Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 195 —

solchen "Werke nicht werde gewachsen sein, und Words-
worth wie Southey bemerkten, dafs seine praktische
Energie seit den Tagen des verunglückten „Wächters"
nicht erstarkt war, und prophezeiten ein noch schnelleres
Fehlschlagen.

"Wenn die Zeitschrift trotzdem achtundzwanzig Num-
mern sah, so mui's man freilich die Arbeitsfähigkeit, die
Coleridge zu Anfang entfaltete, bewundern, da er fast
den ganzen Inhalt allein schrieb. Unterstützt wurde er
hierbei durch Sara Hutchinson, Wordsworths Schwä-
gerin, die damals ganz in der Familie lebte, und die sein
unermüdlicher Sekretär war. Natürlich halfen auch Words-
worth und Southey aus, wenn er in gar zu arger Ver-
legenheit war. Der früher besprochene Brief von Mathetes
und Wordsworths Antwort darauf stehen im „Freund",
und eine der letzten Nummern brachte Wordsworths
kleinen Essay über Grabschriften. Er war dem Verfasser
aus einer Eeihe von Übersetzungen von Epitaphieen des
Jtalienischen Dichters Chiabrera erwachsen und durchaus
nicht für eine Veröffentlichung in dieser Zeitschrift ge-
dacht. Doch Coleridge war, wie Dorothy schreibt,
schon wieder so angegriffen und deprimiert, dafs er, als
die Zeit der Herausgabe der Nummer herankam, nichts
vorbereitet hatte und also Word sworth mit dem nicht
gerade bedeutenden Schriftchen in die Lücke eintreten
mufste. Im März 1810 nahm „Der Freund" von seinen
Lesern Abschied. Auch diesmal hatte der geistige Auf-
schwung nicht vorgehalten. „Alles", schreibt Words-
Worth an l'oole, „wird vereitelt durch eine Zerrüttung
111 seiner geistigen und moralischen Konstitution." Und
doch fühlte sieh Coleridge anfangs in der ihm so sym-
pathischen Luft der Dichterhäuslichkeit wohler als je.

13*
 
Annotationen