Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Abb. ;o. Bestattung der hl. Katharina, von Luini. Brera.

Die Visronli und die Sforza.

N

achdem Mailand ss83 wieder als freie Stadt von dem Aaiser anerkannt
worden war, hatte es sich schnell und kräftig entwickelt. Die Bürgerschaft
erstarkte im Bewußtsein eignen Wertes und eigner Bedeutung; die Sicherheit,

die die befestigten Mauern gewährten, zog mehr und mehr Adlige in die Stadt.
Aber sie brachten den Gedanken an ihre bevorzugte Stellung mit in ihre neue

Heimat — ihre Ansprüche stellten sich denen der eingesessenen Bürgerschaft gegen-
über. Noch mehr Gegensätze bildeten sich innerhalb der Stadtgemeinde aus. Der
Aamps zwischen den Parteien, zwischen Guelfen und Ghibellinen, wurde auch in
Mailand so stark, daß die Sehnsucht der beunruhigten Bürgerschaft nach einem
festen Oberhaupt wuchs. Noch hatte Mailand seine republikanische Verfassung,
als die Visconti in die Schicksale der Stadt eingrisfen.
Die Visconti waren erzbischöfliche Ritter gewesen, daher ihr Name: Vice
coirütes. Sie waren nicht die erste Familie, die in der Geschichte der Stadt eine
führende Stellung einnahm; ihnen war die guelsische Familie della Torre voran-
gegangen — Martino della Torre f Z263 hatte zuerst den Titel Anziano, Ältester
oder Signore geführt, Zhr gegenüber entwickelte sich allmählich die ghibellinische
Familie der Visconti zu immer größerer Macht, und Trzbischos Otto aus dem
Hause der Visconti wußte Z277 den unbeliebten Napo della Torre, der sich Z27H
zum Reichsvikar hatte ernennen lassen, zu beseitigen.
Die Visconti repräsentieren „die vollständigste Ausbildung der Tyrannis im
ZH. Jahrhundert". Gegen alle Verschwörungen ihrer alten Feinde, der Torre,
wußten sie ihre Stellung zu behaupten. Zuerst empfand das durch viele Aämpfe
ermüdete Mailand den starken Millen eines einheitlichen Oberhauptes als eine
 
Annotationen