VII
wandtschaften der Radiolarien und über die Systematik der Rhizopoden im Allge-
meinen, welche den vierten Abschnitt meines Buches bilden, beweisen, wie richtig
Müller, selbst ohne Kenntniss der wesentlichen und durchgreifenden Differenzial-
Charaktere, die Verwandtschafts-Verhältnisse dieser verschiedenen Glieder derRhizo-
podenklasse beurtheilt hatte.
Von nicht geringerer Bedeutung ist Müller s Darstellung von der Organisation
und den Lebenserscheinungen, obwohl er auf diesem bis dahin noch fast unbebauten
Leide nur die ersten Grundlinien des Anbaues mit sicherer Hand ziehen konnte.
Wie viel er in dieser Beziehung seinen Nachfolgern noch zu thun übrig liess, wird
der zweite Abschnitt meiner Monographie, eine möglichst sorgfältige anatomisch-
physiologische Schilderung des Organismus der Radiolarien, erkennen lassen. Ich
habe in dieser Darstellung die Structur-Verhältnisse von den Lebenserschei-
nungen getrennt, weniger weil der vorgeschrittene Umfang unserer Erkenntniss
der letzteren schon eine gesonderte Behandlung erforderte, als weil es mir wichtig
erschien, eine Reihe hier einschlagender, noch unerledigter Fragen besonders hervor-
zuheben und zugleich einige wichtige Betrachtungen allgemeinerer Natur an dieselben
anzuknüpfen. Was die Darstellung des Körperbaues betrifft, in dessen Analyse
ich möglichst weit vorzudringen suchte, so muss ich hier hervorheben, dass die bei-
den Abschnitte derselben, die von den Hartgebilden und von den Weichtheilen han-
deln, in mehrfacher Beziehung sehr, ungleich ausfallen mussten, da äussere Verhältnisse
das Studium 'der ersteren ungleich mehr, als das der letzteren begünstigten. Von
den kie seligen Skeleten hatte ich eine reiche Sammlung aus Messina mit zurück-
gebracht, und mehrere mit Liqueur conservativ gefüllte Gläser voll pelagischen
Mulders lieferten mir bei der nachträglichen Untersuchung in der Heimath ein noch
weit reicheres Material, so dass ich die meisten Kieselskelete in voller Müsse nach
allen Beziehungen hin aufs Genaueste untersuchen konnte1). Während dadurch die
x) Bei der Untersuchung der Kieselskelete verdankte ich die grössten Erfolge einer eben so einfachen, als vortheil-
haften Methode, die Weichtheile des Körpers auf nassem Wege zu zerstören und so die Kieselskelete rein darzustellen, was
Müller immer nur auf trocknem Wege, durch Glühen bewerkstelligt hatte. Beim Glühen schmilzt aber sehr leicht das mikros-
kopisch kleine Object in das zur Unterlage dienende Glasplättchen ein, oder es geht durch die beim Gebrauche der Löthrohr-
flamme unvermeidlichen Manipulationen verloren (ein Umstand, der mir den Verlust vieler werthvoller Objecte bereitete) oder
es lassen sich auch die Reste der anhaftenden Kohle oft schwer von dem Kieselskelet entfernen. Ungleich sicherer und be-
quemer, schneller und vollständiger lassen sich die Weichtheile durch ein Paar Tropfen concentrirte Schwefelsäure, die nöthigen-
falls etwas erhitzt wird, zerstören. Die dabei stattfindende Gasentwicklung benutzte ich zum Nachweis der feinsten Canäle in
manchen Kieseltheilen. Mehr noch, als durch diese Gasinjection, ist aber jene Flüssigkeit zugleich dadurch von ausserordent-
lichem Nutzen, dass ihr Lichtbrechungsvermögen in höchst günstiger Weise von dem der Kieselsäure differirt. Ein einziger
Tropfen concentrirter Schwefelsäure enthüllte mir oft in einem Augenblicke aufs Ueberraschendste bis in das feinste Detail
hinein den labyrinthischen Bau der complicirtesten Kieselgebäude, die vorher, getrocknet oder in Wasser oder in Canadabalsam
betrachtet, als undurchsichtige Schwammklumpen erschienen waren und jeder mikroskopischen Analyse getrotzt hatten. Diese
Erfahrung leitete mich dann dazu, auch andere, verschieden lichtbrechende Medien, insbesondere Glycerin, Terpentinöl
Alkohol, verschiedene Firnisse etc. bei Untersuchung der zusammengesetzten Kieselskelete anzuwenden, und dieser Methode
verdanke ich es hauptsächlich, dass ich die bisherige Kenntniss der letzteren, namentlich der in einander geschachtelten Gitter-
kugeln der Arachnosphaeriden und Actinommatiden, der künstlichen Kammerbauten der Disciden und der höchst verwickelten
Gehäuse der Litheliden, nicht unwesentlich erweitern konnte.
wandtschaften der Radiolarien und über die Systematik der Rhizopoden im Allge-
meinen, welche den vierten Abschnitt meines Buches bilden, beweisen, wie richtig
Müller, selbst ohne Kenntniss der wesentlichen und durchgreifenden Differenzial-
Charaktere, die Verwandtschafts-Verhältnisse dieser verschiedenen Glieder derRhizo-
podenklasse beurtheilt hatte.
