Nr. 9
1897
Heidelberger Akademische Mitteilung-en
Sprechsaal.
Ohne Verantwortung der Se'nriftleitun?.
Zuschriften ohne Namensanuabe werden nioht berttcksichtigt. Die Namen der Ein-
sender hält die Sehriftleitung nattlrlich geheim.
Zahnärztliches Institut betr. In der letzten Nnm-
mer dieser „Mitteilungen“ ist der Yersuch gemacht worden,
den die Behandlung im zahnärztlichen Institut betreffenden
Artikel in Nr. 7 zu vviderlegen. Dem objektiven Leser
gegeniiber — und ich bin ein solcher — ist dies jedoch nur
zum Teile gelungen.
Es vvird in dieser Entgegnung lediglich auf das Standes-
bewusstsein Bezug genommen, welches der Yerfasser, wohl
in allzustarker Weise, hervorkehrt. Ich bin mit dem Yer-
fasser des Gegenartikels vollständig der Ansicht, dass es in
einem derartigen Falle sicherlich sehr unpassend ist, gerade
auf die Yerletzung des Standesbewusstseins abzuheben; ich
bin jedoch weit entfernt, mit ihm den „Standesunterschied“
überhaupt als „Unsinn“ zu erklären. Es ist dies eine nun
einmal bestehende Einrichtung unserer lieutigen Gesellschaft,
w relche als Unsinn zu erklären ich auch aus rechtlichen und
historischen Gründen doch für etwas gewagt halte. Der
Yerfasser des ersten Artikels spricht weiter von einem im
Wartezimmer anzubringenden Plakate, wonach Studenten der
Vorzug gebühren solle. Ich balte diesen Wunsch fiir eben-
sowenig berechtigt wie den frommen Wunsch des Gegen-
artikels, dass der betr. Herr auch einmal genötigt sein würde,
auf dem „Armenwege ärztliche Hilfe etc. in Anspruch zu
nehmen.“
Aus dem Hin und Wider lässt sich wohl das Bichtige
in folgender Weise herausschälen. Es ist falsch, aus Gründen
des Standesbewusstseins eine bevorzugte Behandlung im zahn-
ärztlichen Institut zu verlangen, es ist aber wohl richtig,
dass ein Student nicht als Lernobjekt für Kommilitonen an-
gesehen wird, und nach meiner Meinung ist es schliesslich
richtig, auf Grund der Angehörigkeit zu derselben Univer-
sität — als eine deren Anstalten das zahnärztliche Institut
erscheint — und als Mitglied des akademischen Kranken-
vereins eine Bevorzugung vor Jedermann zu verlangen.
Ich komme also zu dem Schlusse, dass die thatsäch-
lichen Forderungen jenes ersten Artikels richtig sind, dass
aher die Motive aus welehem sie gefordert wurden, als voll-
ständig grund- und haltlos anzusehen seien, dass andrerseits
die Entgegnung in sofern den richtigen Ton traf, als sie das
Standesbewusstsein zum Gegenstand ihrer Erörterung machte,
dass sie aber daran krankt, dass sie nur das Standesbewusst-
sein, und nur dieses widerlegte. —i—
Zwei weitere Zuschriften in obigem Betreff bringen wir wegen
Raummangels in nächster Niimmer. Schriftleitung.
Yon anderen Hochschnlen.
Basel. Zum ausserordentlichen Professor für National-
ökonomie und Finanzwissenschaft an der hiesigen Universität
ist der Privatdozent Dr. Franz Berghoff-lsing in Bern
ernannt worden.
Berlin. Endlicli ist die Frage der Nachfolge für Emil
Hu Bois-Keymond gelöst: als ordentlicher Professor für Phy-
siologie wurde an die hiesige Universität Professor Wilhelm
Theodor Engelmann in Utrecht berufen. Engelmann, der
seit 1871 die Utrechter Professur bekleidet hat, ist nach
Geburt und wissenschaftlicher Ausbildung Deutscher.
llern. Der Professor für deutsche Sprache und Litteratur
an der hiesigen Hochsclmle Ludwig Hirzel (geb. 1838)
ist einem Schlaganfalle erlegen. Der Verstorbene hat sich
namentlich durch sein Werk über Albrecht v. Haller in der
wissenschaftlichen Welt einen Namen gemachty auch auf dem
Gebiete der Goetheforschung hat derselbe sich mit Glück
bethätigt.
Bonn. Der Professor der Philosophie Dr. J ü r g e n B o n a
Meyer ist am 22. ds. gestorben.
