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Grefe, Uta
Die Geschichte der Architekturfotografie des 19. Jahrhunderts: Architekturfotografie - Architekturmalerei — 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.27179#0060
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5^ -

oder das Völkerschlachtdenkmal in der Post-
kartenindustrie auch schon besondere Be-
achtung (170) (Abb. 119)- Beliebt waren zu
dieser Zeit auch Feldpostkarten, die über das
aktuelle Geschehen auf Kriegsschauplätzen und
über den Zerstörungsgrad der Städte Auskunft
gaben. Schon im Deutsch-Französischen Krieg
soll der bereits erwähnte Buchdruckereibe-
sitzer A. Schwartz eine Karte mit einem kleinen
aufgedruckten Artilleriebildchen, das den Kriegs-
schauplatz wiedergab, verschickt haben (171)* Im
ersten Weltkrieg kam von einer Schweizer Firma
eine Fotografie von 1871 in Umlauf, die die
stark zerstörte Kathedrale von Reims zeigt, so
daß bei Uneingeweihten der Eindruck entstand,
als wäre das Bauwerk wieder fast vernichtet
worden (Abb. 120). Gleichzeitig verbreitete die-
selbe Firma eine weitere fälschend übertuschte
fotografische Ansichtspostkarte, die einen
brennenden und einen einstürzenden Turm der
Kirche wiedergibt (172) (Abb. 12l). An diesen
Beispielen wird deutlich, daß die fotografische
Ansichtspostkarte aufgrund ihrer weiten Ver-
breitungsmöglichkeiten als agitatorisches Mittel
eingesetzt werden und damit eine gefährliche
Funktion erhalten konnte,da sie vor allen Dingen
in der damaligen Zeit auch als authentisches
Dokument angesehen wurde.

Abgesehen von den kommerziellen Interessen der
Industrie, spiegelt die Ansichtskartenproduktion
die kulturellen Strömungen und das historische
Bewußtsein einer breiten Bevölkerungsschicht
wider.
 
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