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daß Schelling zwar seihst nicht vom Niveau des ab-
soluten Idealismus abgeht, andererseits aber mit
uns Nachhegelianern die Einsicht in die Schwäche
seiner Konsequenzen gemeinsam hat, wenn es sich
erweisen sollte, daß er nicht nur der erste Bau-
meister sondern auch der erste Kritiker eines Den-
kens ist, das wir heute aus einer durch ebendie-
selbe Kritik bestimmten hermeneutischen Situation
wiederholen sollen,dann ist Schellings Werk in an-
derer Weise zu befragen als das Hegels« Vielleicht
ist das die eigentliche Ironie des Schellingschen
Lebenswerkes, eine Ironie, die ihm posthum zu-
wächst,daß es nämlich in einer Ambivalenz gründet,
die gerade an dem Denken ihren Maßstab hat, das
Schelling selbst als "Episode” in der beschichte
der Philosophie abtun wollteo Nicht die Kritik
selbst, die Schelling an dem idealistischen Den-
ken anbringt, ist das Wesentliche,wesentlicher ist,
daß Kritiker und Kritisierter in Personalunion
stehen, und daß der Kritiker infolgedessen mit den
intimen Intentionen seines Gegenstandes vertraut
ist« Schelling ist sogar so vertraut mit ihnen,
daß er die Impulse seiner Kritik nicht zur vollen
Auswirkung kommen läßt« Das ist zugleich die Schwä-
che und die Stärke gegenüber den Kritikern der
jungen Generation, denn keiner von ihnen, nicht
einmal mehr Marx, begreift den unverkürzten An-
spruch des deutschen Idealismus oder wird ihm gar
gerecht: die Totalität des Seienden in seinem
Sein, das heißt für Schelling und Hegel: in seiner
Vernünftigkeit zu erweisenoDie Konsequenz dieses
Anspruches sein Leben lang aufrecht erhalten zu
haben gegen Schwierigkeiten, von denen Hegel in
gleicher Weise kaum betroffen wurde, ist die Über-
legenheit Schellings über alle seine Kritiker«
Unsere vorläufige Aufgabe gliedert sich nun
folgendermaßen: 1.) Wir haben die Fragestellung,
vorgreifend charakterisiert als das Verhältnis des
Absoluten und der Geschichte, auszuarbeiten,wöbei
 
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