Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wilke, Erich [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 4): Das Karikaturzeichnen: mit 130 einfarbigen und farbigen Abbildungen und 66 Tafeln — Braunschweig, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23974#0075
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE KARIKATUR

3. Kapitel

DIE EIGENART DER KARIKATUR DER NEUZEIT

In diesem Abschnitt wollen wir nun noch ein paar Namen aus der deutschen Karikatur an-
führen, wobei wir uns ganz kurz fassen können, da das Anschauungsmaterial dafür so
leicht zugänglich ist, daß es uns überflüssig erscheint, uns auf Beschreibung der Eigenart
einzelner Künstler einzulassen.

Die künstlerische Richtung der „Fliegenden Blätter", die allein mit den großartigen
Zeichnungen von Eugen Kir chn er sich dem modernen Geist näherten, ebenso die des
„Kladderadatsch" war zu konservativ, als daß hier eine moderne Auffassung und Form
der Karikatur Fuß fassen konnte. Sie machte sich zuerst, wenn auch noch gemäßigt, in den

Die Lustigen

1886 gegründeten „Lustigen Blättern' fühlbar. Diese fortschrittlicher gesinnte Zeit- Blätter
Schrift hat sehr viele der modernen Karikaturisten zu ihren Mitarbeitern gezählt. J üttner Jüttner
gehörte dazu, und vor allem der für burleske Übertreibungen und groteske Phantasien be-
sonders begabte Lionel F einin g e r. Feininger

Eine noch moderner eingestellte Zeitschrift in Berlin, „D as N ar r e n s chi f f", konnte sich
ebenso wenig wie der Münchner „Süddeutsche P o s t illon" längere Zeit behaupten.

Anfangs der neunziger Jahre wurden in München die beiden Zeitschriften gegründet,
in denen die deutsche Karikatur sich voll entwickeln konnte, „D ie Jugend'' und der
„Simplicissimu s".

„Die Jugend" ist zwar nie ein ausgesprochenes Karikaturenblatt gewesen und ist es Die Jugend
allmählich immer weniger geworden, aber doch sind unter ihren Mitarbeitern einige der
bedeutendsten Meister der Karikatur und Groteske. Wir brauchen nur Namen zu nennen
wie: Schmidhammer, Weißgerber, Zille, W ilke , seit neuerer Zeit H eubn er,
deren Arbeiten jedem bekannt sind, um die Bedeutung der „Jugend" für das von uns be-
handelte Gebiet aufzuzeigen.

Aber das Organ, in dem die moderne Karikatur sich am konsequentesten entwickelte
uud das auch jetjt noch die Führung in der Hand hat, ist der „S i rn plicissimu s". Hier Der Simpu-
wirkten und wirken die Künstler, die in Deutschland an der Spitje der neuen Bewegung im clsslmm
Bereiche der Karikatur stehen: Th.Th.H eine , der geniale Linienkünstler, B r u n o P au 1, Heine
der zuerst konsequent das neue Prinzip der flächenmäßigen Gestaltung durchführte, der
früh verstorbene Rudolf Wilke, dessen unerbittlich wahre Typen unübertroffen sind, R.WUto
dann Thöny, dessen Zeichnungen mehr malerisch-impressionistisch gehalten sind, Gul- ^^allsson
bransson, der unvergleichliche Bildniskarikaturist, Heinrich Kley, der famose Tier-
karikaturist, bis — wir können ja nur ein paar Namen nennen — zu Karl Arnold, dessen Arnold
fabelhaft schlagende Schilderungen des Philisters von einem immensen zeichnerischen Können
zeugen.

71
 
Annotationen