändungen und andere Belästigungen, unter denen so mancher der besten Künstler jener Zeit in Holland zu leiden hatte, ans
Tageslicht gefördert haben. Aber selbst angenommen, daß Adriaen sein reichliches Auskommen hatte, einen leisen Zweifel, ob er so auftreten
konnte wie der junge Herr in diesem Amsterdamer Bilde vom Jahre 1667, ob er seine eigene Equipage mit stolzem Brabanter Gespann halten
konnte, habe ich vor diesem Bilde nie unterdrücken können. Auch ist es nicht leicht, die Geburtsdaten der Kinder des Künstlers mit dem Alter der
beiden Kinder auf dem Bilde zusammen zu bringen. Der L'mstand, daß im Grunde hinter der Gruppe eine Villa sichtbar ist. wie der Umfang
des Bildes und die Sorgfalt in der Durchführung legen den Gedanken nahe, daß hier vielmehr ein reicher holländischer Patrizier auf seinem
Landgut dargestellt sein könnte.

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