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B r ü s s e l

waren, zeigen z.B. die Jagden Maximilians", die mehrfach Damen und Herren beritten
darstellen, oder die spanischen und österreichischen Folgen der «Sieben Todsünden";
Wirkereiarbeiten reichster Ausführung wetteifern mit prächtigen Stickereien.

1523 erscheint Peter de Pannemaker als Hoftapissier der Statthalterin Margarete von
Österreich (f 1. XII. 1530). Die Glaubenskämpfe, die so manchen hervorragenden
Maler und Wirker aus der Heimat treiben, bleiben auf das Leben unseres Meisters
nicht ohne einschneidenden Einfluß. Peter de Pannemaker und sein gleichnamiger Sohn
gehören mit zu den Künstlern, die im Jahre 1528 wegen der Teilnahme an den Pre-
digten des ketzerischen Pfarrers der Antwerpener Sankt Jakobkirche in Anklagezu-
stand versetzt und zur Verantwortung gezogen werden. Es handelt sich um eine Reihe
der bekanntesten Namen: Bernard van Orley, seine Gattin Agnes Segers, sein Bruder
Evrard, sein Vater Valentin, die Pannemakers; Jan van Onsem, genannt van Lennicke,
Christian De Zomer, Peter van den Bossche, Wilhelm Leemans, Jan Schreyberg, Hein-
rich Rosteyt, Jan Ghieteets, Wilhelm De Clerck, Josse De Puttere, Jan van Ophem
(Oppenem), Jan Bacx, Wilhelm van Calleberch, Christian Dermoyen, Jan de Voghelere,
Jan de Bayewere, Hieronymus Soilliot, Wilhelm van Elsbroeck und andere mehr (24).
Die meisten, darunter auch die Familie Pannemaker, kommen mit verhältnismäßig ge-
linden Geldstrafen davon.

Die letzten Jahre der Tätigkeit unseres Meisters ermöglichen keine einwandfreie
Trennung der von ihm oder seinem gleichnamigen Sohne gefertigten Folgen. Die
Firma steht außer mit dem Landesherrn und den maßgebenden deutschen Fürsten
in reger Verbindung mit dem französischen Hofe. Franz I. schließt u. a. einen Vertrag
auf Lieferung einer nicht näher benannten reichen mit Gold, Silber und Seide durch-
wirkten Folge.

Die Arbeitsweise Meister Peters des Älteren ist durch verschiedene, ihm urkundlich zu-
geschriebene und noch erhaltene Wirkereibehänge ausreichend charakterisiert. Weniger
klar gestellt sind die Erzeugnisse aus dem Atelier seines Sohnes Peter, der sich 1545
im vorgerückten Alter (wohl zum zweiten Male) verheiratet; seine Tätigkeit dürfte
um die Mitte der fünfziger Jahre zu Ende gegangen sein. Mit starker Wahrschein-
lichkeit ist ein prächtiger, um 1525 entstandener Teppich im Besitze des Staatssekretärs
von Kühlmann dem älteren Pannemaker zuzuschreiben (25). Das Motiv ist nach dem
kleinen, mir vorliegenden Ausschnitte nicht sicher zu erklären. Aus Meister Peters Manu-
faktur stammen ferner das Leben des Erzvaters Jakob im Besitze des Grafen von Thiele-
Winckler und andere Wandteppiche mehr, die zum Teile noch keine Brüsseler Sig-
nierung tragen, dem Pannemakerschen Atelier durch die Feinheit der Durchführung
aber nahe stehen, so verschiedene Folgen des spanischen Kronbesitzes. Eine der
schönsten Arbeiten Meister Peters, deren Identität nicht angeszweifelt werden kann, ist der
Himmel des sogenannten Thrones Kaiser Karls V (Abb. 269). Das Inventar Margaretens
von Österreich (1523) drückt sich klar aus. «Item, depuis cest inventoire faict, a receu

le dit garde-joyauls ung riche ciel de tapisserie......fait par Pierre Pannemaker a

Bruxelle, ou quel est figure Dieu le Pere et le Sainct Esprit environnez de plusieurs
anges". Daß die beiden anderen Teppiche, der Kruzifixus (Abb. 121) und der Abschied
des Heilands (Abb. 270) gleichfalls aus der Manufaktur Pannemakers stammen, ist wahr-
scheinlich, mit Sicherheit aber nicht nachzuweisen. Die Darstellung der drei Teppiche
zeigt zudem eine starke Ähnlichkeit mit der schon erwähnten 1526 von Kaiser Karl an
Isabella von Portugal verschenkten Passionsfolge (26).

Seit den vierziger Jahren tauchen zwei neue Meister aus dem Geschlechte der
Pannemaker auf, Heinrich und Wilhelm mit Vornamen. Sie versuchen sich zunächst,
wie die meisten ihrer Fachgenossen, mit der Instandsetzung alter kostbarer Folgen,
die ihnen, außer hinreichendem Verdienste, das eingehende Studium der früheren Technik
ermöglicht.

1541 beziehen Heinerick und Ghiliam (Wilhelm) de Pannemaker 120 liv. für Wieder-
herstellungsarbeiten an der bekannten Chlodwigreihe. 1543 wird den beiden die Re-
paratur der „Lütticher Schlacht", des «Baumes Jesse", der Geschichte „Josephs des

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