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die metzer gruppe

Die Metzer Gruppe ist unter den älteren die einzige, die man mit Pariser Platten (Nr. 72 u. y3), die mit ihrem Rahmen von prächtigen

einem gewissen Recht auf einen bestimmten Ort festlegen kann, Ranken in künstlerischer Beziehung unter den karolingischen

denn die Provenienz so vieler Stücke läßt sich bis auf frühe Zeit Werken wohl den Preis davontragen. Die Vorlage war sicherlich

auf Metz und auf den Gebrauch in der dortigen Kirche zurück- ein altchristlicher Bilderzyklus, der auch von Nr. 80 wiedergegeben

führen, und zwischen den einzelnen sind so enge Stilüberein- wird. Die zwanglose Haltung und Bewegung, die Freiheit in der

Stimmungen und gegenseitige Abhängigkeiten vorhanden, daß man Gewandung, die Geschlossenheit der Komposition haben offenbar

schwer umhin kann, am Orte selbst eine starke Produktion voraus- viel von der Vorlage behalten. Es ist zu bedauern, daß uns von

zusetzen. Allerdings fehlen auch hier alle Quellenangaben. Weder dieser Gruppe nicht reichlicheres Material erhalten ist, wir würden

wird uns che Herstellung von Schnitzwerken überhaupt, geschweige dort sonst gewiß mehr Vorbildliches für die jüngere Metzer

denn bestimmter uns erhaltener Stücke, in Metz überliefert, noch Schule finden, wie überhaupt von ihr und der Liuthardgruppe die

wird die Entstehung dort durch Dedikationsverse in den Hand- weitere Entwicklung bis tief in das X. Jahrhundert hinein ausgeht
Schriften belegt. Nur in dem Dro- und über die französischen Grenzen

gosakramentar besagt eine Eiste K*lff8lB'!^ff'3iPg||^^ 111111 ujl] nach Deutschland und nach England

der Metzer Bischöfe, daß es unter MEjl|5|j38^^ hinüberführt.

Bischof Drogo angefertigt ist, und die MBSeS;^ Die jüngere Metzer Gruppe (von

Namensangabe des Bischofs Adalbero UjBpj^^^S^Tj^^^^^^^^^^^jlj^^'^^lSSM ' ^ 1 an) ze'<llt m ihren einzelnen

auf einem allerdings erst der Wende EjfiSw'mifHG^ *?wkM^'aJ££* f'^^ Vt^^iFwtBII Stücken trotz zahlreicher gemein-

des X. Jahrhunderts ungehörigen [^p^aP^^üRv^lir^ sumer Züge große Verschiedenheit in

Elfenbein weist ebenfalls auf Metz. EKl%f^i8lT''^<^*^ '''hl'£MB^^ ''^jS^^Bw^pl der Qualität, die zum Teil wenigstens

Absolute Sicherheit für die Metzer WK v/,V?;./v" ^J'-*'- ^ "^T^t« auf die frühere oder spätere Ent-

Entstehung ist damit zwar auch noch BBBKQHv ■,• ,**^~—r —"^ÜnC^hm im ifof^''ffiffU stehungszeit zurückzuführen ist. Die
nicht gegeben, aber der ganze Koni- IBljil^SfflSlM Berliner Platte (Nr. 81) läßt deutlich

plex gehört so sehr zusammen, daß ^^^K^WpPPBBR ^jJ^^^^BßBt^l^S^ sehen, wie auf sie auch die Produk-

es schon eine sehr merkwürdige jHB^BnBmffW'tiEiBB^BBH^CT^JM^toW» "»mHl t*on f'er Liuthardgruppe eingewirkt

Kombination wäre, wenn sich alles llffjl^fffjffl hat, es findet sich ein starker Anklang

erst nachträglich in Metz zusammen- mflffijj;:,'fl frIfffcT^^BHfnlT 1 FmL^MrjS^^t^^mrMrE^^B an die Lebhaftigkeit der Gebärden,

gefunden hätte. Die Werke gliedern ^BII^WwHb "AoTflf "W i'jt ■^aP^S^^fl^fp'^^H an das Vorstrecken der Köpfe, an das
sich deutlich in zwei Gruppen: die iK^'^^^HHHB^llfi \ 1 f'»J<^^^Wpj^^^Mw^^mb Übergreifen der Figuren über den

eine in frühere Zeit, die flun i) das ■^l^^ip^^^^jä^^^BB I P^^i^»Mf^MMr^PI^'l^P-* Rahmen, an die Behandlung des Erd-

