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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1901 — 1901

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Sommer-Halbjahr 1901, Nr. 14
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https://doi.org/10.11588/diglit.71028#0112

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1901

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 14

An die



Heidelberger Studentenschaft.
Von verschiedenen Seiten wurden in letzter Zeit Angriffe gegen die
in Deutschland studierenden Hussen gerichtet. In Heidelberg hat man sich
sogar an den Studenten-Ausschuss und an den Engeren Senat mit einer
Petition gewandt, in der die Erschwerung der Studien für alle Ausländer
gefordert wird. Wir glauben, dass die Petition, die auf Grund persönlicher
Reibereien entstanden ist, bei unseren deutschen Kommilitonen keine Bil-
ligung gefunden hätte, wenn sie mit unserem Geistesleben mehr vertraut
wären.
Sie glauben an unserer äusseren Kultur einige Mängel wahrzunehmen
und schliessen daraus auf unser Innenleben. Der grösste Teil der im Aus-
lande studierenden Russen begeistert sich aber für rein ideale Bestrebungen,
verfolgt nur wissenschaftliche Zwecke und sucht aus seinen Studien keine
materiellen Vorteile zu gewinnen. Indem wir für unsere Menschenwürde und
die Lehr- und Lernfreiheit kämpfen, werden wir genötigt, unsere eigenen
Universitäten zu verlassen und in der Fremde das zu suchen, was uns das
Vaterlan d verwel ir t.
Wird sich die deutsche Studentenschaft, die in ihrer glorreichen Ge-
schichte so oft für Freiheit und Recht eingetreten, die sich auch jetzt für
das unter der Faust übermächtiger Unterdrücker verblutende Heldenvolk
der Buren begeistert, die da singt „Freiheit, die ich meine“, wird sie sich
zu Helfershelfern finsterster Reaktion machen wollen? Und welche Vorteile
versprechen sich die deutschen Kommilitonen von unserer Austreibung?
Etwas mehr Raum in den Hörsälen und Laboratorien, in denen ja
doch liier überreichlich Platz vorhanden ist!
Wir wollen und können nicht annehmen, dass die deutschen Kommi-
litonen aus solch kleinlichen Rücksichten den klaren Born der freien, deut-
schen Wissenschaft werden trüben wollen!

Mit studentischem Gruss!
Russische Kommilitonen.
 
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