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Wilke, Erich [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 4): Das Karikaturzeichnen: mit 130 einfarbigen und farbigen Abbildungen und 66 Tafeln — Braunschweig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.23974#0007
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VORWORT

Dieses dem Karikaturzeichnen gewidmete Werk, den vierten Band der sich immer mehr
und mehr zu einer Enzyklopädie formenden Ausgabe „Handbuch und Lehrkursus für
die Kunst des Zeichnens und Malens" bildend, will in ernster und sachlicher Weise die
theoretischen und praktischen Grundlagen des karikaturistischen Schaffens darlegen. Es
will keine Mätjchen lehren, denn die Karikatur ist nicht nur eine einseitig heitere, sie ist
darüber hinaus eine ernste Kunst, Kritik an Zeit und Menschen übend. Im heiteren Ele-
ment liegt ihre Volkstümlichkeit, in der schonungslosen Kritik ihre zuweilen herbe Größe.

Die Karikatur ist, als Ganzes betrachtet, ein Teil der Großmacht, die man der Presse,
worunter die Gesamtheit von Zeitungen und Zeitschriften zu verstehen ist, zuspricht.
Karikaturen haben ja nicht den Zweck, nur Bilder oder Zeichnungen zu sein, sie sind in der
endgültigen Auswirkung doch darauf berechnet, gedruckt, also veröffentlicht zu werden,
erst dann werden sie ihren Zweck voll erfüllt haben. Karikatur ist daher ein Stück Jour-
nalismus, und der Karikaturist muß gewandt und vielseitig wie ein Journalist sein. Humor,
Witj, Laune, Satire und Ironie müssen sich in der Karikatur auch ins Technische übersehen:
Stoff und Technik müssen in Übereinstimmung sein. Ein solcher Stoff verträgt keine studien-
mäßige, bis auf das Äußerste genaue Ausarbeitung; die Technik muß auf Improvisation ein-
gestellt sein, darum wird die skizzenhafte Art immer die für die Karikatur beste sein.

Es wäre falsch, die Karikatur als bloße Illustration aufzufassen, diese will eine bildliche
Erläuterung des Textes geben, die Karikatur muß nicht nur im Witjtext, sondern auch in
der Zeichnung eine Pointierung herausarbeiten. Ein solches Zeichnen oder Darstellen
erfordert große Erfahrung und Sicherheit, denn was sonst falsch ist, kann gerade hier richtig
sein. Weder der exakte Umriß noch die plastisch gestaltete Schattierung, mögen sie noch so
beherrscht, also gekonnt sein, helfen hier, man muß mit seinen Linien oder Formen etwas
Bestimmtes sagen können, also eine persönliche Ausdrucksweise haben. Nur mit solchen
Arbeiten kann man auf Erfolge rechnen.

Eine eigene technische Ausdrucksweise zu finden, will dieses Werk Anregungen und An-
leitungen geben. Es wird dabei aber vorausgesetjt, daß sich der Bearbeiter der hier vor-
liegenden Aufgaben durch das Studium des ersten Bandes mit den Grund-
 
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