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sichtig und prall gefüllt mit kleinen, kugeligen, wasserhellen Bläschen (von 0,008mm) und feinen dunkeln Körn-
chen zwischen denselben (Fig. 11). Rings um die beiden Kapseln, mit der Matrix verbunden, war eine mächtige
rundliche Pigmentmasse angehäuft, aus der dieselben an einer Seite ziemlich frei vorragten. Das Pigment,
dunkel schwarzbraun, bestand aus dichten Massen sehr feinen pulverartigen Staubes, in dem viele unregel-
mässige grössere Pigmentkörner, aber auch, wie es schien, deutliche, kernhaltige Pigmentzellen, zerstreut waren,
ausserdem eine Anzahl (zwischen 10 und 20) grosse gelbe Zellen. Von dem Pigmenthaufen strahlten nach
allen Seiten sehr zahlreiche und lange Pseudopodien, 3 — 4 mal so lang, als der Durchmesser des Pigmenthaufens,
aus, welche in Fig. 10 wegen Mangels an Raum viel zu kurz angegeben sind und mindestens um das Dreifache
länger sein müssten. Sie zeigten lebhafte Circulation zahlreicher Körnchen, aber nur sehr wenig Anastojnosen.
In dieser Strahlenzone nun, unmittelbar über und rings um den Pigmenthaufen, waren die zahlreichen, sehr
langen Spicula in verschiedenen tangentialen Richtungen gelagert, deren ich gegen 30 zählte. Sie waren
grösstentheils unregelmässig verbogen, drehrund, in ihrer ganzen Länge hohl, nach beiden offenen Enden hin
zugespitzt und etwa 6 mal so lang, als der Kapseldurchmesser. Die Wand dieser Kieselröhrchen ist ziemlich
dünn, wie aus der mit Luft gefüllten Nadel (Fig. 13) hervorgeht; beide Enden sind von einer äusserst feinen
Oeffnung durchbohrt (Fig. 12). Höchst wahrscheinlich waren diese hohlen Spicula von Sarkode erfüllt, wie die
nächstverwandten, hohlen Kieselbildungen von Aulacantha; doch habe ich diese Erfüllung nicht direct gesehen.
Ohne bestimmte Ordnung lagen diese Nadeln nach allen Dimensionen, immer aber tangential zum eingeschlos-
senen runden Pigmenthaufen, über und durch einander. Ob die beiden Centralkapseln als 2 gesellig verbundene
Individuen anzusehen und demnach die Gattung zu den Polyzoen zu stellen sein wird, oder ob die beiden
Kapseln auf eben vollzogene Theilung eines Einzelthieres zu beziehen, bleibt vorläufig zweifelhaft; doch ist mir
das letztere wahrscheinlicher. Vermehrung durch Selbsttheilung ist zwar ausserdem bis jetzt bei den Monozoen
noch nicht beobachtet, indess bei den Colliden, wo noch kein zusammenhängendes Skelet ausgebildet ist, so gut
möglich, als sie bei den Sphaerozoiden wirklich vorkommt. Dafür, dass Thalassoplancta als Einzelthier und
nicht als Theil einer Colonie aufzufassen sei, spricht erstens der Mangel der extracapsularen Alveolen, welche
allen Polyzoen zukommen (indessen allerdings den abgelösten, zur Gründung einer Colonie bestimmten Indi-
viduen anfänglich zu fehlen scheinen), ferner die Anwesenheit des extracapsularen Pigmenthaufens, wie ein
solcher wohl bei Thalassicolla, Aulacantha, Coelodendrum rings um die Kapsel vorkommt, aber noch bei keinem
Polyzoen bisher gesehen ist, ferner drittens die hohle, röhrige Beschaffenheit der Kieselnadeln, wie solche eben-
falls nur bei Monozoen (Aulacantha, Aulosphaera, Coelodendrum) beobachtet ist, viertens endlich und vor Allem
der Umstand, dass ich ausser dem lebend beobachteten Individuum mit 2 Centralkapseln noch ein zweites todtes
Exemplar gefunden habe, welches nur eine einzige Kapsel besass. Dieses todte Thier fand sich in dem pela-
gischen Mulder, den ich in Liqueur conservativ mitgebracht habe. Es stellte eine fast kugelige, voluminöse,
trübe, mit Schmutz bedeckte Gallertmasse dar, deren Centraltheil von einem undurchsichtigen, schwärzlichen
Pigmenthaufen erfüllt war, und aus der hie und da die Spitzen der hohlen Nadeln hervorsahen. Diese waren
ganz gleich denen des lebend beobachteten Thieres, aber viel weniger zahlreich; ich zählte nur 11. Der trübe
körnige Pigmenthaufe erschien voluminöser, als bei jenem; beim vorsichtigen Zerdrücken desselben wurden
zahlreiche, grosse, gelbe Zellen und eine von einer derben Membran umschlossene, mit trübem, körnigem Inhalte
erfüllte Kugel sichtbar, die offenbar die Centralkapsel war. Es schien nur diese eine vorhanden zu sein. Sie
war um die Hälfte grösser, als jede der beiden gleichen Kapseln des lebenden Thieres. Der Fund dieses
Einzelthieres mit einer Centralkapsel scheint mir ein ziemlich sicherer Beweis dafür zu sein, dass jene beiden
Centralkapseln des lebend beobachteten Exemplares als hervorgegangen aus der eben vollzogenen Selbsttheilung
eines Monocyttariums anzusehen sind. Vergl. oben p. 147.

Maasse in Millimetern: Durchmesser der Cenlralkapsel 0,04""" (an dem todt beobachteten Einzel-
thier 0,06'"'"); Länge der Spicula 0,25'nm; Breite der Spicula 0,003mm.

Fundort: Messina, sehr selten.

Dritte Unterfamilie der Colliden.

I, 3. Tribus: Aulacanthida, Haeckel.

Charakter der Tribus: Skelet besteht aus mehreren einzelnen unverbundenen

Stücken, welche theils in tangentialer, theils in radialer Lagerung die Central-
kapsel umgeben.
 
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