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Hartlaub, Gustav Friedrich
Das ewige Handwerk im Kunstgewerbe der Gegenwart — Berlin, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.19124#0097
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Glück dieser Mischung von Absicht und Zufall, auf diesen innigen Zusammenhang
von Erfindung und Ausführung, diese köstliche Einheit von Planen und Gestalten,
dieses wundervolle Einssein von Zweck und Luxus, Freiheit und Dienst jemals
ganz verzichten wollen? Man gibt doch auch nicht denjenigen recht, die —•
übrigens ganz folgerichtig — das Ende der aller-„handwerklichsten" Künste, das
Ende der freien Malerei, Plastik und Grafik, wahrsagen! Im Gegenteil kann es
sein, daß man später ein edles kunsthandwerkliches Stück, die abstrakte Schön-
heit eines Profils, das Organische einer Zierform mit gleicher Andacht bewundern
werden wird wie eine hochwertige plastische Bildner ei.

Freilich, die Umrisse einer solchen hypothetischen Handwerkskunst der Zu-
kunft bleiben undeu tlich. Gewiß ist: che Maschine wird vieles absterben lassen, was
nicht durchaus und entschieden lebensfähig ist. Unser Auge, gewöhnt an die knappe
und straffe Eleganz, an die exakte Planung, objektive Vollkommenheit heutiger Ma-
schinen und Maschinenprodukte, ist höchst kritisch, ja unerbittlich geworden
gegenüber allem billigen, unsachlichen, überflüssig dekorativen Aufwand heutigen
bürgerlichen Kunstgewerbes, wie es die Schaufenster erfüllt. Der Ruf nach dem
„Ewigen Handwerk" kann ebensowenig einen neuen Ornamentstil hervorpressen
wollen, wie er die endgültig toten vortechnischen Zierformen wiederbeschwören
darf. Auch wäre es Torheit, anzunehmen, daß sich die Produktion des Massengeräts,
Möbels oder Stoffes jemals wieder handwerklicher, -
oder doch Formensprachen bedienen wird. Es bleibt ; E~m mt

gäbe, dafür zu sorgen, daß diese Ware formschön und E-17
Industrie geliefert wird, und zwar in größten Auflagen =-
Abnehmern. Dem Kunsthandwerk kann auf absehbar- E_r
und damit als Kunde auch nur der einzelne Verbräm cl -

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Unser Abbildungsteil kann also die Umrisse ei
Zukunft, wenn es sie geben wird, noch nicht deutlich
gegenwärtige Übergangssituation darstellen. Der Ruf
Idee nach „ewigen", sondern tatsächlich „unsterblicher _
Wunsch- oder Glaubensbekenntnis sein, nicht mehr un<E
Entscheidung, ob wir trotz allem werden verzichte) E
ein Verbraucher-, ein Nachfrageproblem, eine Fnu 5
Rentabilität. Damit ist es aber von der Seite diE
idealen Absichten auf die Seite der Gesellschaft als -
bürgerlich-kapitalistisch gebliebene, ständisch gegliiE
genau wie die Gesellschaft der Jahrhunderte und Jal-
lutionen, immer einen gewissen repräsentativen werbe E
zu sagen Luxus gebrauchen: Überfluß in materieller w-
Hinsicht. Industrie wird solchen Bedarf um so wenig et
der repräsentative Wille von bloßer reklamehafter Qua:-
Qualität und Einmaligkeit hinstrebt. Bessere BediiP
erlesenes Kunsthandwerk könnten gekommen sein, wenfe
auf die äußere Betonung technoiden Scheins sichE

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