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ROBERT PAJER-GARTEGEN.

Als man gegen Ende des
vergangenen Jahrhunderts an
mehreren Orten und auf man-
cherlei Weise versuchte, den
Originalholzschnitt wieder zu
beleben, war das Ziel, dem alle
diese Bemühungen zustrebten,
doch zuerst und fast ausschließ-
lich der flächenmäßig behandelte
Farbholzschnitt, mochte man von
japanischen Farbholzschnitten
oder von Chiaroscuroholzschnit-
ten der Hochrenaissance, wie
dies z. B. der Engländer Ch. H.
Shannon tat, ausgehen. Aber
während sich dieser Künstler
doch auch Konturholzschnitte
etwa in der Art jenes berühmten
namenlosen Venezianers, der um
1500 die HypnerotomachiaPoly-
phili des Francesco Colonna mit
wunderschönen Holzschnitten
geschmückt hat, zu schaffen an-
gelegen sein ließ, wurde von den Künstlern, die sich z. B. in Wien, angeeifert durch Emil Orlik
und geschart um die von der »Sezession« herausgegebene Zeitschrift »Ver sacrum«, mit dem
Originalholzschnitt beschäftigten, der Fläche und der Farbe zuliebe der Umriß, die Linie vernach-
lässigt. Gewiß trug daran auch der damals sehr beliebte Gummidruck Schuld, der geradezu zur
unbekümmerten Übersetzung in den flächenhaften Farbholzschnitt verlockte, aber gleichwohl bleibt
diese Einseitigkeit merkwürdig und auffallend, weil der »Jugend«-Stil oder der Sezessions-Stil,
wie man damals sagte, auf Umrisse und Linienfluß ein großes Gewicht legte, weil auch die
vorbildlichen Japaner ungeachtet der Farbe der Linie durchwegs die allergrößte Bedeutung
beimaßen und weil ein Künstler wie Aubrey Beardsley, ohne den doch der ganze »Jugend«-Stil
gar nicht zu denken wäre, eigentlich ausschließlich mit der Linie arbeitete und in der Vervoll-
kommnung und Steigerung von deren Ebenmaß und Wohlklang und Ausdruckskraft zweifellos
den Kern seiner ganzen Kunsttätigkeit erblickte.

Robert Pajer, Badende.

Nach dem Holzschnitt.

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