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— 165 —

Krieges entfaltet sich um so strahlender die stolze Körner-
tugend und die Vaterlandsliebe gleichwie die weibliche
Empfänglichkeit und die Anmut seiner Seele. Den Zeit-
genossen galt dies Gedicht für den Ausdruck der Ver-
ehrung des Dichters für den Liebling des Volkes, für
Nelson. Doch selbst der Greis Wordsworth hat noch
das Seinige dazu gethan, um der Nachwelt diesen Glau-
ben nicht zu lassen. Die Fenwick-Note sagt ausdrück-
lich, dafs er sich nicht habe entschliefsen können, Nel-
sons Namen, wie er wohl gewünscht hätte, mit dem
Gedichte in Verbindung zu bringen, oder auch nur mit
Befriedigung an ihn zu denken hinsichtlich dessen, was
ein Krieger sein sollte. "Weit mehr schwebten ihm Züge
eines anderen Charakters vor Augen, eines Mannes, der
kurz vor Nelson bei einem Schiffbruch seinen Tod in den
Fluten gefunden hatte, seines Bruders John.

Wordsworth lebte damals in leidenschaftlicher
Trauer um diesen Bruder, der nach Dorothy von den
Geschwistern seinem Herzen am nächsten stand. Es ist
mehr als die idealisierende Liebe und der Schmerz um
den Toten, der hier den einfachen Kapitän eines Kauf-
farteischiffes mit der Gröfse des Seehelden nicht nur in
Verbindung bringt, sondern ihn derselben vorzieht; es ist
der Ausdruck jenes demokratischen Zuges, der dem Manne,
der ungesehen in seinem kleinen Kreise bis zum Letzten
unentwegt seine Pflicht thut, die gleiche Palme reicht wie
dem, der berufen ist, die Völkergeschicke zu lenken.

John war nach des Vaters Tode den Geschwistern
fast ganz fremd aufgewachsen. Er war sehr jung zur
See gekommen. Von Natur still und zurückhaltend hatte
er sich auf den langen Seefahrten immer mehr daran ge-
höhnt, nach Innen zu leben. Als ein echter "Words-
 
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