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Zahl zunehme, sondern individuell abgeschlossen sei. Müller sagt dagegen: „Auch konnte ich mich
mehrfach überzeugen, dass die Zahl der Abtheilungen hei den articulirten Polycystinen mit dem Alter
durch Anwuchs neuer Glieder bis zu einem definitiven Ziel zunimmt. Bei Eucyrtidium ist das Ziel
3 Glieder. Ich habe aber öfter das Eucyrtidium zancleum mit nur 2 Gliedern gefischt, und auch so
junge Exemplare, dass ausser dem Gipfelende und der ersten Einschnürung erst nur ein geringer
Anfang der glockenförmigen zweiten Abtheilung des Gitters gebildet war. Bei andern Exemplaren
war das Wachsthum bis nahe zur zweiten Einschnürung vorgedrungen und in weiter ausgewachsenen
halte es diese zweite Ahtheilung mehr oder weniger weit überschritten. Bei Lithocampe schreitet
das Wachsthum zu viel mehr, bis 8 und 10 Gliedern vor. Exemplare von der Lithocampe tropeziana
von nur 5 oder 6 Gliedern waren im hintern Ende noch nicht verengt. Mit der vermehrten Zahl der
Glieder bis zu 8 und mehr Gliedern ist aber die Verengerung immer schon eingetreten.“ (Abhandl. p. 18).
Ich habe ganz analoge Beobachtungen über das Wachsthum sowohl der Monocyrtiden (Cyrtocalpis
obliqua) als der Dicyrtiden (Lithomelissa thoracites) und Slichocyrtiden (Eucyrtidium cranoides, Dictyo-
ceras Virchowii) angestellt. Bei allen erfolgt das Wachsthum von dem Gipfel- oder Apical-Pol der
geschlossenen Spitze des Gittergehäuses an abwärts, gleichmässig in der Peripherie nach unten fort-
schreitend. Sobald es bei einer Einschnürung angekommen ist, bildet sich die bei vielen Stichocyr-
liden (wie bei den letztgenannten Gattungen) sehr deutliche horizontale Ringleisle, welche von der
Einschnürung in das Innere des Gehäuses vorragt, dasselbe hier noch mehr verengt und eine Art
unvollständiger Querscheidewand bildet, die von einer einzigen Reihe von (horizontalen) Gitterlöchern
durchbrochen ist und die grosse Communicationsöffnung (Sipho) zwischen beiden Kammern umgürtet.
Diese Ringleiste entsteht, indem kurze Radialbalken vom ganzen Umfang der Einschnürung horizontal
nach innen vorwachsen und sich dann durch einen engeren kreisförmigen, der Einschnürungslinie
concentrischen Reifen verbinden. Von Cyrtocalpis obliqua sah ich mehrere Individuen, wo nur erst
der Gipfel der Schale als ein flaches Netzkäppchen das obere Ende der Centralkapsel bedeckte, an-
dere, weiter vorgeschrittene, die bereits unten sich verengten, wo aber der glatte Mündungsrand noch
nicht gebildet war (Taf. V, Fig. 8, 9). Lithomelissa thoracites kam ebenfalls in einem Exemplare
vor, wo nur erst die Hälfte des ersten Gliedes gebildet, und in zwei anderen, wo dasselbe bereits
abgeschlossen und mit den 2 oberen und 3 unteren divergirenden Stacheln bewaffnet Avar, Avelche
letztere im Cenlrum der Einschnürung zusammentrafen (Taf. VI, Fig. 7, 8). Ebenso erhielt ich von
Dictyoceras Virchowii ein Exemplar, wo nur erst das erste und zweite Glied fertig Avar, grade bis
zur zAveiten Einschnürung, ATon der die ringförmige Ilorizontalleisle mit einem Kreise von Gitterlöchern
nach innen A7orsprang. Die 3 netzförmigen Flügelanhänge des zweiten Gliedes und die Stacheln
des ersten Avaren bereits vollständig ausgebildet. An einem anderen Exemplare war das dritte Glied
als eine weite Tonne völlig entwickelt. Doch Avar soavoIiI dieses Thier, Avie alle beobachteten In-
dividuen Aron Eucyrtidium ohne einen bestimmten Abschluss des letzten Gliedes, Avie er als ein scharf
umschriebener oder durch einen Stachelkranz gesäumter Rand der Aveilen unteren Mündung hei fast
allen beobachteten Monocyrtiden deutlich sichtbar Avar, und Avie er sich bei Arachnocorys und Dictyo-
podium durch die Anhänge des letzten Gliedes ausspricht. Bei der grossen Häufigkeit mancher
dieser Arten, Avie Eucyrtidium zancleum, E. tropezianum, die sich niemals mit einem solchen Abschluss
oder Mündungsrand der Schale fanden, ist es fraglich, ob ein solcher überhaupt exislirt und ob das
Gitter der Wand des letzten Gliedes nicht normal so abgebrochen endet, wie es geAVöhnlich nur bei den
noch wachsenden Gliedern der Fall ist. Von denjenigen Cyrtiden, deren untere Mündung ebenfalls,
wie der Gipfel des Gehäuses, durch Gittenverk geschlossen ist, wie z. B. Spyridobotrys, Ehren-
bergs Lithobotrys, Botryocampe, Lithocorythium, Lithornithium, sind noch keine im Wachsthum be-
griffenen, lebenden Thiere gefunden worden. Doch zAveille ich nicht, dass sie ganz auf dieselbe
V' eise, wie die unten ofTenen Formen, von oben nach unten wachsen, und ihr Wachsthum mit dem
gilterförmigen Verschluss der unteren Mündung abschliessen. Ebenso ist es auch für die Zygocyrtiden,
von denen nur fertige Schalen beobachtet sind. wahrscheinlich, dass sie von dem der Mündung ent-

Haeckel, Radiolarien. 20
 
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