1901
Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen
Nr. 6
Engerer Senat.
Der Aufforderung vom 15. April d. Js. zur Aus-
füllung der statistischen Zählkarte ist eine
Anzahl Studierender bis heute nicht nachgekommen.
Die Säumigen werden daher veranlasst, dies un-
gesäumt, längstens bis zum 12. Juni 1. Js.
nachzuholen.
Sollte auch bis zu diesem Termine dieser
Aufforderung nicht entsprochen sein, so würden die
in den 35 und 36 der akademischen Vorschriften
vorgesehenen Disziplinarstrafen wegen Ungehorsams
gegen die Anordnungen der akademischen Behörden
in Betracht kommen müssen.
Heidelberg, den 29. Mai 1901.
Hausrath,
z. Zt. Prorektor.
Friedricli-Liilseii-Stipeiidieii-Kommission.
Die Friedrich-Luisen-Stipendien für 1901 werden hier-
mit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Vergebung geschieht an die würdigsten unter den
an hiesiger Universität Studierenden, die mindestens schon
im verflossenen Wintersemester hier akademische Bürger ge-
wesen und der Unterstützung bedürftig sind, ohne Unter-
schied des Vaterlandes und des religiösen Bekenntnisses.
Die Bewerber haben ihre Gesuche, denen
1. Zeugnisse der Dürftigkeit,
2. Zeugnisse der akademischen Lehrer über den fleissigen
Kollegienbesuch in dem Wintersemester 1900/1901
und im laufenden Sommersemester
beizufügen sind, bis spätestens 15. Juni auf dem Se-
kretariat einzureichen.
Sämtliche unter Ziff. 2 geforderten Zeugnisse haben sich
die Bewerber durch persönliches Anmelden bei den betreffen-
den akademischen Lehrern eigens zu dem gedachten Zwecke
verschlossen zu erbitten.
Heidelberg, den 10. April 1901.
Der Prorektor:
Hausrath.
Bekanntmachung.
Mit Bezug auf Art. 4 Abs. 2 der Statuten des akade-
mischen Krankenvereins wird hierdurch bekannt gemacht,
dass nachverzeichnete Herren Aerzte sich bereit erklärt haben,
bis auf weiteres kranken Studierenden ärztlichen Rat
unentgeltlich zu erteilen und zwar:
a) In ihren Sprechstunden:
1. Prof. Dr. von Hippel, vorm. 9—12 Uhr, Augenklinik.
2. „ „ Marwedel, nachm. 3—4 Uhr, Bunsenstr. 2.
3. Dr. Brauer, nachm. 2’/2—3‘/2, Gaisbergstrasse 2.
4. „ Hammer, „ 21/2—3l/2, Rohrbacher Strasse 17.
5. „ Bettmann, „ 2r/2—3l/2, Riedstrasse 3.
6. „ Starck, „ 3—4 Uhr, Akadem. Krankenhaus.
7. „ Gaupp, nachm.3—4^2 Uhr, BergheimerStrasse 5611.
h) In den Wohnungen der Studierenden:
1. Dr. Holzer, vormittags 8—9 Uhr, Hauptstrasse 193.
2. „ Brenner, nachmittags 1I23—V24 Uhr, Ziegelg, 26.
3. „ Strasser, Ladenburger Strasse 20.
4. „ Fischer, Bergheimer Strasse 56.
Besuche sind bezüglich O.-Z. 1—3 jeweils in den
betr. Wohnungen, bezügl. O.-Z. 4 beim Pförtner des aka-
demischen Krankenhauses anzumelden.
Ausserdem findet seitens der poliklinischen Assistenz-
ärzte täglich eine Sprechstunde im akadem. Kranken-
hause
vormittags von x/210—11 Uhr,
an Sonntagen „ 10—11 „
statt.
Heidelberg, den 26. April 1901.
Direktion des akadem. Krankenvereins:
Deissmann.
Engerer Senat.
Honorarbefreiung betr.
Diejenigen Studierenden, die um Honorar-Erlass einge-
kommen sind, werden ersucht, die Entscheidungen des Senates
auf der Universitäts-Kanzlei zu erheben.
Die bis zum 5. Juni nicht erhobenen Dekrete werden
den Betreffenden durch die Pedelle zugestellt werden.
Heidelberg, den 28. Mai 1901.
Der Prorektor:
Hausrath.
Skizzen aus der ©jiforder Oiii^eFsitätsstadt
von W.
II.
Ein Tag in Gesellschaft eines Oxforders.
Obgleich die prächtigen alten Colleges mit ihren kleinen
Fenstern und ihrem grauen Gestein eher ehrfurchterweckend
als einladend aussehen, so zeigt doch ein Blick in das Innere
eines solchen Heimes Oxforder Musensöhne, dass der charak-
teristische „Home comfort“ der Engländer auch hier durchaus
nicht fehlt.
