DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41402#0142
1 24
nur im Vorstellen der Dinge: sie haben nur jenes
zerstreute auf den Objekten haftende und aus ih-
rer Mannigfaltigkeit zusammenzulesende Selbstbe-
wußtsein "( F i c ht e , WW , 5, 17).
Es ist wichtig zu sehen, daß der Rangstreit
der Vernunft - und Verstandeserkenntnis die natür-
liche Orientierung abgibt für die Untersuchung
über Dogmatismus und Kritizismus, auch da noch, wo
Schelling das Problem von einer anderen Seite her
zuspitzt, von der Frage nämlich, die ihn sein gan-
zes Leben beschäftigt hat: wie komme ich überhaupt
dazu, aus dem Absoluten heraus auf ein Entgegenge-
setztes zu gehen? (1, 294). Auch darin steckt die
Frage nach dem Wesen der "schöpferischen realisie-
renden Vernunft", weil sie nur die ins Ontologi-
sche gewendete Kantische Grundfrage ist: "Wie kommt
man überhaupt dazu, sythetisch zu urteilen?"(ebenda)
Wie Schelling nun im 7, Brief den Heraustritt des
Endlichen aus dem Absoluten in einer widersprüch-
lichen Weise behandelt, bringt genau die Stelle
heraus, wo für ihn das Wesen des Absoluten eine ge-
genüber Fichte ganz neue Färbung annimmt. Schel-
ling behauptet, daß kein System den Übergang vom
Unendlichen zum Endlichen realisieren kann: "kein
System kann jene Kluft ausfüll en"(1, 514). Die For-
derung des Dogmatismus heißt: es soll einen Über-
gang geben, die des Kritizismus: es soll keinen ge-
ben. Und dann folgt als Auflösung der paradoxe Ver-
söhnungsversuch zwischen Spinozas Immanenzbehaup-
tung und Fichtes Postulat des permanenten Transzen-
dierens, "Die Philosophie kann zwar vom Unendlichen
nicht zum Endlichen, aber umgekehrt vom Endlichen
zum Unendlichen übergehen.., Damit es keinen Über-
gang vom Unendlichen zum Endlichen gebe, soll dem
Endlichen selbst die Tendenz zum Unendlichen Inne-
wohnen, das ewige Streben, sich im Unendlichen zu
verlieren" (1, 514 f.). Die Kehre Schellings be-
steht in der gewaltsamen Synopsis, auf die es in
unserem Zusammenhang ankommt: der Versuch, Fichtes
nur im Vorstellen der Dinge: sie haben nur jenes
zerstreute auf den Objekten haftende und aus ih-
rer Mannigfaltigkeit zusammenzulesende Selbstbe-
wußtsein "( F i c ht e , WW , 5, 17).
Es ist wichtig zu sehen, daß der Rangstreit
der Vernunft - und Verstandeserkenntnis die natür-
liche Orientierung abgibt für die Untersuchung
über Dogmatismus und Kritizismus, auch da noch, wo
Schelling das Problem von einer anderen Seite her
zuspitzt, von der Frage nämlich, die ihn sein gan-
zes Leben beschäftigt hat: wie komme ich überhaupt
dazu, aus dem Absoluten heraus auf ein Entgegenge-
setztes zu gehen? (1, 294). Auch darin steckt die
Frage nach dem Wesen der "schöpferischen realisie-
renden Vernunft", weil sie nur die ins Ontologi-
sche gewendete Kantische Grundfrage ist: "Wie kommt
man überhaupt dazu, sythetisch zu urteilen?"(ebenda)
Wie Schelling nun im 7, Brief den Heraustritt des
Endlichen aus dem Absoluten in einer widersprüch-
lichen Weise behandelt, bringt genau die Stelle
heraus, wo für ihn das Wesen des Absoluten eine ge-
genüber Fichte ganz neue Färbung annimmt. Schel-
ling behauptet, daß kein System den Übergang vom
Unendlichen zum Endlichen realisieren kann: "kein
System kann jene Kluft ausfüll en"(1, 514). Die For-
derung des Dogmatismus heißt: es soll einen Über-
gang geben, die des Kritizismus: es soll keinen ge-
ben. Und dann folgt als Auflösung der paradoxe Ver-
söhnungsversuch zwischen Spinozas Immanenzbehaup-
tung und Fichtes Postulat des permanenten Transzen-
dierens, "Die Philosophie kann zwar vom Unendlichen
nicht zum Endlichen, aber umgekehrt vom Endlichen
zum Unendlichen übergehen.., Damit es keinen Über-
gang vom Unendlichen zum Endlichen gebe, soll dem
Endlichen selbst die Tendenz zum Unendlichen Inne-
wohnen, das ewige Streben, sich im Unendlichen zu
verlieren" (1, 514 f.). Die Kehre Schellings be-
steht in der gewaltsamen Synopsis, auf die es in
unserem Zusammenhang ankommt: der Versuch, Fichtes