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Halpersohn, Rubin
Über die Einleitungen im altfranzösischen Kunstepos — Berlin: Mayer & Müller, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.51081#0023
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bezeichnet. Dem Vortrag einer «bonne aventure» wolle man nicht mehr
lauschen, wer dagegen einen «vilein fet» berichte oder einem anderen
Schlimmes nachsage, der fände grossen Zuspruch (v. 5 — 13).
Floriant.
Er mahnt seine Berufsgenossen, sich bei der Abfassung von Dicht-
werken Mühe zu geben, damit sie nicht verspottet würden, denn der Hang
zu schlimmer Nachrede habe allenthalben die Herrschaft erlangt. Ueber
seine persönliche Stellung zu diesen Spöttern vgl. § 2 f).
Châtelain de Coucy. S. unter e).
Thomas de Kent.
Des Beifalls aller ritterlich Gesinnten und aller Freunde der Dicht-
kunst sicher, macht sich der Dichter auf den Tadel der Neider gefasst,
denen gute Verse ein Gegenstand des Hasses und des Spottes wären.
Was anderen Menschen Ereude bereite, das stelle für den Spötter eine
Quelle herben Kummers dar (v. 13—19).
Cleomades.
Das « mesdirc » müsse man noch mehr hassen als alle anderen
Laster, denn es wurzle in Verrat, und wer Verrat übe, der habe keinen
Anteil an Gott, noch Gott an ihm (v. 77—83).
d) Floris et Liriope.
Gegen Hochmut eifert ausführlich, wie dies seine Art ist
Robert von Blois in seinem anderen Romane, der ja überhaupt ein
Beispiel für die Gefährlichkeit des Stolzes auf Schönheit darstellen soll.
Die Eingangsbetrachtung steht also in naher Beziehung zu dem Inhalte der
Dichtung, freilich meint Gröber (Grundr. 11,834), der Anfang müsse einst
anders gelautet haben, gibt aber dieser Vermutung keine Begründung.
Der Dichter wendet sich gegen den Stolz auf Schönheit. Schönheit,
gepaart mit Bescheidenheit, findet dagegen seinen vollen Beifall, sie
ähnelt in seinen Augen der Rose, dieser schönen und zugleich hold
duftenden Blume, an deren Pracht sich das Auge weide, und deren
Duft nach Ansicht der Aerzte eine heilsame Wirkung ausübe. Stolze
Schönheit hingegen ist ihm ein Gegenstand des Abscheus, einer schönen
Blume gleich, die aber üblen Duft verbreite. Im weiteren Verlauf
seiner Betrachtung erinnert der Dichter zudem an die Vergänglichkeit
der Schönheit. Wie leicht schwinde sie dahin, sei es durch Armut
oder durch Krankheit oder durch bitteres Herzeleid, um nimmermehr
zurückzukehren (v. 1 — 54)1
e) Yvain.
Der Meister des höfischen Romans führt bittere Klage über den
Niedergang des Amorsordens. In Unmut wendet er sich von der Gegen-
wart ab, um einen Stoff aus der Vergangenheit zu wählen, denn — so
meint er, der höfische Dichter, —
. . . ancor vaut miauz, ce m’est avis,
Uns cortois morz qu'uns vilains vis (v. 24—32).
 
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