Jeder Student bewohnt zwei Zimmer, ein „bed room“ und
ein „sitting room“, welche die gegenwärtige unglaubliche Wut
für Abkürzungen „bedder“ und „sitter“ benannt hat. In seinem
Wohnzimmer sucht er sich so bequem und elegant wie möglich
einzurichten. Die Einrichtung übernimmt er von seinem Vorgänger,
wofür er eine bestimmte Summe an ihn zahlt. Der Kaminsims wird
mit Photographien, Vasen und sonstigen Kunstschätzen geradezu
beladen. Ueber ihm wird der übliche Kaminaufsatz angebracht,
und rechts und links von demselben hängt unser Student zwei
Wappenschilder auf, das der Universität mit dem Motto „Dominus
Illuminatio Mea“, und das seines College. Bald folgen grosse
Photographien, Scenen und Gruppen aus dem Universitätsleben
darstellend. Wenn der Februar heranrückt, kauft sich der loyale
Oxforder eine Photographie jener neun Halbgötter, denen die
sportliche Ehre der ganzen Universität anvertraut worden ist,
d. h. ein Bildnis der Oxforder Universitäts-Rudermannschaft, die
sich auf der Themse in London mit der Mannschaft der Schwester-
Universität Cambridge messen soll.
Sobald unser Student sich in seinem Königreiche einiger-
massen heimisch fühlt, beginnt seine wohlgeregelte Studienlauf-
bahn. Um etwa 8 Uhr des Morgens wird in der Kapelle seines
College der Morgengottesdienst nach dem Ritus der anglika-
nischen Kirche gehalten; die Bibelabschnitte werden dabei von
den Studenten gelesen.
Und hier kann man wieder nicht umhin, ein wenig zu
„bädekern“. Diese Kapellen gehören zu den Hauptanziehungs-
punkten der Universitätsstadt. Die des Christ Church-College
dient zugleich als Kathedrale des Bischofs von Oxford. Man
kann sich also denken, dass Dimensionen und Ausstattung kaum
denen einer „Chapel“ entsprechen. Gegründet wurde sie im
Jahre 740, doch erst im Jahre 1180 ward der Hauptteil des
prachtvollen Baues, wie er jetzt steht, errichtet. Die herrlichen
Verzierungen an der gewölbten Decke sind das Werk des be-
rühmten Kardinals Wolsey. Der Bischofsthron wurde erst vor
wenigen Jahren mit einem Kostenaufwand von 1000 Pfund Sterling
errichtet.
Wenn nicht an Pracht und historischem Interesse, so über-
trifft doch die Kapelle des All Souls-College die obenerwähnte
Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen
Nr. 6
Engerer Senat.
Der Aufforderung vom 15. April d. Js. zur Aus-
füllung der statistischen Zählkarte ist eine
Anzahl Studierender bis heute nicht nachgekommen.
Die Säumigen werden daher veranlasst, dies un-
gesäumt, längstens bis zum 12. Juni 1. Js.
nachzuholen.
Sollte auch bis zu diesem Termine dieser
Aufforderung nicht entsprochen sein, so würden die
in den 35 und 36 der akademischen Vorschriften
vorgesehenen Disziplinarstrafen wegen Ungehorsams
gegen die Anordnungen der akademischen Behörden
in Betracht kommen müssen.
Heidelberg, den 29. Mai 1901.
Hausrath,
z. Zt. Prorektor.
Friedricli-Liilseii-Stipeiidieii-Kommission.
Die Friedrich-Luisen-Stipendien für 1901 werden hier-
mit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Vergebung geschieht an die würdigsten unter den
an hiesiger Universität Studierenden, die mindestens schon
im verflossenen Wintersemester hier akademische Bürger ge-
wesen und der Unterstützung bedürftig sind, ohne Unter-
schied des Vaterlandes und des religiösen Bekenntnisses.
Die Bewerber haben ihre Gesuche, denen
1. Zeugnisse der Dürftigkeit,
2. Zeugnisse der akademischen Lehrer über den fleissigen
Kollegienbesuch in dem Wintersemester 1900/1901
und im laufenden Sommersemester
beizufügen sind, bis spätestens 15. Juni auf dem Se-
kretariat einzureichen.
Sämtliche unter Ziff. 2 geforderten Zeugnisse haben sich
die Bewerber durch persönliches Anmelden bei den betreffen-
den akademischen Lehrern eigens zu dem gedachten Zwecke
verschlossen zu erbitten.
Heidelberg, den 10. April 1901.
Der Prorektor:
Hausrath.
Bekanntmachung.
Mit Bezug auf Art. 4 Abs. 2 der Statuten des akade-
mischen Krankenvereins wird hierdurch bekannt gemacht,
dass nachverzeichnete Herren Aerzte sich bereit erklärt haben,
bis auf weiteres kranken Studierenden ärztlichen Rat
unentgeltlich zu erteilen und zwar:
a) In ihren Sprechstunden:
1. Prof. Dr. von Hippel, vorm. 9—12 Uhr, Augenklinik.
2. „ „ Marwedel, nachm. 3—4 Uhr, Bunsenstr. 2.
