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Wohl haben wir genug Beispiele für solche Staffierungen in der
holländischen Landschaftskunst des XVI. Jahrhunderts.
Ich erinnere z. B. an Ruysdael, der seine selten vorkommenden
Menschen von Berghem oder Ostade u. a. in die Landschaft hin-
einsetzen ließ, oder auch an Meister, die so ausschließlich
figürliche Momente in ihrer Kunst zum Vorwurf hatten, daß
sie vice versa das Landschaftliche von anderer Hand durch
Figuren beleben ließen. Hierher gehört z. B. Victors oder
Jan Vonck, in dessen landschaftlichen Staffagen wir die Hand
Ruysdaels erkennen; der Blumenmaler Seghers bat van der Baien,
ihm in seine Madonnen Blumenkränze zu malen. Doch ist mir kein
einziger Fall bekannt geworden, der bei Hemessen doch eintreten
würde, daß ein Meister, der die menschliche Figur mit großer Kunst
zu malen versteht, nur die Figuren des Vordergrundes ausgeführt,
die des Hintergrundes aber anderer Palette überlassen hätte.
Vergleicht man die Hintergrundfiguren des Karlsruher und
Brüsseler Bildes mit den figürlichen Details des Heidelberger und
Braunschweiger Bildes, so wird man einen Zweifel an der Identi-
fikation des Meisters dieser Bilder aufgeben müssen. Desgleichen
weisen auch die großen und kleinen Figuren auf den Karlsruher
und Brüsseler Tafeln zweifellos dieselbe Hand auf.
Was aber die andere Annahme anbetrifft, Hemessen habe in
den Hintergrundfiguren den Monogrammisten imitiert, und zwar
ohne Talent, so scheint mir — abgesehen von der allgemeinen Un-
glaubwürdigkeit einer solchen Hypothese — die ungemein geist-
reiche Behandlung gerade dieser Nebenszenen sie auszuschließen.
Was mir entscheidend zu sein scheint, ist dies, daß die
gleiche Stilwandlung, die wir in den kleinfigurigen Ge-
mälden fanden, nämlich der Übergang von der nationalen
zur italienisierenden Manier, auch in den Hintergrunds-
figuren der großfigurigen Sittenbilder zu gewahren ist.
Woermann und Scheibler kamen auf den beiden möglichen
Wegen zu dem gleichen unabhängigen Zuweisungsresultat des Karls-
ruher Bildes an Hemessen. Ersterer schrieb dieses Gemälde auf
Grund der großen und kleinen Figuren, letzterer zunächst nur auf
Wohl haben wir genug Beispiele für solche Staffierungen in der
holländischen Landschaftskunst des XVI. Jahrhunderts.
Ich erinnere z. B. an Ruysdael, der seine selten vorkommenden
Menschen von Berghem oder Ostade u. a. in die Landschaft hin-
einsetzen ließ, oder auch an Meister, die so ausschließlich
figürliche Momente in ihrer Kunst zum Vorwurf hatten, daß
sie vice versa das Landschaftliche von anderer Hand durch
Figuren beleben ließen. Hierher gehört z. B. Victors oder
Jan Vonck, in dessen landschaftlichen Staffagen wir die Hand
Ruysdaels erkennen; der Blumenmaler Seghers bat van der Baien,
ihm in seine Madonnen Blumenkränze zu malen. Doch ist mir kein
einziger Fall bekannt geworden, der bei Hemessen doch eintreten
würde, daß ein Meister, der die menschliche Figur mit großer Kunst
zu malen versteht, nur die Figuren des Vordergrundes ausgeführt,
die des Hintergrundes aber anderer Palette überlassen hätte.
Vergleicht man die Hintergrundfiguren des Karlsruher und
Brüsseler Bildes mit den figürlichen Details des Heidelberger und
Braunschweiger Bildes, so wird man einen Zweifel an der Identi-
fikation des Meisters dieser Bilder aufgeben müssen. Desgleichen
weisen auch die großen und kleinen Figuren auf den Karlsruher
und Brüsseler Tafeln zweifellos dieselbe Hand auf.
Was aber die andere Annahme anbetrifft, Hemessen habe in
den Hintergrundfiguren den Monogrammisten imitiert, und zwar
ohne Talent, so scheint mir — abgesehen von der allgemeinen Un-
glaubwürdigkeit einer solchen Hypothese — die ungemein geist-
reiche Behandlung gerade dieser Nebenszenen sie auszuschließen.
Was mir entscheidend zu sein scheint, ist dies, daß die
gleiche Stilwandlung, die wir in den kleinfigurigen Ge-
mälden fanden, nämlich der Übergang von der nationalen
zur italienisierenden Manier, auch in den Hintergrunds-
figuren der großfigurigen Sittenbilder zu gewahren ist.
Woermann und Scheibler kamen auf den beiden möglichen
Wegen zu dem gleichen unabhängigen Zuweisungsresultat des Karls-
ruher Bildes an Hemessen. Ersterer schrieb dieses Gemälde auf
Grund der großen und kleinen Figuren, letzterer zunächst nur auf