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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1901 — 1901

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Sommer-Halbjahr 1901, Nr. 5
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1901

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 5

Friedricli-Luisen-Stipendien-Kommission.
Die Friedrich-Luisen-Stipendien für 1901 werden hier-
mit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Vergebung geschieht an die würdigsten unter den
an hiesiger Universität Studierenden, die mindestens schon
im verflossenen Wintersemester hier akademische Bürger ge-
wesen und der Unterstützung bedürftig sind, ohne Unter-
schied des Vaterlandes und des religiösen Bekenntnisses.
Die Bewerber haben ihre Gesuche, denen
1. Zeugnisse der Dürftigkeit,
2. Zeugnisse der akademischen Lehrer über den fleissigen
Kollegienbesuch in dem Wintersemester 1900/1901
und im laufenden Sommersemester
beizufügen sind, bis spätestens 15. Juni auf dem Se-
kretariat einzureichen.
Sämtliche unter Ziff. 2 geforderten Zeugnisse haben sich
die Bewerber durch persönliches Anmelden bei den betreffen-
den akademischen Lehrern eigens zu dem gedachten Zwecke
verschlossen zu erbitten.
Heidelberg, den 10. April 1901.
Der Prorektor:
Hausrath.

Bekanntmachung.
Mit Bezug auf Art. 4 Abs. 2 der Statuten des akade-
mischen Krankenvereins wird hierdurch bekannt gemacht,
dass nach verzeichnete Herren Aerzte sich bereit erklärt haben,
bis auf weiteres kranken Studierenden ärztlichen Rat
unentgeltlich zu erteilen und zwar:

a) In ihren Sprechstunden:

1. Prof. Dr. von Hippel, vorm. 9—12 Uhr, Augenklinik.

2. „ „ Marwedel,
3. Dr. Brauer, nachm.
4. „ Hammer, „
5. „ Bettmann, „
6. , Starck, _

nachm. 3—4 Uhr, Bunsenstr. 2.
2'/2—3l/2, Gaisbergstrasse 2.
2x/2—3‘/2, Rohrbacher Strasse 17.
21/2—3'/2, Riedstrasse 3.
3—4 Uhr, Akadem. Krankenhaus.

7. „ Gaupp, nachm. 3—4*/2 Uhr, Bergheimer Strasse 5611.

h) In den Wohnungen der Studierenden:
1. Dr. Holzer, vormittags 8—9 Uhr, Hauptstrasse 193.
2. „ Brenner, nachmittags 1/23—1/24 Uhr, Ziegelg. 26.
3. „ Strasser, Ladenburger Strasse 20.
4. „ Fischer, Bergheimer Strasse 56.

Besuche sind bezüglich O.-Z. 1—3 jeweils in den
betr. Wohnungen, bezügl. O.-Z. 4 beim Pförtner des aka-
demischen Krankenhauses anzumelden.
Ausserdem findet seitens der poliklinischen Assistenz-
ärzte täglich eine Sprechstunde im akadem. Kranken-
hause
vormittags von */210—11 Uhr.
an Sonntagen „ 10—11 „
statt.
Heidelberg, den 26. April 1901.
Direktion des akadem. Kranken Vereins:
Beissmann.
Disziplinaramt.
Zuschriften an das Akad. Disziplinaramt
betr.
Der Unterzeichnete richtet an die Herren Studierenden
das dringende Ersuchen, alle für das Disziplinaramt bestimm-
ten Zuschriften nicht an ihn persönlich, sondern an das Dis-
ziplinaramt d. h. an die Behörde als solche richten zu wollen.
Dadurch dass Zuschriften, die für das Akad. Disziplinaramt
bestimmt waren, mehrfach an mich persönlich adressiert
wurden, sind wiederholt unliebsame Verzögerungen in der
Erledigung derselben eingetreten, so z. B. während meines
mehrwöchentlichen Urlaubs. Während dieser Zeit wurden
an mich persönlich adressierte Dienstsachen, teilweise dringen-
der Natur, mir mehrfach durch die Post nach Italien nach-
geschickt.
Heidelberg, 13. Mai 1901.
Dr. Holderer.
Disziplinaramt.
Die Herren Kommilitonen mache ich darauf aufmerksam,
dass sie nach § 4 der akad. Vorschriften verpflichtet sind,
die ihnen bei der Immatrikulation behändigten Legitimations-
karte stets bei sich zu tragen und den Organen der öffent-
lichen Sicherheit — Schutzmänner und Gendarmen — auf
deren Verlangen vorzuzeigen.
Da es in letzter Zeit wiederholt vorgekommen ist, dass
Studierende, welche von Schutzmännern zur Vorzeigung der
Legitimationskarte aufgefordert wurden, dies mit der Begrün-
dung ablehnten, dass sie der Begehung einer strafbaren Hand-
lung sich nicht bewusst seien, bezw. dass sie sich zur Vor-
zeigung der Karte nicht für verpflichtet hielten, bemerke ich

