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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1897 — Heidelberg, 1896-1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.25133#0054
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1897

Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen

Nr. 12

alten Stätte deutscher Wissenschaft, und dem ganzen
deutschen Volkstum in Böhmen und Mähren drohen.

Die unterzeichneten ordentlichen Professoren der Uni-
versitäten des deutschen Beiches drücken den Kollegen
der ehrwürdigen österreichischen Schwesteruniversität ihre
wärmsten und lebhaftesten Sympathieen zu ihrem Vor-
gehen aus und geben der Ueberzeugung Ausdruck, dass
Millionen national gesinnter Bürger des deutschen Beiches
mit ihnen in diesen Gefühlen sich einig wissen.“

und ist mit 817 Unterschriften der ordentlichen Professoren
deutscher Universitäten nach Prag abgegangen. Die Unter-
schriften verteilen sich auf die einzelnen Universitäten wie
folgt: Berlin 62, Bonn 29, Breslau 46, Erlangen 33, Frei-
burg 33, Giessen 40, Göttingen 46, Greifswald 29, Hallea.S. 42,
Heidelberg 46, Jena 34, Kiel 37, Königsberg 41, Leipzig 49,
Marburg 44, München 51, Münster 19, Eostock 30, Strass-
burg i. E. 46, Tübingen 37, Würzburg 23. Es ist zu hoffen
und zu wünschen, dass diese hoclibedeutsame Kundgebung,
die ein einzigartiges vaterländisches Ereignis darstellt, ihre
Wirkung nicht verfehle!

* Das Vorlesnngsverzeiclinis unserer Hochschule für
das Winterhalbjahr 1897/98 ist erschienen. Das Winter-
halbjabr beginnt darnach am 15. Oktober, letzter Zeitpunkt
der Einschreibung ist der 20. November. Der an Stelle Hol-
stens berufene Herr Professor Deissmann kündigt erstmals
seine Vorlesungen an und zwar: Erklärung des I. Korinther-
briefs. Erklärung des Jakobusbriefs. Der Sprachcharakter
der griechischen Bibel. Neutestamentliche Uebungen; ebenso
die neuaufgenommenen Privatdozenten Herren Dr. Affolter:
Pandekten. Praktikum im römischen Becht, Dr. Arnsperger:
Logik. G.W.Leibniz. PhilosophischeUebungen, Dr.Schnee-
gans: Französische Prosa im 17. Jahrhundert. Ausgewählte
Kapitel der französischen Syntax. Babelais, Leben und Werke.
Im german.-romanischen Seminar: Uebungen im mündlichen
und schriftlichen Gebrauch des Französischen, Dr. Ehris-
mann: Erklärung von Otfrieds Evangelienbuch (Althoch-
deutsche Uebungen, nach W. Braunö’s „Althochdeutschem
Lesebuch“), Dr. Dittrich: ChemischesVollpraktikum. Che-
misches Halbpraktikum. Die Molkereiprodukte, Fette und
Oele und ihre chemische Untersuchung. Ferienkurse (s. unten)
und Dr. S a 1 o m o n: ßepetitorium der Mineralogie. Ausge-
wählte Kapitel der allgemeinen Geologie. — Ueber das Neue
Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Beich werden lesen
die Herren Geh. Bat Bekker (Buch I—III), Geh. Hofrat
Karlowa (Buch II: Becht der Schuldverhältnisse), Geheime
Hofrat Schröder (Buch III, IV und V: Sachen-, Familien-
und Erbrecht), Professor Buhl (Buch IV und V), Professor
Seng (Buch I, Allgemeiner Teil). — Sodann enthält das
Vorlesungsverzeichnis erstmals die Anzeige der Ferienkurse,
welche die Dozenten der Medizinischen Fakultät
in den Herbstferien zu halten beabsichtigen und die wir an
anderer Stelle bereits aufgezählt haben.

* Ferienkurse. Ausser den schon mitgeteilten Ferien-
kursen der Medizinischen Fakultät hält Herr Privatdozent
Dr. M. Dittrich in seinem Laboratorium, Brunnengasse 14,
während der Herbstferien von Mitte September ab ein C h e-
misches Praktikum, ganztägig, und Chemisches
Praktikum für Mediziner, fünfwöchentlich.

Von anderen Hocliselmlen.

