Abb. 27. Marmorrelief der hl. drei Könige. S. Lustorgio. (S. 60.)
Die Skulptur des Trerento.
ss. und s2. Jahrhundert hatte Oberitalien wie Mittelitalien keine be-
KZL/ deutenden Bildhauer gebracht. Die eigenen Aräfte versagen, man verläßt
sich auf fremde Meister, und als der oberitalienische Aünstler selbst beginnt,
Menschen zu bilden, da wissen die unbeholfenen Hände nicht viel zu formen, langsam
nur gewinnt der Aünstler das Verhältnis zur Wirklichkeit. Nur wenige Beispiele
dieser Epoche sind in Mailand erhalten. In das ich. Jahrhundert ist das Aruzifix
zu rechnen, welches im rechten Seitenschiff im Dom über dem Tteinsarge des
Aribert hängt. Es hat noch eine besondere geschichtliche Bedeutung dadurch, daß
es auf dem Earroccio, dem heiligen Streitwagen der Mailänder, gestanden haben
soll. Das Aruzifix ist aus mehreren aufgenieteten Metallplatten zusammengesetzt.
An dem gemarterten Leib sind die Arme und Beine (die Füße sind noch getrennt
aufgenagelt) dürr und gestreckt, der Brustkorb und der stark hervortretende Leib
sind konventionell behandelt. An den Enden des Querholzes stehen Maria und Jo-
hannes in klagender Gebärde, über dem gesenkten Haupt des Erlösers weinen Tonne
und Mond als Frauengestalten. Die Natur trauert mit.
An die Niederlage des Aaisers Barbarossa schließen sich die Reliefs der alten
Aorta Romana an (Museo Archeologico). To stillos und willkürlich sie sind,
so sind sie doch ein interessantes Beispiel sür den „historischen" Tinn, den nur eine
Zeit kennen kann, die zum Bewußtsein ihrer Araft gekommen ist, wie das s2. Jahr-
hundert in Oberitalien durch die Entwickelung des Bürgertums. Die alte Aorta
Romana wurde f?93 abgetragen. Die Reliefs befanden sich am Aapitell der