3. Dr. Brauer, nachm. 2’/2—3‘/2, Gaisbergstrasse 2.
4. „ Hammer, „ 21/2—3l/2, Rohrbacher Strasse 17.
5. „ Bettmann, „ 2r/2—3l/2, Riedstrasse 3.
6. „ Starck, „ 3—4 Uhr, Akadem. Krankenhaus.
7. „ Gaupp, nachm.3—4^2 Uhr, BergheimerStrasse 5611.
h) In den Wohnungen der Studierenden:
1. Dr. Holzer, vormittags 8—9 Uhr, Hauptstrasse 193.
2. „ Brenner, nachmittags 1I23—V24 Uhr, Ziegelg, 26.
3. „ Strasser, Ladenburger Strasse 20.
4. „ Fischer, Bergheimer Strasse 56.
Besuche sind bezüglich O.-Z. 1—3 jeweils in den
betr. Wohnungen, bezügl. O.-Z. 4 beim Pförtner des aka-
demischen Krankenhauses anzumelden.
Ausserdem findet seitens der poliklinischen Assistenz-
ärzte täglich eine Sprechstunde im akadem. Kranken-
hause
vormittags von x/210—11 Uhr,
an Sonntagen „ 10—11 „
statt.
Heidelberg, den 26. April 1901.
Direktion des akadem. Krankenvereins:
Deissmann.
Engerer Senat.
Honorarbefreiung betr.
Diejenigen Studierenden, die um Honorar-Erlass einge-
kommen sind, werden ersucht, die Entscheidungen des Senates
auf der Universitäts-Kanzlei zu erheben.
Die bis zum 5. Juni nicht erhobenen Dekrete werden
den Betreffenden durch die Pedelle zugestellt werden.
Heidelberg, den 28. Mai 1901.
Der Prorektor:
Hausrath.
Skizzen aus der ©jiforder Oiii^eFsitätsstadt
von W.
II.
Ein Tag in Gesellschaft eines Oxforders.
Obgleich die prächtigen alten Colleges mit ihren kleinen
Fenstern und ihrem grauen Gestein eher ehrfurchterweckend
als einladend aussehen, so zeigt doch ein Blick in das Innere
eines solchen Heimes Oxforder Musensöhne, dass der charak-
teristische „Home comfort“ der Engländer auch hier durchaus
nicht fehlt.
Jeder Student bewohnt zwei Zimmer, ein „bed room“ und
ein „sitting room“, welche die gegenwärtige unglaubliche Wut
für Abkürzungen „bedder“ und „sitter“ benannt hat. In seinem
Wohnzimmer sucht er sich so bequem und elegant wie möglich
einzurichten. Die Einrichtung übernimmt er von seinem Vorgänger,
wofür er eine bestimmte Summe an ihn zahlt. Der Kaminsims wird
mit Photographien, Vasen und sonstigen Kunstschätzen geradezu
beladen. Ueber ihm wird der übliche Kaminaufsatz angebracht,
und rechts und links von demselben hängt unser Student zwei
Wappenschilder auf, das der Universität mit dem Motto „Dominus
Illuminatio Mea“, und das seines College. Bald folgen grosse
Photographien, Scenen und Gruppen aus dem Universitätsleben
darstellend. Wenn der Februar heranrückt, kauft sich der loyale
Oxforder eine Photographie jener neun Halbgötter, denen die
sportliche Ehre der ganzen Universität anvertraut worden ist,
d. h. ein Bildnis der Oxforder Universitäts-Rudermannschaft, die
sich auf der Themse in London mit der Mannschaft der Schwester-
Universität Cambridge messen soll.
Sobald unser Student sich in seinem Königreiche einiger-
massen heimisch fühlt, beginnt seine wohlgeregelte Studienlauf-
bahn. Um etwa 8 Uhr des Morgens wird in der Kapelle seines
College der Morgengottesdienst nach dem Ritus der anglika-
nischen Kirche gehalten; die Bibelabschnitte werden dabei von
den Studenten gelesen.
Und hier kann man wieder nicht umhin, ein wenig zu
„bädekern“. Diese Kapellen gehören zu den Hauptanziehungs-
punkten der Universitätsstadt. Die des Christ Church-College
dient zugleich als Kathedrale des Bischofs von Oxford. Man
kann sich also denken, dass Dimensionen und Ausstattung kaum
denen einer „Chapel“ entsprechen. Gegründet wurde sie im
Jahre 740, doch erst im Jahre 1180 ward der Hauptteil des
prachtvollen Baues, wie er jetzt steht, errichtet. Die herrlichen
Verzierungen an der gewölbten Decke sind das Werk des be-
rühmten Kardinals Wolsey. Der Bischofsthron wurde erst vor
wenigen Jahren mit einem Kostenaufwand von 1000 Pfund Sterling
errichtet.
Wenn nicht an Pracht und historischem Interesse, so über-
trifft doch die Kapelle des All Souls-College die obenerwähnte