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164 Müller: Reise der Fregatte Novara. Ethnographie.
Hautfarbe vorherrschend, obwohl sie bei den Völkern der Fulah-
Rasse und den Hamiten gar nicht schwarz ist; dagegen sind die
Malayen und die hinterindischen Völker, welche dem Aequator ganz
nahe wohnen, bedeutend lichter als die Australneger und Papua’s.
Die amerikanische Rasse zeigt unter fast allen Breitengraden bei-
nahe dieselbe olivenkupferbraune Hautfarbe. