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Tathandlung, "das Streben nach unveränderlicher
Selbstheit, unbeschränkter Freiheit, uneingeschränk-
ter Tätigkeit”, wie er selbst am Schluß seiner Brie-
fe sagt, mit Spinozas "ewigem Streben, sich im Un-
endlichen zu verlieren" zu identifizieren® Und

dann folgt tatsächlich eine Beschreibung jener Ten-
denz des Endlichen zum Unendlichen, die mit Fichtes
Tathandlung nichts mehr gemein hat®Da heißt es näm-
lich zu Beginn des 8® Briefes; "Uns allen wohnt
nämlich ein geheimes, wunderbares Vermögen bei, uns
aus dem Wechsel der Zeit in unser Innerstes, von
allem, was von außen hinzukommt, entkleidetes Ich

zurückzuziehen, und da unter der Form der Unwandel-
barkeit das Ewige in uns anzuschauen® Diese Anschau-
ung ist die innerste, eigenste Erfahrung, von wel-
cher allein abhängt, was wir von einer übersinnli-
chen Welt wissen und glauben"® Eine Beschreibung,
die sich bei allen Mystikern und auch bei Oetinger
als cognitio centralis findet«, Dann fährt Schelling
in Bezug auf das Thema, die beiden Systeme, fort:
"Sie (SG® die intellektuelle Anschauungentersehet-
det sich von jeder sinnlichen dadurch,daß sie nur
durch Freiheit hervorgebracht, und jedem anderen
fremd und unbekannt ist, dessen Freiheit von der
eindringlichen Macht der Objekte überwältigt, kaum
zur Hervorbringung des Bewußtseins hinreicht"®(1 ,
518) 9
Halten wir für einen Augenblick dagegen, was
Fichte unter intellektueller Anschauung versteht:

"die intellektuelle Anschauung geht garnicht auf
ein Sein, sondern auf ein Handeln, und sie ist bei
Kant garnicht bezeichnet außer, wenn man will,
durch den Ausdruck reiner Apperzeption®Doch läßt
sich auch im Kantischen System genau die Stelle
nachweisen, an der von ihr gesprochen werden soll-
te® Dös kategorischen Imperativs ist man sich nach
Kant doch wohl bewußt? Was ist denn das nur für
ein Bewußtsein?" (Fichte,WW 5, 56)» Schellings in-
tellektuelle Anschauung wird zwar aus-Freiheit her-
 
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