Bonn. Die Strafkammer verurteilte fünf Studierende
wegen Zweikampfs — Schlägermensuren —• zur geringsten
gesetzlichen Strafe von je drei Monaten Festung. Zwei Stu-
dierende wurden wegen Herausforderung zum Zweikampf —
Säbel- beziehungsweise Pistolenduell — zu je einem Monat
Gefängnis verurteilt.
Erlangcn. Der ordentliche Professor an der k. und k.
evangelisch-theologischen Fakultät in Wien ßr. Wilhelm Lotz
vvurde zum ordentlichen Professor der alttestamentlicben
Exegese in der theologischen Fakultät der k. Universität
Erlangen ernannt.
Freibui'g i. Br. Die Universität ist in diesem Semester
von 1449 Studierenden und 95 Hospitanten, im ganzen von
1544 Hörern besucht; diese Zahl ist bis jetzt erst einmal
im Sommersemester 1894 mit 1571 (1477 -)- 94) Hörern
übertroffen worden; im Sommersemester 1896 betrug sie
1453 (1379 -f 74). Auf die theologische Fakultät ent-
fallen 218 (152 Badener und 66 Nichtbadener, gegen 226
im Sommersemester 1896), auf die rechts- und staatswissen-
schaftliche 467 (127 Badener, 340 Nichtbadener, 1896 457),
auf die medizinische 511 (104 Badener, 407 Nichtbadener,
1896 458), und auf die philosophische 253 Studierende
(86 Badener und 167 Nichtbadener, 1866 238). AusPreussen
stammen 644, aus Baden 469, aus dem Königreich Sachsen 50,
aus Elsass-Lothringen 33, aus Hessen 29, aus Bayern 25
und aus Württemberg 19, aus dem Deutschen Reich zu-
sammen 1352, aus dem übrigen Europa 83 und aus ausser-
europäischen Ländern 14 Studenten; die Zahl der letzteren
hat im Verhältnis zu den Deutschen etwas abgenommen.
Korps und Kollegienbesucli. Aus Göttingen wird
gemeldet: Ausser „Westfalen“ und „Hercynen“ haben jetzt
noch zwei andere Göttinger Korps den Kollegzwang für ihre
Mitglieder eingeführt.
Kollegienzwang in studentischen Korporationen.
Aus Jena wird geschrieben: Die Nachricht, dass der hiesige
D. C. beschlossen habe, den Kollegienzwang einzuführen, be-
ruht vollkommen auf Erfindung.
Karlsruhe. Am schwarzen Brett der Technischen Hoch-
schule ist ein Ausschreiben angeschlagen, wonach die öster-
reichische Regierung Studierende des Ingenieurfacbs für den
Eintritt in den höheren technischen Staatsdienst sucht. Die
Bewerber brauchen kein Examen abgelegt zu haben, werden
aber doch im Bewährungsfalle als etatmässige österreichische
Staatsbeamte mit Pensionsbereclitigung und unter denselbcn
Beförderungsverhältnissen angestellt, wie die im gleichen
Rang stehenden geprüften österreichischen Beainten.
Bücher, Mappen, Adress-Um-
schläge, Diplom-Rollen,
Objektträger, -Kasten und
-Mappen a-m
sowie alle einschlagenden Buchbinder-Arbeiten
ferügt K Dieileubaclier
Hanptstr. «1. Universitäts-Buchbinderei.
Die Allgemeine ßentenanstalt zu Stuttgart
--=>■ gegründet 1S33 -1—
gewährt Iiebensvcrsicliernng in den beliebtesten Formen; billigste Prämiensätze, bohe
Dividende sehon nach drei Jahresprämien. Renten- nnd Pensionsversichernng
verschiedenster Art mit höchstmöglichen Beztigen.
Prospekte, Auskiinfte und Verträge vermittelt die
(1».6) Generalagentur fiir das Grossherzogtum Baden
Ftohrbacher Strasse GS.
1897
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den die Behandlung im zahnärztlichen Institut betreffenden
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gegeniiber — und ich bin ein solcher — ist dies jedoch nur
zum Teile gelungen.
