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VII

Douw oder selbst dem Proletarierstyl eines Conrbet seine Entstehung
verdanken. „Es giebt eine gewisse höhere Toleranz", sagt Jean Panl,
„die nicht die Frncht des westphälischeu Friedens, noch des Vergleichs
von 1705, sondern die eines durch viele Jahre und Besserungen ge-
sichteten Lebens ist; — diese Toleranz findet an jeder Meinung das
Wahre, an jeder Gattung des Schönen das Schöne, an jeder Laune
das Komische, und hält an Menschen, Ländern, Büchern die Ver-
schiedenheit und Individualität der Vollkommenheiten nicht für die
Abwesenheit derselben. Nicht bloß das Beste muß uns gefallen,
auch das Gute."
Aber es liegt nahe, daß das größere Publikum der Autorität
des praktische» Küustlers, des Maunes vom Fache, stets bereitwillig
deu Vorzug eiuräumt vor der des bloßen Liebhabers und sogeuauuteu
Kenners — in allzuweiter Anwendung des Satzes Geilers von Kah-
sersberg: „Jeglichem ist zn glauben in seiner Knnst." Es wäre ver-
geblich, hiergegen anzukämpfen.
Für die Schilderung der neuesten Kunstperiode in Frankfurt seit
der Eröffnung des Städel'schen Instituts, des regen Lebens, welches
seit dem dritten Decenninm dieses Jahrhunderts in die Ateliers un-
serer Künstler eingezogen ist, und des Aufschwungs, welchen in allen
Theilen der bildenden Kunst Frankfurt seinem Städel verdankt,
wird es seiner Zeit der Feder eines süchtigen, unbefangenen Kunsthisto-
rikers an reichem Stoffe für umfassende und eingehende Behandlung
nicht fehlen. Das Kunstinstitnt hat aber seine Ausgabe noch lange
nicht bis zu dem Punkte gelöst, der eine befriedigende Prüfung
seiner Wirksamkeit und der Leistungen der durch dasselbe gebildeten
oder hierher gezogenen Künstler im Ganzen jetzt schon möglich machte;
die Administration hat sogar einen wesentlichen Theil ihrer Aufgabe,
die fortschreitende Vervollständigung der Kunstsammlungen, willkühr-
lich oder doch ohne stichhaltige Gründe für ein Menschenalter gänzlich
sistirt und dadurch der lebenden Generation den Genuß des Städel-
schen Vermächtnisses uubefugterweise entzogen; die gelindeste Kritik,
auf welche sie hierbei rechnen darf, ist, daß man zur Zeit ihr
Thun mit dem Mantel des Schweigens bedecke.
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