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schreibt ihm in seiner pathetischen Weise noch viele Jahre
später: „Glauben Sie, dafs ich je vergessen könnte, wel-
chen Freundschaftsdienst Sie mir leisteten, als ich ihn
am nötigsten brauchte? Ihr Haus war das meinige, als
ich kein anderes hatte; selbst das Geld, womit ich meinen
Trauring kaufte und meine Heiratsgebühren bezahlte, waren
von Ihnen entlehnt. Bei Ihren Schwestern liefs ich Edith
während meiner sechsmonatlichen Abwesenheit und von
Ihnen empfingen wir nach meiner Eückkehr von Woche
zu "Woche das "Wenige, wovon wir lebten, bis ich selber
fähig War, mir andre Mittel zu erwerben." Mit so edler
Opferfähigkeit paarte sich bei Cottle im persönlichen Ver-
kehr eine etwas sentimentale Gutherzigkeit und ein reich-
ten Stück Eitelkeit, die ihn leicht den Neckereien der
übrigen aussetzten. Doch freute sich jeder seines Be-
suches, und er selber folgte gerne der Einladung, um in
dem herrlichen Park von All'oxden der Lektüre der neuesten
Dichterwerke der Freunde zu lauschen und sie durch seine
Begeisterung, vielleicht auch die mehr reelle Aussicht,
emes zahlenden Verlegers sicher zu sein, anzufeuern.

Diese Tage des Glanzes von Jung-England, an denen
er> wie er mit Stolz fühlte, so viel Anteil hatte, hat er
später in seinen „frühen Erinnerungen an Coleridge" dar-
gestellt. Er war als Schriftsteller viel zu unklar und
^s Mensch zu eitel, als dafs er seine Eolle nicht hätte
überschätzen müssen. Der wahrheitsliebende, gerade Poole
war gallz aufgebracht über ein so konfuses, ungenaues
Machwerk. Doch bleibt dies Buch, schon um des vielen
Briefmaterials willen, eine wertvolle, wenn auch vorsichtig
zu benutzende Quelle.
 
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