Brüssel
Onkel Daniel, der Sohn Gaspars, die Behänge hat fertigen lassen. Francis Birrell
schreibt eine, kürzlich von dem Viktoria und Albert Museum erworbene Tenierstapisserie
mit der Signierung D. L. mit Recht einem Daniel Leyniers zu (96).
Der Teppich ist identisch mit dem „Bauernhaushalt" nach Jan van Orley und Augustin
Coppens: vor der Hütte waschen Frauen, ein Alter gräbt den Garten um, ein junger
Bursche trägt Wasser, während ein Schlingel von sieben bis acht Jahren sich über
einen riesigen Krug hermacht. Die stärkere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, in
Daniel Leyniers, dem Onkel, den Fabrikanten zu erblicken; doch ist die Wiederholung
durch den Neffen nicht ausgeschlossen. Weder Technik noch Farbengebung können
endgültige Klarheit schaffen.
Der Bauerntanz, wohl das schönste Motiv der ufins Teniers", kommt mehrfach mit
der Signierung Daniel Leyniers vor. 1892 brachte die Pariser Auktion Roudillon die
gleiche Szene, außerdem den Fischmarkt und die Wahrsagerin mit der Signierung
des Urban Leyniers.
Bei unsignierten Stücken liegt die Zuschreibung der älteren Motive — die Triumphe
der Götter, die drei Teniersserien, die Telemachgeschichte, die Grotesken u. a. — an
den Leyniers-Reydams Konzern nahe, schon aus dem einfachen Grunde, weil derselbe
die Serien am häufigsten wiederholte. Eine schöne Folge „fin Teniers" — vier Tep-
piche —, signiert D. LEYNIERS, bzw. D. L. befindet sich im Besitze der Münchener
Kunsthandlung L. Bernheimer (Abb. 299). Sie zeigen den Fischmarkt in Verbindung
mit der Molenszene, die Wahrsagerin, den Krautmarkt und die rauchenden Bauern. Es
handelt sich um eine Arbeit aus dem Atelier des jüngeren Meisters.
Wauters erwähnt einen neuen Entwurf für das Atelier Daniel Leyniers des Jüngeren,
eine Allegorie des Handels. Abb. 300 — der Teppich entstammt der ehemaligen Samm-
lung de Somzöe — bringt die Wiedergabe des Behanges, der nicht, wie des öfteren
angenommen wurde, einer Weltteilfolge angehört. Die Verquickung mit dem wesent-
lich früheren Europateppich (Abb. 301) ist unzulässig.
Bemerkenswert ist, daß Leyniers von den um die Mitte des 18. Jahrhunderts be-
sonders beliebten chinesischen Darstellungen so wenig Gebrauch macht. An Versuchen
läßt es der gewandte Unternehmer nicht fehlen. Den Hauptwiderstand setzt ihm der
Hof entgegen. Am 10. Mai 1758 und am 28. Februar 1759 weisen die Gastos secretos
dem Maler Delafond insgesamt 178 Gulden 10 Solz an. uL'ouvrage consistait en un
dessin chinois dont on voulait faire exöcuter une tapisserie pour Sa Majestö mais
comme S. E. le comte de Kaunitz avait fait connaitre que Sa Majeste n'aimait pas les
dessins chinois, l'ouvrage est restö lä et on na pas moins dü payer le dessin" (97).
Politische und wirtschaftliche Verwicklungen, der veränderte Geschmack, die immer
stärker werdende Geldknappheit veranlassen Meister Daniel im W inter 1767/68 seinen
Betrieb zu schließen. Das Personal ist auf acht Wirker zusammengeschmolzen, denen
die städtischen Behörden eine geldliche Unterstützung gewähren, um sie vor dem
Schlimmsten zu schützen.
Der jüngere Sohn Daniels, Meister Jakob Joseph Xaver Leyniers, versucht am
24 Dezember 1768 das väterliche Atelier fortzuführen. Es erscheint fraglich, ob
er mit seinem Vetter Franz Leyniers, einem Enkel des Nikolaus Leyniers (f 1658),
zusammenarbeitet. Meister Franz dürfte zurzeit schon ein ziemlich hohes Alter erreicht
haben. Wauters schreibt Franz Leyniers eine Wiederholung der Mosesfolge nach den
Entwürfen des Zeger Jakob Helmont zu (98). Meister Franz ist zugleich Färber und
Wirker, das erstere Privileg datiert vom 26. März 1709; sein Sohn Heinrich Leyniers
arbeitet lediglich als Färber, er bekleidet in den Jahren 1734—1775 des öfteren das
Amt eines Doyens.
Das Atelier des Jakob Joseph Xaver Leyniers scheint nach kurzem Bestände einge-
gangen zu sein. Folgen mit der Signierung des Meisters sind mir bislang nicht be-
kannt geworden. Neben den großen historischen Reihen pflegt die Familie Leyniers, in
erster Linie Urban Leyniers, die Herstellung einfacherer Gebrauchsware. Naturgemäß
haben sich derartige Stücke infolge der starken Abnutzung nur selten erhalten.