Sakramentar des Bischofs Drogo DslSltlJ^'-s. " ' ' - Jti^v r jiimlSH bodens, die mit ihren Schnörkeln

(826—855) ungefähr bestimmt wird, fryffi ftni^ und Wellen ganz ähnlich übernom-

die andere jüngere, für die sich bis- ~, ' ^'■KR)3HHP^Mm^^HbJ inen und weitergeführt wird. Dem-

lier keine äußeren festen Daten ge- UHSgA* ,!<^^^Jffli^MgM^nj gegenüber aber treten deutlich auch

funden haben, die aber durch dasStu- BP^iljlffl^ {■ , ''^VHlHfflHR die Veränderungen auf. Man ver-

dium der dazugehörigen flandschrif- m b ^Hw^tW^' *' ll%s^ & ■ ' "r**k ' gleiche nur die Hochzeit zu Kana

ten vielleicht noch fester determiniert MmlnffWi ' \ "^MHWIHll^WM mit der Darstellung der Liuthard-

werden kann. Sicherlich entfaltet sie 1 ^ ' ' , s„ > \>r

ihre Hauptwirksamkeit erst im letz- Wtt$gSm&fc - ~39F£1|9I1HH^IHq9BI Füllung der Bild fläche ist mehr

ten Viertel des IX. Jahrhunderts bis |Bp^£ggggl^ ausgeglichen, die Kopfhöhe rückt
in den Anfang des X. und zieht mKSBSBBBKUB strenger auf das (deiche Niveau,
ihre Kreise noch weiter in das Jahr- ^HHHHHIHBHHHHHHHHHBBHHiWHHHIIIH die einzelnen Figuren stehen gleich-
hundert hinein. Abb- '9- mäßiger ^koordiniert beieinander.
Die frühe Metzer Gruppe vertritt in derselben Weise wie die Dies nimmt noch zu bei der gleichen Darstellung der Würzburger
Liuthardgruppe die malerische Bichtung, und die uns erhaltenen Platte (Nr. 82). Der Faltenwurf konsolidiert sich stärker zu fest-
Stücke sind vermutlich noch um einige Jahrzehnte früher anzu- stehenden Linienmotiven, die Köpfe sammeln sich zu einer kleinen
setzen. Die Deckelplatten des Drogosakramentars (Nr. 74) sm<l Anzahl von stets wiederholten Typen mit stereotyp geformten
breiter skizzenhafter Weise in ziemlich flachem Belief mit aus- Haaren, mit kleinen, perlenartig gerundeten Augäpfeln, kurzer
geschnittenem Grund gearbeitet und gleichen in ihren Formen sehr Schädelform und breitem, oft viereckigem Kinn. Ganz bestimmte
den Malereien der Handschrift, die sich ebenfalls durch einen ganz scharfzackige Formen nimmt das Blattw erk an und bildet inner-
malerischen Charakter im Gegensatz zur Adagruppe auszeichnen. halb weniger bestimmter Palmettenformen leichte Variationen.
Auf dem Frankfurter Buchdeckel (Nr. 75) tritt diese Art von Beliefs Auch hier sind die Ausgangspunkte in der älteren Metzer und
zusammen mit einem sehr viel sorgfältigeren und besser propor- in der Liuthardgruppe vorhanden, aber das Leichtbewegte ist
tionierten Stück, das auf einen hervorragenden Künstler hin- einem flacheren und fest geschnittenen, gleichmäßig dicht füllen-
weist, auch durchaus auf den malerischen Ausdruck hinzielt den Blattrahmen gewichen.

und durch starke, bewegte Flächen, nicht durch scharfe Linien- Der Kreuzigungstypus bei dieser Gruppe ist ein feststehender und

Zeichnung wirkt. Vermutlich von derselben Hand stammen zwei kommt mit kleinen Variationen fast ein Dutzend Mal vor. Die
 
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