362 LEBEN EAPHAEL'S
genügende, die Erklärung ,Paulus und Areopag' aber auch.
Soll die den Arm gradaus uns entgegenstreckende Gestalt
Aristoteles sein, so lässt sich jene erste Skizze des Vene-
tianer Skizzenbuches hierfür anführen; soll sie Paulus sein,
so haben die Gestalten dieses Apostels wo Raphael ihn sonst
darstellt — (auf den Teppichen vornehmlich) — ebenso ent-
schiedene Verwandtschaft mit unserer Figur. Wie sehr sich,
jenachdem wir das Eine oder Andere annehmen, die Be-
deutung mancher Figur ändere, haben wir gesehn. Nur ganz
bestimmte Nachrichten, etwa ein Brief aus der gleichen Zeit
oder ähnliche unbestreitbare Doeumente würden uns in Stand
setzen, mit mehr Sicherheit zu reden.
Als zur Zeit der letzten Umarbeitung der Disputa ent-
standen, muss hier noch von den Sonetten Raphael's die
Rede sein.
Bekannt sind deren fünf, sämmtlich auf Studienblätter
zur letzten Durcharbeitung der rechten unteren Seite des
Gemäldes niedergeschrieben. Setzen wir die letzte Umgestal-
tung der Arbeiten in der Camera della Segnatura nach Auf-
deckung der Sistina Michelangelo's (Weihnachten 1509), wor-
auf die Malerei dann ohne Zweifel rasch vorwärts ging, da
1511 das Zimmer schon vollendet war, so dürfen wir als
Entstehungszeit dieser wenigen dichterischen Versuche Ka-
phael's den Frühling 1510 annehmen, die Tage also, aus
denen Bembo ') am 15. April berichtet: ,Lo Illustrissimo
Signor Duca nostro e Madama Duchessa vennero questo
carnassale. Furono benissimo veduti da nostro Signore e da
tutta Roma, e cosi festeggiati e visitati ed onorati grande-
mente, hanno fatto qui, e quelli di sollazevoli, e la quadra-
gesima e la Paaqua. Furono appresentati da Nostro Signore,
') Delle Lettere di Messer Pietro Bembo Vol. III, Verona 1743 p. *2-
genügende, die Erklärung ,Paulus und Areopag' aber auch.
Soll die den Arm gradaus uns entgegenstreckende Gestalt
Aristoteles sein, so lässt sich jene erste Skizze des Vene-
tianer Skizzenbuches hierfür anführen; soll sie Paulus sein,
so haben die Gestalten dieses Apostels wo Raphael ihn sonst
darstellt — (auf den Teppichen vornehmlich) — ebenso ent-
schiedene Verwandtschaft mit unserer Figur. Wie sehr sich,
jenachdem wir das Eine oder Andere annehmen, die Be-
deutung mancher Figur ändere, haben wir gesehn. Nur ganz
bestimmte Nachrichten, etwa ein Brief aus der gleichen Zeit
oder ähnliche unbestreitbare Doeumente würden uns in Stand
setzen, mit mehr Sicherheit zu reden.
Als zur Zeit der letzten Umarbeitung der Disputa ent-
standen, muss hier noch von den Sonetten Raphael's die
Rede sein.
Bekannt sind deren fünf, sämmtlich auf Studienblätter
zur letzten Durcharbeitung der rechten unteren Seite des
Gemäldes niedergeschrieben. Setzen wir die letzte Umgestal-
tung der Arbeiten in der Camera della Segnatura nach Auf-
deckung der Sistina Michelangelo's (Weihnachten 1509), wor-
auf die Malerei dann ohne Zweifel rasch vorwärts ging, da
1511 das Zimmer schon vollendet war, so dürfen wir als
Entstehungszeit dieser wenigen dichterischen Versuche Ka-
phael's den Frühling 1510 annehmen, die Tage also, aus
denen Bembo ') am 15. April berichtet: ,Lo Illustrissimo
Signor Duca nostro e Madama Duchessa vennero questo
carnassale. Furono benissimo veduti da nostro Signore e da
tutta Roma, e cosi festeggiati e visitati ed onorati grande-
mente, hanno fatto qui, e quelli di sollazevoli, e la quadra-
gesima e la Paaqua. Furono appresentati da Nostro Signore,
') Delle Lettere di Messer Pietro Bembo Vol. III, Verona 1743 p. *2-