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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 4.1939

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Waal, Henri van de: Graphische Arbeiten des Monogammisten P. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6339#0052
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Füßen einer Burg am Wasser liegt
(93:120 mm). Pauli hatte diese
Radierung in seinen im Jahre
1908 publizierten „Inkunabeln
der Radierung" auf Tafel XV ab-
gebildet (hier Abb. 1). Diese Ar-
beit, die bis jetzt nur in einem
Exemplar bekannt ist, schrieb
Pauli dem Jakob Binck zu.2

De Gelder schloß sich dieser
Zuweisung nur unter dem Vor-
behalt an, daß, wenn sich die
Paulische Namensgebung der
Radierung bewähren sollte, hie-
durch auch das Leidener (und
das Dresdener) Blatt als Arbei-
ten desselben Meisters anzusehen
wären. Weiter ging der genannte
Artikel auf die Frage der Zu-
weisung nicht ein.

Betrachten wir aber Paulis
Attribution näher. Wir wissen,
daß Binck nach den verschie-
densten Meistern gearbeitet hat,
und wir sehen, daß er je nach
seinem Vorbild seine Hand-
schrift umzustellen imstande
war.3

So verfertigte er auch Land-
schaftsradierungen in der Art
der Donauschule4 und es weisen
diese Blätter innerhalb seines heterogenen Oeuvres noch die meisten Vergleichsmöglichkeiten
mit dem Königsberger Blatte auf. Aus diesen Gründen hat wohl auch Pauli das genannte
Blatt Binck zugeschrieben.5 Zwischen einer Arbeit wie z. B. Bincks Landschaft B. 97 (Abb. 2)
und dem Königsberger Blatte lassen sich aber bei näherem Zusehen essentielle Unterschiede

2 Die Maße sind 93: 120 mm. Pauli sah das Blatt in der Sammlung Friedrich Augusts III. Am 8. Nov. 1932
wurde es bei Boerner versteigert (Katalog 179, Nr. 161) und gelangte, wie Herr Trautscholdt mir liebenswür-
digerweise mitteilte, nach Königsberg. (Kunstsammlung der Stadt, Königsberg-Schloß.)

3 Siehe G. Pauli, der im Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen 18 (1897) S. 79 von der „Chamüleons-
natur" Bincks spricht.

4 Pauli meint, die Binckschen Landschaftsradierungen (B. 97 u. P. 140 = Aumüller 182 u. 183) stehen so
sehr unter dem Einfluß der Badierungen Altdorfers, daß die Vermutung naheliege, Binck habe verschollene
Originale Altdorfers oder Zeichnungen der Altdorferschule kopiert. (Repertorium für Kunstwissenschaft 32 [1909],
S. 38.) Hingegen schrieb Voß im gleichen Jahre, man dürfe ganz bestimmt behaupten, diese Blätter seien „Über-
tragungen Huberscher Zeichnungen auf die Platte". (Mitteilungen der Ges. f. vervielf. Kunst 32 [1909], S. 74/75.)

5 In einem Brief vom 8. Oktober 1936 schrieb mir Prof. Pauli: „Die Zuschrcibung der Landschaft an Binck
ist lediglich aus stilistischen Gründen erfolgt. Ich glaubte die zeichnerische Handschrift Bincks in diesem Blatt
wiederzuerkennen."

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