Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (54.1931)

Abb. 12. Peter Feudi, Französisches Biwak. Aquarell. 1 (3-5 : 24. Albertina.

sich auch mit der Mutter Schindlers in der Pflege des Todkranken geteilt und war in der Stunde
des Todes an der Seite seines jüngeren Freundes. Ihm mag bewußt gewesen sein, was er dem
Freunde zu danken hatte und was er an ihm verlieren sollte. Denn Tremls Werk schöpft seine
besten Kräfte aus Schindlers Arbeiten, und sein um vieles schwächeres Gestaltungsvermögen muß
sich allmählich auf das Werk seines jüngeren Weggenossen stützen. Und nach Schindlers Tod,
nach dem Verlust seines Führers, erlahmt Tremls Phantasie immer mehr.1 Auch die früheste künst-
lerische Entwicklung seines Altersgenossen August Pettenkofen war von Carl Schindler am
stärksten bestimmt und beeinflußt. Pettenkofen, der schon zwei Jahre vor Carl Schindler, im
Jahre 1834, als Schüler in die Wiener Akademie eingetreten war, ehrte das Andenken seines früh-
verstorbenen Freundes durch einige Lithographien, die er nach dessen Werken schuf. Um die Mitte
der vierziger Jahre lithographierte er Schindlers Gemälde »Der Marsch« (Kat. Nr. 285) und »Der
Rekrut« (Kat. Nr. 291) und beteiligte sich gemeinsam mit Eduard Weixlgärtner an der Wiedergabe
der Bleistift- und Federzeichnungen Schindlers, die für die militärischen Tableaus des WTiener
Verlags L. T. Neumann entstanden waren (Kat. Nr. 305 und 306). Ein Aquarell von Schindler,
»Die Zeitungsnachricht«, das nicht mehr nachgewiesen werden kann und als verschollen gelten
muß, ist überhaupt nur durch die Reproduktionslithographie Pettenkofens (Kat. Nr. 309) bekannt.
Schindlers Einfluß auf Pettenkofen, der von 1841 bis 1843 als Dragoner Militärdienst leistete und

1 Ein Beispiel Friedrich Tremls Aquarell von 1849 >Der Verwundete« (ehemals Sammlung Eduard Perger. 310. Auktion von C. J. Wawra.
September 1930. Nr. 218). das nichts anderes als eine derbe Vergrößerung von Carl Schindlers Aquarell >Der Abschied vom Gefallenen« (Kat.
Nr. 123) ist.

72