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Onkel Daniel, der Sohn Gaspars, die Behänge hat fertigen lassen. Francis Birrell
schreibt eine, kürzlich von dem Viktoria und Albert Museum erworbene Tenierstapisserie
mit der Signierung D. L. mit Recht einem Daniel Leyniers zu (96).
Der Teppich ist identisch mit dem „Bauernhaushalt" nach Jan van Orley und Augustin
Coppens: vor der Hütte waschen Frauen, ein Alter gräbt den Garten um, ein junger
Bursche trägt Wasser, während ein Schlingel von sieben bis acht Jahren sich über
einen riesigen Krug hermacht. Die stärkere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, in
Daniel Leyniers, dem Onkel, den Fabrikanten zu erblicken; doch ist die Wiederholung
durch den Neffen nicht ausgeschlossen. Weder Technik noch Farbengebung können
endgültige Klarheit schaffen.
Der Bauerntanz, wohl das schönste Motiv der ufins Teniers", kommt mehrfach mit
der Signierung Daniel Leyniers vor. 1892 brachte die Pariser Auktion Roudillon die
gleiche Szene, außerdem den Fischmarkt und die Wahrsagerin mit der Signierung
des Urban Leyniers.
Bei unsignierten Stücken liegt die Zuschreibung der älteren Motive — die Triumphe
der Götter, die drei Teniersserien, die Telemachgeschichte, die Grotesken u. a. — an
den Leyniers-Reydams Konzern nahe, schon aus dem einfachen Grunde, weil derselbe
die Serien am häufigsten wiederholte. Eine schöne Folge „fin Teniers" — vier Tep-
piche —, signiert D. LEYNIERS, bzw. D. L. befindet sich im Besitze der Münchener
Kunsthandlung L. Bernheimer (Abb. 299). Sie zeigen den Fischmarkt in Verbindung
mit der Molenszene, die Wahrsagerin, den Krautmarkt und die rauchenden Bauern. Es
handelt sich um eine Arbeit aus dem Atelier des jüngeren Meisters.
Wauters erwähnt einen neuen Entwurf für das Atelier Daniel Leyniers des Jüngeren,
eine Allegorie des Handels. Abb. 300 — der Teppich entstammt der ehemaligen Samm-
lung de Somzöe — bringt die Wiedergabe des Behanges, der nicht, wie des öfteren
angenommen wurde, einer Weltteilfolge angehört. Die Verquickung mit dem wesent-
lich früheren Europateppich (Abb. 301) ist unzulässig.
Bemerkenswert ist, daß Leyniers von den um die Mitte des 18. Jahrhunderts be-
sonders beliebten chinesischen Darstellungen so wenig Gebrauch macht. An Versuchen
läßt es der gewandte Unternehmer nicht fehlen. Den Hauptwiderstand setzt ihm der
Hof entgegen. Am 10. Mai 1758 und am 28. Februar 1759 weisen die Gastos secretos
dem Maler Delafond insgesamt 178 Gulden 10 Solz an. uL'ouvrage consistait en un
dessin chinois dont on voulait faire exöcuter une tapisserie pour Sa Majestö mais
comme S. E. le comte de Kaunitz avait fait connaitre que Sa Majeste n'aimait pas les
dessins chinois, l'ouvrage est restö lä et on na pas moins dü payer le dessin" (97).
Politische und wirtschaftliche Verwicklungen, der veränderte Geschmack, die immer
stärker werdende Geldknappheit veranlassen Meister Daniel im W inter 1767/68 seinen
Betrieb zu schließen. Das Personal ist auf acht Wirker zusammengeschmolzen, denen
die städtischen Behörden eine geldliche Unterstützung gewähren, um sie vor dem
Schlimmsten zu schützen.
Der jüngere Sohn Daniels, Meister Jakob Joseph Xaver Leyniers, versucht am
24 Dezember 1768 das väterliche Atelier fortzuführen. Es erscheint fraglich, ob
er mit seinem Vetter Franz Leyniers, einem Enkel des Nikolaus Leyniers (f 1658),
zusammenarbeitet. Meister Franz dürfte zurzeit schon ein ziemlich hohes Alter erreicht
haben. Wauters schreibt Franz Leyniers eine Wiederholung der Mosesfolge nach den
Entwürfen des Zeger Jakob Helmont zu (98). Meister Franz ist zugleich Färber und
Wirker, das erstere Privileg datiert vom 26. März 1709; sein Sohn Heinrich Leyniers
arbeitet lediglich als Färber, er bekleidet in den Jahren 1734—1775 des öfteren das
Amt eines Doyens.
Das Atelier des Jakob Joseph Xaver Leyniers scheint nach kurzem Bestände einge-
gangen zu sein. Folgen mit der Signierung des Meisters sind mir bislang nicht be-
kannt geworden. Neben den großen historischen Reihen pflegt die Familie Leyniers, in
erster Linie Urban Leyniers, die Herstellung einfacherer Gebrauchsware. Naturgemäß
haben sich derartige Stücke infolge der starken Abnutzung nur selten erhalten.
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