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philosophische Spekulation bemühte., Wie aber geht
dieser Gott, dieser ewige Gott, zusammen mit dem
geschichtlichen Gott, der in dem Bewußtsein, das
die Seele walten läßt, gegenwärtig ist; wie lassen
sich beide zusammen und als einer denken, sofern
Geschichte ernst genommen wird? Nicht ernstgenom-
men wird sie, wenn die Geschichte von Gott und Welt
nach dem Evolutionsschema als Auswickelung eines
EingewickeIten verstanden wird, Denn dann wäre Ge-
schichte das immanente Moment einer an sich unge-
schichtlichen Entwicklung, ungeschichtliche des-
halb, weil ihre teleologische Struktur zeitlos ista
Ein Gott, der sich im Durchgang vom impliziten zum
expliziten Stadium verzei11icht , diese Zeit aber
mit Anfang und Ende als eine von drei Potenzen in
sich schließt, der ist an sich selbst ein unge-
schichtlicher Gott. Schelling aber geht es um ei-
nen geschichtlichen Gott. Darum ist es unzureichend,
die W. A. - Spekulation als explikativen Theismus
zu interpretieren, wie Fuhrmanns (a,a,0o) das will.
Schellings Anliegen jedenfalls ist damit nicht zu-
reichend bestimmt. Es geht nicht darum, die Evolu-
tionstheorien um eine weitere, diesmal eine thei-
stischer Prägung, zu vermehren, sondern das Prob-
lem stellt sich ganz anders: Wenn sich Leben unver-
hüllt zeigt im geschichtlichen Streit des freien
endlichen Geistes, wie ist dann, und als was, der
absolute Geist zu denken, der eben dieses geschicht-
liche Leben lebt, nur auf unendliche Weise? Es
stellt sich die Frage nach einem Gott, d,ii'e- obzwar
unendlich, dasselbe Leben lebt wie der e ndliche
Geist, d.h. den Schmerz der ^eschichte auf gleiche
Weise auf sich nehmen muß wie er. Oder anders: wie
kann der absolute Geist, der als absolute Indiffe-
renz und absolute Identität Wesen ist, Wesen, das
gleichsam quer steht zum geschichtlichen Leben, in
Neutralität zu ihm, wie kann dieses Wesen, ewig,
an sich, unendlich, unbewegt, grundlos, also mit
all den Transzendentalien der Identitätsphilosophie
 
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