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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 54.1931

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Chytil, Alois: Von moderner ostasiatischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6346#0065
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Gihei Anayama, Der Fujiyama um 4 Uhr früh. . Farbiger Holzschnitt.

Tschi-Bai-Shi ist ein Pfeiler in der Geschichte der chinesischen Malerei. Er ist ein Grenzstein
der Stagnation. Er ist Mitbegründer der neuen Schule, der jetzigen Künstlergeneration öffnet er
eine neue frohe Welt, ein Leben voll Bewegung und künstlerischer Tätigkeit.

Chinas Kunst dankt ihm nicht nur für die Befreiung von den Fesseln, sondern auch dafür, daß
er sich auflehnte und bei eigenen Ausdrucksmitteln blieb — und das ist sehr wichtig! — dafür, daß er
diese nicht, wie seine japanischen Kollegen, in Europa suchte. Die europäische Kunst kennt
er überhaupt nicht; er kam mit ihr nicht in Berührung. Tschi-Bai-Shi ist der Genius seiner Zeit —
der Epoche des jungen China!

II. DER NEUE JAPANISCHE HOLZSCHNITT.
Utamaro, Hokusai, Hiroshige I undToyokuni brachten die Kunst des japanischen Holz-
schnittes auf eine solche Höhe, daß das Land der Sakura in dieser Kunst an erster Stelle unter allen
Völkern steht, und in Nippon selbst ist und war es die reinste japanische Kunst. Die großen japani-
schen Holzschneider betätigten sich derart als Landschafter und Darsteller von Figuren, daß sie
gewissermaßen eine Enzyklopädie des damaligen japanischen Lebens schufen. Als Vorwürfe wählten
sie beliebte Schauspieler oder Geishas, den heiligen Berg Fujiyama, Theater- oder Ritterszenen aus
Kriegen oder Szenen aus der japanischen Mythologie. Und sie brachten diese reizende Kunst, die
Massenkunst war, das heißt dem einfachen Volke diente, zu einer derartigen Entfaltung, daß ihre
Nachfolger nur mehr im Schatten dieser Klassiker vegetierten, und die zweite Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts bringt den natürlichen Verfall der ganzen Ukiyoye-Schule mit sich.

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