Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

DOI Artikel:
Tietze-Conrat, Erika: Georg Ehrlich: Aquarelle aus der Heimat
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0018
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7 . —Jj-Mli

Georg Ehrlich, Donau mit Bisamberg. Herlin, Privatbesitz. Aquarell.

etwas eingrenzen sollen, und niedere Mauern, über die Bäume ragen. Ihr schütteres Geäst ist kahl,
aber alle Farben des Herbstes fühlt man, in die feinsten Abstufungen gedunkelt, über dem feuchten
Boden liegen, fühlt man zur letzten Zartheit verduftet im Nebel zwischen den fernen Stämmen
(Abb. S. 6 und 7).

Die Stadt ist hinausgewachsen die Donau aufwärts bis nach dem Kahlenbergerdorf, bis nach
Klosterneuburg und Greifenstein mit dem Kleinkram ihrer Ruder- und Wochenendhäuschen; in
den Sommermonaten ist da die Verkehrsstraßen entlang buntestes Strandtreiben. Aber nach der
kurzen heißen Zeit verlottert die gepflegte Ordnung, die Zäune schwanken, die Häuser ziehen sich
in ihre Verschalungen hinein und es scheint, als ob sie kleiner würden, die Wege verschlammen.
Das Strandbad in Klosterneuburg ist nicht wiederzuerkennen; der Kiosk abscheulich ... in der
Saison spielt darin die Musikkapelle. Ein Schiff liegt im toten Arm; am Uferrand ist es festgebunden.
Darin steht der Künstler, er hat das Reißbrett auf die Brüstung gestützt. Von hier sieht er die Donau
abwärts zum Leopoldsberg (Abb. S. 9) und aufwärts zum Bisamberg hinüber. DerBisamberg ist aus dem
Winternebel herausgekommen, die Sonne, die schon sinkt, legt noch ein ganz zartes rosa Licht auf
die sanft ansteigenden Wiesenflächen; dort, wo sie jäher abfallen, blieb noch der letzte verkrustete
Schnee, in den Tiefen dunkelt ein Hauch Lila darüber. Dieselben Töne auch auf dem rechten Ufer,
nun fällt der letzte Sonnenstrahl und die Farben sind härter gegeneinander gesetzt; tief samtbraun
liegen Holzknüppel über dem Boden zerstreut. Die Instrumente, die aus der Entfernung ineinander-
fließen, sie klingen aus der Nähe noch klar, jedes für sich. In dem einen Baum hängt ein Nest oder
ein Vogel, überschwer in dem zarten Geäst, auch durch den blaudunklen Farbton überschwer . . .
(Abb. S. 8). Und dann später, die Sonne steht unter dem Horizont, die Gegensätze klingen ab.

8
 
Annotationen