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Auktionshaus für Alterthümer Glückselig & Wärndorfer <Wien> [Editor]
Versteigerung von ostasiatischen kunstgewerblichen Gegenständen der Sammlung Regierungsrat Adolfo Kail und aus anderem Privatbesitz: Wien, im November 1924 ; [Versteigerung: Montag, den 24. November, Dienstag, den 25. November, Mittwoch, den 26. November] — Wien, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15750#0009
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Die bekannte „Sammlung Kail" stammt in ihren Anfängen aus jener Zeit, da
der Vater des Regierungsrates Adolfo Kail, der Seekapitän Kail, von seinen
Weltreisen ostasiatische Raritäten heimbrachte. Die Anregung, die der Ver'
ewigte durch sie empfing, hielt durch sein ganzes Leben vor und hat ihn bis in seine
letzten Tage mit unermüdlicher Geduld und mit stets wachsendem Interesse und Ver*
ständnis die Ausgestaltung seiner Sammlung durchführen lassen.

Sie umfaßt hauptsächlich Japonika; zu Beginn seiner Sammlertätigkeit war ja aus
dem fernen Osten nichts anderes bekannt, und Leute, die chinesische von japanischer
Kunstäußerung hätten unterscheiden können, waren ganz vereinzelt. Heute ist zweifele
los China, und zwar das ganz frühe archaische China, die große Mode, ähnlich wie
auf dem westlichen Kunstmarkt die Primitiven die Bevorzugten sind.

Desto erfreulicher ist es, jetzt eine Gelegenheit zu haben, die seinerzeit von allen
Liebhabern hochgeschätzten, liebenswürdigen und so überaus geschmacksicheren Kunst-'
werke der Japaner den alten Sammlern wieder anbieten oder mit ihnen neue Sammler
erwerben zu können.

Den weitaus bedeutendsten Teil der Sammlung Kail machen die Netzuke aus,
von denen die ungewöhnlich hohe Zahl von 350 vorhanden ist; darunter sind alle
Arten vertreten, sowohl in Bezug auf das Material, als auch in Bezug auf die Art
und Auffassung der Ausführung; auch ist die Manier und überdies die Signatur fast
aller bekannten Netzukemeister vertreten. Obwohl zweifellos wie in den sogenannten
„Chinesen'Netzukes" und verschiedenen ganz primitiven Holznetzukes auch Stücke aus
den Anfängen der Netzukeschnitzerei, dem Ende des 17. Jahrhunderts, vorhanden sind,
so wurde doch von einer Datierung der Stücke und von der Bestimmung der Meister
Abstand genommen, weil der Fertiger dieses, als Europäer, sich nicht die Fähigkeit
zutraut, darüber Angaben zu machen, die sich mit gutem Gewissen vertreten lassen;
er muß sich mit der Feststellung der Tatsache begnügen, daß vorzügliche Arbeiten der
frühesten Perioden bis zu den realistischen bis ins kleinste Detail ausgeführten Wunder^
werken des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Stücken vertreten sind und daß das Niveau
der Sammlung wohl weit über den Durchschnitt des allgemein Erhältlichen hinausragt.

Die Netzukeschnitzer haben alle Gebiete der Erde und des Wassers, aber auch des
Himmels und der Hölle durchstöbert, um Sujets für die Laune ihres Schnitzmessers
zu finden. Die große Mannigfaltigkeit legte manchem Sammler den Wunsch nahe, die
Netzukes, abgesehen von deren künstlerischem Wert, mit Rücksicht auf das in ihnen
Dargestellte zu sammeln, also z. B. eine Kollektion von Netzukes aufzustellen, die
den Hotei behandeln oder die Heldentaten des Benkei oder dergleichen. Um dies zu
 
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