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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1897 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25133#0061
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Akademische Mitteilüngen

FÜR DIE

STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITiT HEIDELBERG.

HERAUSGEGEBEN ¥0N J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI

Fernsprechee 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.

Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden, Professoren und Alten Herren zugestellt.

Sommer-Halbjahr 1897. Nr. 14. Samstag, 31. Juli 1897.

Erast Immanuel Bekker.

Eiii Gedenkblatt zum 70. Geburtstage des Gelehrten.

Von

Friedrich Selbach.

70 Jahre, ein schönes
Geschenk von dir, ewige
Mutter Natur, schöner noch
für den, der es zu ver-
werten wusste! Glücklich
der, dem ein gütiges Ge-
schick den Anblick ver-
gönnt, am Abend des Le-
bens herabzuschauen vom
Berge des Wissens auf das
durchwanderte Gefilde, das
vom sanften Strahle der
Erinnerung rosig umspielt
zu seinen Füssen ruht, wenn
er sieht, dass die Saaten,
die er einst, vielleicht mit
zagender JHand, ausgesät,
nun in üppiger Reife vor
seinen Blicken wogen. Doch
was der Mann des Wissens
sät, das darf er nicht ernten,
es ist ein heiliges Erbteil
kommender Geschlechter,
vielleicht der Nachwelt
überhaupt. Doch auf eines
darf er Anspruch machen,
auf die Dankbarkeit, und
glücklich der, dem diese
herrliche Blume erbliiht.

In wenigen Tagen wird
ein Mann auf dem Punkte
angelangt sein, da man
gerne zurückblickt auf den
durchlaufenen Lebensweg,
unser verehrter Geheimerat
Ernstlmmanuel Bekker. Icli
glaube daher, dass ich im
Sinne aller Leser dieser
Zeilen handle, wenn icli
ausrufe: Wir danken dem
Jubilar für das, was er

der Wissenschaft bis jetzt
geleistet!

Lassen wir das Leben
des Gelehrten an unsern
Augen vorübergleiten und
ziehen wir die Summe da-
raus, so ist das Verdienst
des Mannes uns klar.

Am 16. August 1827
erblickte Ernst Immanuel
Bekker als Sobn des be-
kannten Philologen August
Immanuel Bekker zu Berlin
das Licht der Welt. Seine
Erziehung wurde vorwie-
gend von seiner Mutter ge-
leitet. Sein Vater unter-
richtete ihn hauptsächlich
in den Sprachen, so dass
er schon mit 15 Jahren
nach Prima promoviert
werden konnte. Er be-
suchte in seiner Vaterstadt
das Priedrich - Wilhelms-
Gymnasium etwa andert-
halb Jahre und bezog hier-
auf 1844 die dortige Uni-
versität, wo er sich, dem
Wunsche seinesVaters fol-
gend, dem Studium der
Jurisprudenzunterzog,ohne
jedoch zu dieser Wissen-
scliaft eine ausgesprochene
Neigung zu hegen. Ausser
der Berliner besuchte er
auch die Heidelberger Uni-
versität, wo er Vangerow
hörte, der ihm zum ersten-
mal Liebe zu der genann-
ten Wissenscbaft einflösste.
Seit Ostern 1847 war er
 
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