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gründ zu, indem das Gefolge aus drei verschiedenen Richtungen einer
an Abwechselungen reichen Landschaft herannaht. Auf einem hohen
Felsen rechts blicken die drei Könige nach dem Leitstern am Himmel,
der über dem Strohdach des ruinenhaften Aufbaues hinter der Ma-
donna steht. Eine kleine Stadt liegt am Bergabhang, und zierliche
Bäume sind an den Wegen zerstreut. Dieser Hintergrund ist ganz nach
dem alten, Vorlionardo’schen Schema angelegt. Bei vieler Bewegung
im Kleinen fehlen grosse, durchführende Linien, welche in die Tiefe
leiten, so dass dem Vordergrund kein besonderes Relief zu Teil wird.
Deutlich geht bei dieser Darstellung aus dem Ganzen wie aus
dem Einzelnen hervor, dass, obgleich Alles, mit Ausnahme des Hinter-
grundes, auf dem einmal gefundenen System beruht, Filippino doch
die Feinheiten des Lionardo’schen Gedankens verkümmert und ver-
wischt hat. Das Feierlich Symmetrische ist in dem Bestreben, das
Dramatischbewegte darzustellen, verloren gegangen. Die innere Be-
seelung der Gestalten ist in äussere Beweglichkeit der Formen ausge-
artet. Die malerischen Effekte der Untermalung versucht Filippino
überhaupt nicht, so dass uns in dieser Anbetung keine Entwicklung
nach einem bestimmten Ziel vorliegt, sondern ein Rückschritt zu ver-
zeichnen ist.
 
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