Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 39 —

ringste Verständnis für den lebhaften Geist des begabten
Kindes sich in der Enkelin nur eine Magd erziehen woll-
ten. Nur die frühesten Morgenstunden, die sie dem Schlaf
entzog, gehörten ihr und der Befriedigung ihres geistigen
Hungers. Da klammerte sich ihre freudebedürftige Natur
an die Erwartung der Ferien, wo sie mit dem geistig
nahe verwandten Bruder alle ihre Gedanken, ihre grofsen
und kleinen Sorgen teilen durfte. Mit der aufmerksamen
Liebe einer Mutter folgt die jüngere Schwester der Ent-
wicklung ihres Lieblings. Die andern mögen den fieifsigen
Christopher ihrem William als Muster aufstellen: sie
weifs genau, dafs eine viel höhere Begabung unter
dem träumerischen Wesen des Älteren verborgen liegt:
„Christophers Anlagen sind denen Williams ähnlich'-,
schreibt sie an eine Freundin, „und seine Neigungen
gehen in derselben Richtung, doch er wird sein Glück
wahrscheinlich viel eher machen. Er ist nicht so warm-
herzig wie William, wenngleich auch er ein liebevolles
Herz besitzt. Seine Fähigkeiten, obgleich nicht so grol's
wie die seines Bruders, werden ihm von gröfserem Nutzen
sein, da er keine besondere Vorliebe für einen Zweig der
Wissenschaft hat, noch eine Abneigung gegen andere hegt.
Er ist kein Freund der Mathematik, hat aber genug
Energie, sie zu studieren, weil ohne dies es ihm unmög-
lich wäre, eine Fellowship zu erlangen. William, wie
•du gehört haben wirst, verlor die Aussicht auf eine
solche, da er seine Neigungen nicht bekämpfen konnte. —
William hat eine grofse Neigung für Poesie, was wahr-
scheinlich nicht zu seinem Fortkommen in der Welt bei-
tragen wird. Seine Freuden liegen hauptsächlich in der
Einbildungskraft: Er ist nie glücklicher, als wenn er in
einer schönen Landschaft ist."
 
Annotationen