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— 107 —

nigen und unbeengten „Zöglings der Natur" ist seiner
Dichtung sein ganzes Leben hindurch treu geblieben.

Mit zurückgewandtem Blicke erscheint uns der Dichter
in dieser Epoche. Das Heiniweh brachte ihm unwillkür-
lich sein früheres Leben vor Augen. „"Williams Geist ist
rastlos thätig. Er überarbeitet sich", schreibt Dorothy
besorgt, wahrend der Umfang des Geschriebenen doch
nicht gerade grofs war. Je weniger Befriedigung ihm
aber die Gegenwart bot, um so mehr lebte er in Zukunfts-
plänen. Coleridges Gedanke des grofsen Gedichtes von
Gott, Natur und Mensch trat ihm greifbar vor die Seele.
Er beschlofs ihn auszuführen. Doch erst wollte er sich
prüfen, ob er auch fähig für eine solche Lebensarbeit sei.
Ein jeder Mensch empfindet und erlebt in seinem be-
grenzten Dasein das Zusammenwirken dieser drei Faktoren.
An der Darstellung seines eigenen AVerdens, an seinem
Reifen zum Dichter wollte er sich selber messen, ob er
geschaffen sei, das Allgemeine, das Weltall zu umfassen.
So entstand damals der Gedanke und der Plan seines auto-
biographischen Gedichtes. Die ganze schöne Kinderzeit mit
all ihrer Sonnenfreude zog an ihm vorüber; einzelne Scenen
traten ihm so hell und deutlich vor Augen, dafs er sie
sofort niederschrieb, so den Knaben von "Windermere und
jene Weihestunde der nächtlichen Kahnfahrt;1 und in seinen
Matthew - Gedichten wurde ihm die Gestalt des alten treuen
Lehrers lebendig. Die Proben wurden natürlich gleich
an Coleridge gesandt, der sie mit Freuden empfing und
den Dichter mit seiner Begeisterung neu anspornte.

Mit der ersten Frühlingsahnung im Februar verliefsen
die Geschwister „die trübsinnigen Wälle des einst kaiser-

1) Sieho Übers. Nr. LXXXVII, 2 u. 3.
 
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