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bewegten Fingern. Bei aller gesunden Derbheit entbehren diese
jugendlichen Frauengestalten der Bilder Hemessens niemals einer
gewissen Grazie. Ihre Kleidung weist mit wechselnden Unterschie-
den immer dieselbe reiche Tracht des XVI. Jahrhunderts auf. Die
koloristischen Fähigkeiten des Malers feiern hier ihre Triumphe.
Er stellt mit Vorliebe ein tiefes leuchtendes Rot mit einem
gesättigtem Blau zusammen, aber außer diesen Farben erkennen
wir die Skala jener kräftigen, aber fein gegeneinander abgewogenen
Mitteltöne wieder, die uns auf den frühen Bildern so frappierten.
Besonders in den kleinen Szenen, die sich im Hintergrund abspielen,
ist dies ersichtlich. Und diese Szenen vor allem stellen die Ver-
bindung der späteren Zeit, in der er unter dem Einfluß der italieni-
sierenden Flamen steht, mit der frühen Periode her.
Die Szenen im Hintergründe der Karlsruher und Brüsseler Dar-
stellungen waren es, die in dem Braunschweiger Monogrammisten
Hemessen erkennen ließen. Dank der erneuten Prüfung und Zu-
sammenstellung aller in Frage kommenden Bilder erscheint mir diese
Behauptung erwiesen zu sein.
Der rechte Hintergrund der Karlsruher Tafel erinnert uns an
Bilder in der Art des Berliner Bordelles. Die Hintergrunds-Szenen
der Wiener Matthäus-Bilder bringen religiöse Szenen in italieni-
sierender Behandlung, die in ihren faltenreich drapierten Gewän-
dern an die Figuren-Behandlung erinnert, wie sie uns in der Zeit
des Weimarer Bildes entgegentritt.
Glücks Behauptung, daß bei dem Karlruher und dem Brüsseler
Bilde nur die Vorderfiguren von Hemessen seien, während die
kleinen Figuren von dem von Hemessen getrennten Monogrammisten
herrühren, ist meiner Ansicht nach ebenso hinfällig, als die in einer
brieflichen Notiz geäußerte, daß in den erwähnten Bildern zwar alles
von Hemessen gemalt sei, dieser aber nur im Vordergrund seine
Eigenheit bewahre, während er in den kleinen Figuren im Hinter-
grund ein ziemlich talentloser Imitator der Art des Braunschweiger
Monogrammisten gewesen sei.
Was die erstere Meinung anbetrifft, so hieße es die Fähig-
keiten Hemessens unterschätzen, wenn man ihm zutraute, daß er
seine Werke im Hintergrund von anderer Hand staffieren ließ.
bewegten Fingern. Bei aller gesunden Derbheit entbehren diese
jugendlichen Frauengestalten der Bilder Hemessens niemals einer
gewissen Grazie. Ihre Kleidung weist mit wechselnden Unterschie-
den immer dieselbe reiche Tracht des XVI. Jahrhunderts auf. Die
koloristischen Fähigkeiten des Malers feiern hier ihre Triumphe.
Er stellt mit Vorliebe ein tiefes leuchtendes Rot mit einem
gesättigtem Blau zusammen, aber außer diesen Farben erkennen
wir die Skala jener kräftigen, aber fein gegeneinander abgewogenen
Mitteltöne wieder, die uns auf den frühen Bildern so frappierten.
Besonders in den kleinen Szenen, die sich im Hintergrund abspielen,
ist dies ersichtlich. Und diese Szenen vor allem stellen die Ver-
bindung der späteren Zeit, in der er unter dem Einfluß der italieni-
sierenden Flamen steht, mit der frühen Periode her.
Die Szenen im Hintergründe der Karlsruher und Brüsseler Dar-
stellungen waren es, die in dem Braunschweiger Monogrammisten
Hemessen erkennen ließen. Dank der erneuten Prüfung und Zu-
sammenstellung aller in Frage kommenden Bilder erscheint mir diese
Behauptung erwiesen zu sein.
Der rechte Hintergrund der Karlsruher Tafel erinnert uns an
Bilder in der Art des Berliner Bordelles. Die Hintergrunds-Szenen
der Wiener Matthäus-Bilder bringen religiöse Szenen in italieni-
sierender Behandlung, die in ihren faltenreich drapierten Gewän-
dern an die Figuren-Behandlung erinnert, wie sie uns in der Zeit
des Weimarer Bildes entgegentritt.
Glücks Behauptung, daß bei dem Karlruher und dem Brüsseler
Bilde nur die Vorderfiguren von Hemessen seien, während die
kleinen Figuren von dem von Hemessen getrennten Monogrammisten
herrühren, ist meiner Ansicht nach ebenso hinfällig, als die in einer
brieflichen Notiz geäußerte, daß in den erwähnten Bildern zwar alles
von Hemessen gemalt sei, dieser aber nur im Vordergrund seine
Eigenheit bewahre, während er in den kleinen Figuren im Hinter-
grund ein ziemlich talentloser Imitator der Art des Braunschweiger
Monogrammisten gewesen sei.
Was die erstere Meinung anbetrifft, so hieße es die Fähig-
keiten Hemessens unterschätzen, wenn man ihm zutraute, daß er
seine Werke im Hintergrund von anderer Hand staffieren ließ.