Besuch der deutsclien Hochschulen. An den 21
deutschen Universitäten (die Akademie -Münst er
eingerechnet) sind im laufenden Sommer nicht weniger als
30,921 Studierende immatrikuliert worden, womit die bisher
höchste Ziffer 30,043 im vorigen Winter, wieder nahezu

um tausend Mann übertroffen worden ist! Die Studenten-
zahl der einzelnen Universitäten ergiebt sich aus der nach-
stehenden Zusammenstellung, in welcher die Universitäten
nach der Höhe ihrer Frequenz geordnet und überall des Ver-
gleiches wegen in Klammern die entsprechenden Zahlen erst
des letzten Winters und dann des vorjährigen Sommers bei-
gefügt sind: Berlin 4705 (5620 — 4649), Münclien 3871
(3706 — 3777, Leipzig 3064 (3126 — 2876), Bonn 1889
(1655 -- 1863), Breslau 1541 (1427 — 1425), Halle 1534
(1501 — 1415), Freiburg 1449 (1065 — 1379), Würzburg
1419 (1467 — 1284), Tübingen 1289 (1170 — 1172),
Heidelberg 1230 (1001 — 1164), Erlangen 1140 (1074

— 1138), Göttingen 1123 (1017 — 1007), Marburg 1042
(871 — 965), Strassburg 1016 (1013 — 938), Greifswald
834 (793 — 948), Kiel 727 (548 — 708), Jena 704 (705

— 761), Königsberg 697 (691 — 700), Giessen 663 (626

— 630), Bostock 499 (499 — 500), Münster 487 (468

— 448). Bei der Verteilung nach den einzelnen Studien-
fächern treffen auf die evangelischen Theologen 2798
(gegen 2746 und 2646 in den beiden letzten Semestern), auf
die katholischen 1528 (gegen 1460 und 1782), auf die
Juristen 8357 (gegen 8015 und 8073), auf die Mediziner
8056 (gegen 7834 und 7851), auf die Philologen und
Historiker 3884 (gegen 3792 und 3548), aufdieMathe-
matiker und Naturwissenschaftler 3306 (gegen 3078
und 2989), auf die Pharmazeuten 1146 (gegen 1197
und 1096), auf die Studierenden der Landwirtschaft 799
(gegen 861 und 805, dabei sind überall etwa 250 in Bonn
immatrikulierte Studierende der Geodäsie und Agrikultur-
technik eingezählt), auf die Kameralien und Forst-
wissenschaft 625 (gegen 641 und 572), endlich auf das
Studium der Zahnheilkun de 422 (gegen 419 und 335,
wobei aber ca. 60 in Giessen immatrikulierte Studierende der
Tierheilkunde zugerechnet sind). Von den Hauptfächern zeigt
sich eine Fortdauer der ununterbrochenen Zunahme bei den
Juristen, und eine solche der seit einigen Jahren wieder ein-
getretenen Steigerung bei den Philologen und Naturwissen-
schaftlern, bei den Medizinern und den evangelischen Theo-
logen ist die bisher wahrnehmbare regelmässige Abnahme
dieses Mal unterbrochen, bei den katholischen Theologen
(die bekanntlich nur einen Bruchteil der katholischen Theo-
logiestudierenden überhaupt ausmachen) bleibt die Zahl dieses
Mal hinter der des vorigen Sommers erheblich zurück, im
Ganzen tritt aber liier doch die Tendenz der Zunahme auch
in den letzten Semestern deutlich hervor.

Basel. Der Gynäkologe Prof. Dr. E. B u m m hat die
an ihn ergangene ehreuvolle Berufung an die Hochschule
Tübingen abgelehnt. — Die philosophische Fakultät der
hiesigen Hochschule hat dem Professor für Anatomie Dr.
Moritz Both anlässlich dessen 25jähriger Wirksamkeit als
Professor den philosophischen Doktortitel honoris causa ver-
liehen.

Bei der Universität Berlin ist Dr. pliil. Eduard v. Halle
als Privatdozent für Nationalökonomie zugelassen worden.
Die Antrittsrede Dr. v. Halles hatte die deutsche Auswande-
rung und Auswanderungspolitik zum Gegenstande.

Briissel. An der hiesigen Freien Universität ist die
Professur für Philosophie, deren Lehrstuhl bisher Professor
Tiberghien inne hatte, nach Uebertritt ihres bisherigen
Inhabers ,in den wohlverdienten Buhestand, geteilt woi'den.
Mit den Vorlesungen über Psychologie und Encyklopädie der
Philosophie wurde der junge belgische Gelehrte Dr. Georges
Dwelshauwers, der in Heidelberg und unter Wundt in
Leipzig studiert hat, betraut, während die Lehrkurse über
Logik Moral und Metaphysik dem französischen Gelehrten
Bend Berthelot, einem Sohne des bekannten Chemikers
und ehemaligen Ministers des Unterrichts und zuletzt der
auswärtigen Angelegenheiten in Paris, übertragen wurden.
Die Universität wollte auf diese Weise die deutsche und
französische Schule unter ihrem Daclie vereinigen.
 
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