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— 167 —

wieder begrüfsen; die Geschwister sali er noch einmal
flüchtig in London im Jahre 1802. Er hatte den Ge-
winn doch nicht so schnell gefunden, wie er gehofft
hatte. Seine letzte Reise machte er 1805 als Kapitän
eines Schiffes der ostindischen Gesellschaft. Kurz vor
der Landung, vom Ufer aus schon sichtbar, strandete es.
Der Kapitän und fast die ganze Mannschaft kamen in
den Fluten um. Ein überlebender Offizier schilderte ihn,
wie er bis zuletzt mit unerschütterter Ruhe auf seinem
Platze ausgehalten und der Mannschaft Mut und Ausdauer
zugesprochen habe. Der Gedanke, dafs er so ehrenvoll
und mannhaft untergegangen, besänftigte etwas den tiefen
Kummer der Geschwister und Freunde. Es war der erste
grofse persönliche Schmerz, der unsern Dichter getroffen
hatte. Er erzählt, wie er versucht habe, seinem Gefühl,
um das Übermafs des Schmerzes zu erleichtern, in einem
Gedichte, das den Tugenden des Bruders gerecht werden
sollte, Ausdruck zu geben. Allein der Sturm der Empfin-
dung habe ihn die Verse immer wieder vergessen lassen,
so dafs er die Arbeit auf ruhigere Zeit verschieben
mufste.

In den elegischen Stanzen auf den Tod des Bruders1
ist der Schmerz schon abgeklärt. Sie sind an der Stelle
des letzten Lebewohls von dem Scheidenden gedacht und
zeigen klarer als manches andere Gedicht die eigentüm-
liche Denkungs- und Dichtungsart von "Wordsworth.
Die einsame Felsenlandschaft, der stolze Adlerflug, der
schmerzliche Abschied, der Schiffbruch — alles zieht in
grofsen, dramatisch bewegten Bildern an dem Leser vor-
über, und doch nur um zu zeigen, wie dieser männlichste

1) Nr. XXXIII.
 
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