Von nicht geringerer Bedeutung ist Müller s Darstellung von der Organisation
und den Lebenserscheinungen, obwohl er auf diesem bis dahin noch fast unbebauten
Leide nur die ersten Grundlinien des Anbaues mit sicherer Hand ziehen konnte.
Wie viel er in dieser Beziehung seinen Nachfolgern noch zu thun übrig liess, wird
der zweite Abschnitt meiner Monographie, eine möglichst sorgfältige anatomisch-
physiologische Schilderung des Organismus der Radiolarien, erkennen lassen. Ich
habe in dieser Darstellung die Structur-Verhältnisse von den Lebenserschei-
nungen getrennt, weniger weil der vorgeschrittene Umfang unserer Erkenntniss
der letzteren schon eine gesonderte Behandlung erforderte, als weil es mir wichtig
erschien, eine Reihe hier einschlagender, noch unerledigter Fragen besonders hervor-
zuheben und zugleich einige wichtige Betrachtungen allgemeinerer Natur an dieselben
anzuknüpfen. Was die Darstellung des Körperbaues betrifft, in dessen Analyse
ich möglichst weit vorzudringen suchte, so muss ich hier hervorheben, dass die bei-
den Abschnitte derselben, die von den Hartgebilden und von den Weichtheilen han-
deln, in mehrfacher Beziehung sehr, ungleich ausfallen mussten, da äussere Verhältnisse
das Studium 'der ersteren ungleich mehr, als das der letzteren begünstigten. Von
den kie seligen Skeleten hatte ich eine reiche Sammlung aus Messina mit zurück-
gebracht, und mehrere mit Liqueur conservativ gefüllte Gläser voll pelagischen
Mulders lieferten mir bei der nachträglichen Untersuchung in der Heimath ein noch
weit reicheres Material, so dass ich die meisten Kieselskelete in voller Müsse nach
allen Beziehungen hin aufs Genaueste untersuchen konnte1). Während dadurch die
x) Bei der Untersuchung der Kieselskelete verdankte ich die grössten Erfolge einer eben so einfachen, als vortheil-
haften Methode, die Weichtheile des Körpers auf nassem Wege zu zerstören und so die Kieselskelete rein darzustellen, was
Müller immer nur auf trocknem Wege, durch Glühen bewerkstelligt hatte. Beim Glühen schmilzt aber sehr leicht das mikros-
kopisch kleine Object in das zur Unterlage dienende Glasplättchen ein, oder es geht durch die beim Gebrauche der Löthrohr-
flamme unvermeidlichen Manipulationen verloren (ein Umstand, der mir den Verlust vieler werthvoller Objecte bereitete) oder
es lassen sich auch die Reste der anhaftenden Kohle oft schwer von dem Kieselskelet entfernen. Ungleich sicherer und be-
quemer, schneller und vollständiger lassen sich die Weichtheile durch ein Paar Tropfen concentrirte Schwefelsäure, die nöthigen-
falls etwas erhitzt wird, zerstören. Die dabei stattfindende Gasentwicklung benutzte ich zum Nachweis der feinsten Canäle in
manchen Kieseltheilen. Mehr noch, als durch diese Gasinjection, ist aber jene Flüssigkeit zugleich dadurch von ausserordent-
lichem Nutzen, dass ihr Lichtbrechungsvermögen in höchst günstiger Weise von dem der Kieselsäure differirt. Ein einziger
Tropfen concentrirter Schwefelsäure enthüllte mir oft in einem Augenblicke aufs Ueberraschendste bis in das feinste Detail
hinein den labyrinthischen Bau der complicirtesten Kieselgebäude, die vorher, getrocknet oder in Wasser oder in Canadabalsam
betrachtet, als undurchsichtige Schwammklumpen erschienen waren und jeder mikroskopischen Analyse getrotzt hatten. Diese
Erfahrung leitete mich dann dazu, auch andere, verschieden lichtbrechende Medien, insbesondere Glycerin, Terpentinöl
Alkohol, verschiedene Firnisse etc. bei Untersuchung der zusammengesetzten Kieselskelete anzuwenden, und dieser Methode
verdanke ich es hauptsächlich, dass ich die bisherige Kenntniss der letzteren, namentlich der in einander geschachtelten Gitter-
kugeln der Arachnosphaeriden und Actinommatiden, der künstlichen Kammerbauten der Disciden und der höchst verwickelten
Gehäuse der Litheliden, nicht unwesentlich erweitern konnte.