die sich dadurch vpn einander unterscheiden, dass die Ersteren
die parlamentarisch vertretene Universität bilden, während die
Letzteren mehr einen privaten Charakter tragen.
Und wahrlich eine Reihe von dreiundzwanzig so stattlichen
und ehrwürdigen Gebäuden wie die Oxforder Colleges hat wohl
kein anderer Ort der Erde aufzuweisen. Der Wanderer, der von
Südosten her die Stadt betritt, erblickt sogleich eines der schön-
sten und interessantesten. Magdalen College (unglaublicherweise
Maudlin gesprochen) ist es, dessen massiver 150 Fuss hoher
Turm sich dort erhebt. Das College bildet nicht weniger als
vier Quadrate „Quads" genannt. In der Mitte eines jeden befin-
det sich ein weiter offener Raum, in den die Fenster der nach
innen liegenden Studentenwohnungen blicken. Dieser Raum ist
mit jenem herrlichen sammtähnlichen Rasen bepflanzt, wie ihn
nur jahrhundertelange Pflege hervorbringen kann. Durch das
Gelände, das zu dem College gehört, schlängelt sich ein wunder-
voller schattiger Gang, der „Addison’s Walk“, sogenannt nach
dem grossen Dichter und Schriftsteller, der während seiner Stu-
dienzeit hier gerne ein Mussestündchen zu verbringen pflegte;
der Fluss, der an dem College vorbeifliesst, leiht der Umgegend
einen besondern Reiz. Doch der Raum fehlt, die Schönheiten
dieses Heimes glücklicher Oxforder zu durchforschen; wir gehen
also die High Street, die Hauptstrasse Oxfords, entlang und
kommen an dem University College vorbei, in dem der Dichter
Shelley seine Studienjahre verbrachte; jetzt stehen wir vor All
Souls’ College. Der grosse Erzbischof Chiechele hat dieses Ge-

bäude errichtet und 1437 wird als das Gründungsjahr angegeben.
Das nächste Gebäude ist die Universitätskirche, St. Mariae ge-
nannt, ein Werk des dreizehnten Jahrhunderts. Hier werden
die Universitäts-„Predigten“ gehalten, die trotz des Namens eher
gelehrten Dissertationen gleichen. Ist der Redner eine hervor-
ragende „Grösse“, so findet er gewöhnlich das weite Gebäude
bis zum letzten Platze vollgedrängt, die Studenten in den Galle-
rien, die Professoren und die nicht studierende Gemeinde im
Schiff. In diesem Gebäude war es, wo Thomas Cranmer ver-
urteilt wurde, und von hier ging er mutig in den Tod. Das
Märtyrerdenkmal bezeichnet die Stelle, wo der Scheiterhaufen
den grossen Kämpfer für die Reformation erwartete. In der-
selben Kirche drängte sich das Volk, um die zündenden Lehren
des Reformators Wycliffe zu hören. Jede bedeutende religiöse
Bewegung hat hier ihre Spuren gelassen. — Doch wir eilen weiter
und finden uns nun mitten in der High Street. Unwillkürlich
fesselt uns der Anblick, den das rege Leben dort bietet. Das
Studenten-Element tritt überall hervor, denn wenn es auch keine
Korps- und Verbindungsmützen und Schmisse giebt, so ist doch
der Oxforder Musensohn äusserlich erkennbar: er trägt nämlich,
wenn er zu einer Vorlesung geht, seine akademische Kleidung;
diese besteht aus dem schwarzen Hut „square“ oder wegen des
^Brettes“, das den oberen Teil bildet, „mortar board“ genannt,
und ferner aus einem schwarzen Gewände, „gown“ geheissen.
An diesem gown kann man den Rang eines Oxforders leicht
erkennen. Der gewöhnliche Studierende, der „Commoner“, trägt
 
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