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bewusstsein Bezug genommen, welches der Yerfasser, wohl
in allzustarker Weise, hervorkehrt. Ich bin mit dem Yer-
fasser des Gegenartikels vollständig der Ansicht, dass es in
einem derartigen Falle sicherlich sehr unpassend ist, gerade
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bin jedoch weit entfernt, mit ihm den „Standesunterschied“
überhaupt als „Unsinn“ zu erklären. Es ist dies eine nun
einmal bestehende Einrichtung unserer lieutigen Gesellschaft,
w relche als Unsinn zu erklären ich auch aus rechtlichen und
historischen Gründen doch für etwas gewagt halte. Der
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Vorzug gebühren solle. Ich balte diesen Wunsch fiir eben-
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die Entgegnung in sofern den richtigen Ton traf, als sie das
Standesbewusstsein zum Gegenstand ihrer Erörterung machte,
dass sie aber daran krankt, dass sie nur das Standesbewusst-
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Basel. Zum ausserordentlichen Professor für National-
ökonomie und Finanzwissenschaft an der hiesigen Universität
ist der Privatdozent Dr. Franz Berghoff-lsing in Bern
ernannt worden.
Berlin. Endlicli ist die Frage der Nachfolge für Emil
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siologie wurde an die hiesige Universität Professor Wilhelm
Theodor Engelmann in Utrecht berufen. Engelmann, der
seit 1871 die Utrechter Professur bekleidet hat, ist nach
Geburt und wissenschaftlicher Ausbildung Deutscher.
llern. Der Professor für deutsche Sprache und Litteratur
an der hiesigen Hochsclmle Ludwig Hirzel (geb. 1838)
ist einem Schlaganfalle erlegen. Der Verstorbene hat sich
namentlich durch sein Werk über Albrecht v. Haller in der
wissenschaftlichen Welt einen Namen gemachty auch auf dem
Gebiete der Goetheforschung hat derselbe sich mit Glück
bethätigt.
Bonn. Der Professor der Philosophie Dr. J ü r g e n B o n a
Meyer ist am 22. ds. gestorben.
Bonn. Die Strafkammer verurteilte fünf Studierende
wegen Zweikampfs — Schlägermensuren —• zur geringsten
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evangelisch-theologischen Fakultät in Wien ßr. Wilhelm Lotz
vvurde zum ordentlichen Professor der alttestamentlicben
Exegese in der theologischen Fakultät der k. Universität
Erlangen ernannt.
Freibui'g i. Br. Die Universität ist in diesem Semester
von 1449 Studierenden und 95 Hospitanten, im ganzen von
1544 Hörern besucht; diese Zahl ist bis jetzt erst einmal
im Sommersemester 1894 mit 1571 (1477 -)- 94) Hörern
übertroffen worden; im Sommersemester 1896 betrug sie
1453 (1379 -f 74). Auf die theologische Fakultät ent-
fallen 218 (152 Badener und 66 Nichtbadener, gegen 226
im Sommersemester 1896), auf die rechts- und staatswissen-
schaftliche 467 (127 Badener, 340 Nichtbadener, 1896 457),
auf die medizinische 511 (104 Badener, 407 Nichtbadener,
1896 458), und auf die philosophische 253 Studierende
(86 Badener und 167 Nichtbadener, 1866 238). AusPreussen
stammen 644, aus Baden 469, aus dem Königreich Sachsen 50,
aus Elsass-Lothringen 33, aus Hessen 29, aus Bayern 25
und aus Württemberg 19, aus dem Deutschen Reich zu-
sammen 1352, aus dem übrigen Europa 83 und aus ausser-
europäischen Ländern 14 Studenten; die Zahl der letzteren
hat im Verhältnis zu den Deutschen etwas abgenommen.
Korps und Kollegienbesucli. Aus Göttingen wird
gemeldet: Ausser „Westfalen“ und „Hercynen“ haben jetzt
noch zwei andere Göttinger Korps den Kollegzwang für ihre
Mitglieder eingeführt.
Kollegienzwang in studentischen Korporationen.
Aus Jena wird geschrieben: Die Nachricht, dass der hiesige
D. C. beschlossen habe, den Kollegienzwang einzuführen, be-
ruht vollkommen auf Erfindung.
Karlsruhe. Am schwarzen Brett der Technischen Hoch-
schule ist ein Ausschreiben angeschlagen, wonach die öster-
reichische Regierung Studierende des Ingenieurfacbs für den
Eintritt in den höheren technischen Staatsdienst sucht. Die
Bewerber brauchen kein Examen abgelegt zu haben, werden
aber doch im Bewährungsfalle als etatmässige österreichische
Staatsbeamte mit Pensionsbereclitigung und unter denselbcn
Beförderungsverhältnissen angestellt, wie die im gleichen
Rang stehenden geprüften österreichischen Beainten.
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schläge, Diplom-Rollen,
Objektträger, -Kasten und
-Mappen a-m
sowie alle einschlagenden Buchbinder-Arbeiten
ferügt K Dieileubaclier
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