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der hohen, im Mittelpunkt gelegenen Berge, den Skawfell
oder Hehvellyn, so überschaut man fast mit einem Blicke
das ganze Gebiet; man sieht ringsumher die Thäler mit
ihren Seeen und weithinaiis das Meer.

An einem dieser Flüfschen, dem Derwent, nicht "weit
von der Küste liegt das Städtchen Cockermouth, wo Wil-
liam Wordsworth am 7. April 1770 geboren wurde.
Der wilde Flufs, der hinter des Vaters Garten vorbei-
rauschte, sang ihm das Wiegenlied; er war des Knaben
liebster Spielgefährte, dessen Murmeln ihn frühe schon
daran gewöhnte, auf die geheimnisvollen Stimmen der
Natur zu lauschen. Hier verlebte er die ersten Jahre
seiner Kindheit mit seiner Schwester Dorothy zusammen.
Sie spielten auf der grünen Terrasse am Ende des Gar-
tens, wo die Vögel sich am liebsten aufhielten, oder sie
kletterten in den Ruinen der alten Burg, die das Städt-
chen überragte, umher, — er ein wilder, trotziger Bursch,
der der Mutter Sorge um seine Zukunft machte. Tief
hafteten einzelne Scenen kindlicher Unbändigkeit noch im
Gedächtnis des Mannes, wie er einst im heftigen Unmut
über eine Strafe in die Dachkammer hinauflief, wo er
wufste, dafs einige Rapiere aufbewahrt wurden, mit der Ab-
sicht sich zu töten. Im entscheidenden Augenblicke fehlte
ihm dann doch der Mut. Ein andermal spielte er mit dem
Bruder in des Grofsvaters Wohnstube Kreisel. „Würdest
du es wagen", ruft er a\is auf eines der Familionporträts
weisend, „der Dame da mit der Peitsche eins auf ihren
Reifrock zu versetzen." — „Nein", wehrte der erschreckte
Bruder ab. „Da sieh", und mit diesem Worte schlug der
kleine Trotzkopf mitten durch das Bild. „Ich bin dafür
zweifellos genügend bestraft worden, obgleich icli es ver-
gessen habe", schliefst er die Anekdote.
 
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