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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 29.1906

DOI Artikel:
Richard Paulussen: (gestorben am 14. Mai 1906)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4255#0112
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Erfolge erzielt. Das Zustandekommen der beiden 1886 und 1895 von der Gesellschaft veranstalteten
graphischen Ausstellungen ist zum großen Teil Paulussens Verdienst. Aber all das gibt noch
immer kein lückenloses Bild der Persönlichkeit des Mannes, mit dem man jahrelang Tag für Tag
zusammen gearbeitet haben muß, um seiner unermüdlichen planvollen Sorge um das Größte und
Kleinste in der Gesellschaft gerecht werden zu können. Den großen vornehmen Zug, den von allem
Anfang an Wieser der Gesellschaft aufgeprägt hatte, wußte auch Paulussen allen seinen Handlungen
zu bewahren, und nie vergaß er, daß die Gesellschaft kein auf Gewinn berechnetes Unternehmen
sei, sondern den Zweck habe, die Kunst zu fördern; im Verkehr mit den Künstlern war er immer
mehr der fördernde Freund als der auf ein vorteilhaftes Geschäft bedachte Kaufmann. An alles
denkend und von allem unterrichtet, gewandt und unermüdlich fleißig, bewältigte er seine riesige
Tagesarbeit scheinbar spielend und nie gebrach es ihm an Zeit, sich für eine neue, auch die
geringste Sache zu interessieren, wenn sie nur die Gesellschaft anging. Der lebenskluge, geschäfts-
erfahrene Mann war zugleich der ehrlichste, warmherzigste und bescheidenste. Hatte ihm seiner
Hände Arbeit Wohlhabenheit verschafft und hatten seine Leistungen auch von sehen des Staates
die verdiente Anerkennung gefunden, so ward er ungehalten und verlegen wie ein Kind, wenn man
von seinen Auszeichnungen sprach, und die vielen Wohltaten, die er allen Bedürftigen erwies,
hüllte er in das tiefste Geheimnis.

Was Paulussen von seinem Selbst in die Gesellschaft hineinverpflanzt hat, das wird darin
segensreich wirken, so lange sie besteht. Möge ihr Schicksal — diese Worte, die ihn selbst viel-
leicht am meisten gefreut hätten, seien ihm ins Grab nachgerufen — immerdar Männern anvertraut
sein, die es mit ihr gut und lauter meinen wie er.

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