Beendigung der Deckenmalerei in der Sixtina
gezogen, um sich den Medicis, den neuen Herren der Stadt, dienstwillig zu erweisen. Die
Fünfundzwanzig annullieren das Consiglio grande, besetzen die Ämter neu und heben die
eingeführte Nationalbewaffnung auf, eine Art Landwehr, bei deren Zustandekommen Machia-
velli besonders beteiligt war. Der Regierungspalast erhält eine Besatzung spanischer Truppen
unter Paolo Vettori. Im Palaste der Medici findet sich endlich die vertriebene Familie zusammen:
die Stadt war auf die legitimste Weise unter ihre Botmäßigkeit zurückgekehrt.
Es sind genug Briefe erhalten, um erkennen zu lassen, wie Michelangelo von Rom aus an Michelangelos
allen Schicksalen Toskanas teilnahm. Ununterbrochen empfing er Mitteilungen von den
Seinigen und gab Antwort. Im September, als die Dinge schlimm standen, war seine Meinung, von Florenz
sie sollten alles im Stiche lassen und nach Siena entfliehen, denn das Leben sei mehr wert als
Besitz, und wenn ihnen Geld fehle, wolle er dafür sorgen.
Unter solchen fortwährenden Kämpfen um das Geschick der Seinigen und des Vaterlandes Michelangelos
malte Michelangelo an seinen Sibyllen und Propheten. Wiederum drängte der Papst auf Ab- "hopta,
schluß und wollte keinen Urlaub gestatten. Eines Tages erscheint er oben und wünscht zu Bilder
wissen, wann Michelangelo denn endlich fertig sein werde. Wenn ich kann, antwortet dieser. 289-293
Du hast wohl große Lust, daß ich dich von dem Gerüst herunterwerfen lasse? donnert ilm jetzt Julius
an. Michelangelo geht nach Hause und macht sich fertig, ohne weiteres abzureisen. Da stürzt
der junge Accursio, der Lieblingspage des Papstes herbei, bringt fünfzig Skudi, entschuldigt
den heiligen Vater so gut es gehen will und besänftigt Michelangelo, der nun auf einige Tage
nach Florenz geht und sich dann zur Arbeit in Rom wieder einfindet. Im September 1512
teilt Michelangelo seinem Vater mit: die Kapelle sei beendet und der Papst in hohem Grade
zufriedengestellt. Im übrigen, fährt er fort, gehen die Dinge nicht wie ich wünschte, aber die
Zeiten tragen Schuld, die unserer Kunst nicht günstig sind. Zu Allerheiligen werde ich diesmal nicht
nach Florenz kommen können. Sorgt für euch selber und kümmert euch nicht um die Sorgen anderer
Leute. Zu Allerheiligen 1512 wurde die Kapelle geöffnet, in welcher der Papst Hochamt hielt
und wo wiederum ganz Rom zusammenströmte, um das vollendete Werk anzustaunen.
Dennoch war Julius noch nicht zufrieden. Seine Ungeduld war Schuld daran gewesen, daß Michelangelo
Michelangelo die Malerei für fertig erklärt hatte, ehe die letzten Retuschen mit Ultramarin
und Gold darauf angebracht worden waren. Jetzt sollte das Gerüst wieder aufgeschlagen und
die Versäumnis nachgeholt werden. Michelangelo widersetzte sich. Das seien keine Leute
gewesen, die er da gemalt habe, welche Gold getragen hätten. Aber es werde ärmlich aussehen,
erwiderte Julius. Auch waren es ja nur Leute ohne irdisches Hab und Gut, entgegnete Michel-
angelo, und die Sache unterblieb.
Dies ist das letzte, was Michelangelo für Papst Julius arbeitete.
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gezogen, um sich den Medicis, den neuen Herren der Stadt, dienstwillig zu erweisen. Die
Fünfundzwanzig annullieren das Consiglio grande, besetzen die Ämter neu und heben die
eingeführte Nationalbewaffnung auf, eine Art Landwehr, bei deren Zustandekommen Machia-
velli besonders beteiligt war. Der Regierungspalast erhält eine Besatzung spanischer Truppen
unter Paolo Vettori. Im Palaste der Medici findet sich endlich die vertriebene Familie zusammen:
die Stadt war auf die legitimste Weise unter ihre Botmäßigkeit zurückgekehrt.
Es sind genug Briefe erhalten, um erkennen zu lassen, wie Michelangelo von Rom aus an Michelangelos
allen Schicksalen Toskanas teilnahm. Ununterbrochen empfing er Mitteilungen von den
Seinigen und gab Antwort. Im September, als die Dinge schlimm standen, war seine Meinung, von Florenz
sie sollten alles im Stiche lassen und nach Siena entfliehen, denn das Leben sei mehr wert als
Besitz, und wenn ihnen Geld fehle, wolle er dafür sorgen.
Unter solchen fortwährenden Kämpfen um das Geschick der Seinigen und des Vaterlandes Michelangelos
malte Michelangelo an seinen Sibyllen und Propheten. Wiederum drängte der Papst auf Ab- "hopta,
schluß und wollte keinen Urlaub gestatten. Eines Tages erscheint er oben und wünscht zu Bilder
wissen, wann Michelangelo denn endlich fertig sein werde. Wenn ich kann, antwortet dieser. 289-293
Du hast wohl große Lust, daß ich dich von dem Gerüst herunterwerfen lasse? donnert ilm jetzt Julius
an. Michelangelo geht nach Hause und macht sich fertig, ohne weiteres abzureisen. Da stürzt
der junge Accursio, der Lieblingspage des Papstes herbei, bringt fünfzig Skudi, entschuldigt
den heiligen Vater so gut es gehen will und besänftigt Michelangelo, der nun auf einige Tage
nach Florenz geht und sich dann zur Arbeit in Rom wieder einfindet. Im September 1512
teilt Michelangelo seinem Vater mit: die Kapelle sei beendet und der Papst in hohem Grade
zufriedengestellt. Im übrigen, fährt er fort, gehen die Dinge nicht wie ich wünschte, aber die
Zeiten tragen Schuld, die unserer Kunst nicht günstig sind. Zu Allerheiligen werde ich diesmal nicht
nach Florenz kommen können. Sorgt für euch selber und kümmert euch nicht um die Sorgen anderer
Leute. Zu Allerheiligen 1512 wurde die Kapelle geöffnet, in welcher der Papst Hochamt hielt
und wo wiederum ganz Rom zusammenströmte, um das vollendete Werk anzustaunen.
Dennoch war Julius noch nicht zufrieden. Seine Ungeduld war Schuld daran gewesen, daß Michelangelo
Michelangelo die Malerei für fertig erklärt hatte, ehe die letzten Retuschen mit Ultramarin
und Gold darauf angebracht worden waren. Jetzt sollte das Gerüst wieder aufgeschlagen und
die Versäumnis nachgeholt werden. Michelangelo widersetzte sich. Das seien keine Leute
gewesen, die er da gemalt habe, welche Gold getragen hätten. Aber es werde ärmlich aussehen,
erwiderte Julius. Auch waren es ja nur Leute ohne irdisches Hab und Gut, entgegnete Michel-
angelo, und die Sache unterblieb.
Dies ist das letzte, was Michelangelo für Papst Julius arbeitete.
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