DOI issue:
Nr. 8 (14. Juni 1913)
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25137#0070
Heidelbebgeb Akademische Mitteilung^
Biiclierschau.
Der Kausch der Jugend. Von Kurt Meyer-Rotermund. Schau-
spiel in 3 Akten. Heckners Verlag. Wolfenbüttel 1913.
Der Verfasser will ein Schauspiel, eine lebenswahre Scene aus dem
Studentenleben an einer kleinen Universität, vor Augen führen; aber
aus dem Schauspiel wird ihm unbewusst ein Drama,, das darum jedoch
nichts an Frische und Lebenswärme einbiisst. Es ist das Drama eines
Verbindungsstudenten, der es wagt, auch einmal seinem eigenen, innersten
Triebe zu folgen und dem Willen der Verbindung, entgegenzuhandeln,
und der dann an der bitteren Enttäuschung, die sein junges, unerfahrenes
und allzu schwärmerisches Herz erleidet, zu Grunde geht. Den Rahmen
um die so kurze und doch so tragisch ausklingende Geschichte einer
Studentenliebe bildet frisch-fröhliches Studentenleben, das aber neben
dem grossen Zug der Handlung nur als ergänzendes Beiwerk zum Aus-
druck kommt. Schlicht und eiufach spielen sich die oft von grosser
Tragik erfüllten Vorgänge ab. Der Verfasser verschmäht alle groben
Bühneneffekte. Er lässt nur die Wirklichkeitstreue seiner Personen und
die zur ■ Selbstzerstörung drängende Natur seines Helden wirken. Die
Sprache ist schlicht, doch flüssig und gibt eine getreue Wiedergabe des
studentischen Verkehrstons. Die Stärke des Stückes liegt im wesent-
lichen in der dramatisch bewegten und realistisch erfassten Menschen-
darstellung. J. L.
Sturmfreie Buden. Eine Denkschrift für alle, denen das Wohl
unserer studierenden Jugend und unseres Volkes am Herzen liegt.
Von Theodor Temming, Rektor am St. Johannes-Hospital und den
Königl. Universitätskliniken zu Bonn: Verlag von Fredebeul & Koenen,
Essen (Ruhr). Preis Mk. 1.20.
Der Verfasser dieser Schrift ist derselbe, welcher 1910 „aus der
Klinik" seinen ergreifenden „Warnruf an deutsche Männer bezüglich
sexueller Lebensfragen“ in die Welt sandte. In seiner Stellung als Seel-
sorger an den Hospitälern der rheinischen Musenstadt hat er, wie kein
zweiter, einen tiefen Einblick in die sittlichen Verhältnisse unter den
Studenten getan, und in edler Menschenliebe will er durch diese auf-
klärende Schrift „nicht anklagen, nicht verurteilen, sondern nur Hilfe
bringen und um Hilfe bitten für die jungen Männer, um sie nicht
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