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Wilke, Erich [Hrsg.]; Mal- und Zeichen-Unterricht GmbH <Berlin> [Hrsg.]; Meru, Johannes [Mitarb.]
Handbuch und Lehrkursus für die Kunst des Zeichnens und Malens (Band 4): Das Karikaturzeichnen: mit 130 einfarbigen und farbigen Abbildungen und 66 Tafeln — Braunschweig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.23974#0115
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ANLEITUNG ZUM
KARIKATURENZEICHNEN

ERSTER TEIL / MIT 29 TAFELN

In einem sogenannten Lehrbuch für Karikaturenzeichnen, welches im Jahre 1915 erschienen
ist, nach dessen Behauptung man „spielend leicht Karikaturenzeichnen" lernen konnte,
stieß ich unter vielen „schönen" Sätjen auch auf folgende Bemerkung, „daß das Karikaturen-
zeichnen eine Kunst ist, die durch Übung und Belehrung der erforderlichen sogenannten
Kunstkniffe erlernbar ist".

Diesen Unsinn von sogenannten Kunslkniffen, die spielend zu erlernen sind,
glauben immer wieder Verleger in ihren Prospekten für Karikaturenlehrbücher markt-
schreierisch anzeigen zu dürfen. Es wundert mich, daß es trogdem so verhältnismäßig wenig
gute Karikaturisten gibt, obwohl diese Art Lehrbücher schon seit Jahrzehnten immer wieder
Jahr für Jahr auf den Markt kommen.

Kunst kann man nicht erlernen, sie muß angeboren sein, und das Karikaturenzeichnen
ist eine Kunst.

Allerdings gehört, um in künstlerischen Dingen Erfolg haben zu können, ein großer
Prozentsatj Belehrung und vor allem eifriges Studium dazu. Auch der Hochbegabteste
wird es zu wenig oder zu gar nichts bringen, wenn er seine Kunst vernachlässigt. Solchem
Studium will dieses Buch dienen.

Ein philosophisches Buch über das Wesen der Karikatur zu schreiben, habe ich nicht die
Absicht.

Der Begriff Karikatur ist schon so fest verankert und jedem so altbekannt, daß es uns
ganz gleichgültig sein kann, ob jemand einen komischen Gegenstand zeichnet oder einen
Gegenstand komisch zeichnet.

Man kann auch einen komischen Gegenstand komisch zeichnen, wie man einen häßlichen
Menschen häßlich zeichnen kann.

Wir wollen uns hier mit der Übertreibung von Eigenheiten unserer Mit-
menschen befassen und diese Eigenheiten sehen lernen und die besonders zu beachtenden
Merkmale für die Karikatur betrachten und vorführen.

Ich habe hier einleitend auf der ersten Tafel das normale menschliche Skelett vorgeführt.
Aber der normale Mensch geht uns hier nichts an, uns beschäftigen also nur die besonderen
Charakteristiken. Aber da das Skelett an sich etwas Karikaturenhaftes hat, habe ich es aus
diesem Grunde gebracht.

Wer sich für anatomisches Zeichnen interessiert, der verschaffe sich das famose anato-
mische Lehrbuch für Künstler von Paul Rieh et.

Meine Absicht ist nun zunächst, den Anfänger auf die äußere Ersch einung von
Personen, wie sie uns begegnen und was dabei für den Karikaturenzeichner zu holen ist,
aufmerksam zu machen.

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