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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 29.1906

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Waldmann, Emil: Zum Neudruck einer Radierung von Rembrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4255#0035
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vereinzelt immer wieder durch seine ganze Schaffenszeit hindurch auftreten. Er hat ja immer von
neuem wieder gelernt, man kann nicht einfach die Blätter dieser Gattung als Studien und Vorstufen
zu anderen Dingen ansehen, sondern stets, wenn ihn eine Erscheinung fesselte, wenn es ihm um
einen bestimmten Ausdruck zu tun war, hat er sich damit in einer »Studie« auseinandergesetzt;
und nur so viel kann man darüber sagen, daß im Laufe seines Lebens ihn immer ausschließlicher
das Innere, Allgemeine, Ruhige fesselt, das unabhängig ist von Zufälligkeiten, während man in
der ersten Zeit, im Anfang der Dreißigerjahre, manchmal die Empfindung hat, als interessierten
ihn Physiognomik und Ausdruck um ihrer selbst willen, auch um des Äußerlichen willen -- in
einem etwas wilden, heftigen Verlangen nach Ausdruck um jeden Preis.

Der Mensch, den Rembrandt hier dargestellt hat, hat ihm oft in jenen Jahren als Modell gedient,
soweit man überhaupt bei Rembrandt von Modell reden kann; das Porträthafte scheint Neben-
sache, allein wichtig nur der menschliche Ausdruck. Wie er ja auch sein eigenes Gesicht zu solchen
Ausdrucksstudien immer wieder benützt hat, manchmal in den abenteuerlichsten Verzerrungen,
so daß man manchmal fragen möchte: »ist dies wirklich noch derselbe Mensch?« -- so verschieden
sind diese Studien nach dem eigenen Gesicht untereinander. Es kann daher auch bei den Studien
nach diesem Modell immer nur von einer summarischen Ähnlichkeit die Rede sein; ein Thema wird
in der verschiedenartigsten Weise variiert - weiter geht hier die Ähnlichkeit auch nicht. Der auf
unserem Blatt Dargestellte, der sogenannte »erste Orientalenkopf« (Rovinski 286) ist nach Ansicht
einiger Kenner, wie Duchesne und Blanc, der Dichter Jacob Kats, der als dreiundachtzig-
jähriger Mann im Jahre 1660 starb. Andere Kenner bestreiten dies, wie Vosmaer und Rovinski.

*

Jedenfalls hat Rembrandt diesen Kopf, wie gesagt, sehr oft benutzt. Das Berliner Bild des Geld-
wechslers von 1627 (aus dem ersten Jahre, aus dem wir überhaupt sichere Werke von Rembrandt
besitzen) scheint mir diesen Mann zu zeigen. Ebenso ein Bild in Kassel, von 1630 etwa; dann »Der
Alte mit dem Stahlkragen« in Petersburg, ebenfalls um 16.30, sowie auch eine ganze Reihe von
Radierungen, zum Teil auch solche Ausdrucksstudien. Ich nenne hier: »Der Mann mit kurzem
Bart und Pelzmütze« (Rovinski 263), »Der kahlköpfige Mann«, nach rechts und nach links gewendet
(Rovinski 292 bis 294), dann der sogenannte »Jude Philo«, ein männliches Brustbild, mit Bart und
hoher Mütze (Rovinski 321). Es ist hiebei nicht von großer Bedeutung, daß Äußerlichkeiten der
Erscheinung, die Barttracht zum Beispiel, in diesen Darstellungen nicht immer dieselben sind. Das
hat Rembrandt nach Gutdünken und dem jeweiligen Eormencharakter des Gemäldes oder der
Radierung geändert. Auch sind diese Darstellungen ja keine Porträte im engeren Sinne. Die
Hauptsachen, die Formen des Kopfes und die Bildung des Gesichts, auf denen die reale Ähnlich-
keit beruht, sind auf den genannten Werken dieselben: Die hohe Stirn, die kleinen Augäpfel, die
lange, vorn etwas knollige Xase und die beiden schiefgestellten senkrechten Falten an der Nasen-
wurzel - - diese Dinge kehren immer wieder. Es ist daher auch nur logisch, wenn Blanc das indi-
viduellste dieser Blätter, den »Juden Philo« wieder wie den ersten Orientalenkopf als Porträt des
Kats in Anspruch nimmt. Emile Michel hat in seinem 1893 erschienenen Werk diesen Mann
Rembrandts Vater genannt. Er kennt elf Gemälde und eine große Anzahl Radierungen nach dieser
Gestalt. Große Wahrscheinlichkeit gewinnt diese Vermutung durch die Tatsache, daß von zwei
Gegenstücken der Kasseler Galerie von Gerard Doli das eine Rembrandts Mutter ist, die wir
ziemlich sicher kennen, und das andere eben jenes in Frage kommende Modell des »ersten Orien-
talenkopfes« darstellt. Gerard Doli war in Leyden vom Jahre 1628 an Rembrandts Schüler. Eine
gewisse Familienähnlichkeit zwischen dem »ersten Orientalen« und dem Rembrandt, wie er sich auf
so vielen Selbstporträten dargestellt hat, ist auch vorhanden. Auch wäre es einigermaßen auffällig,

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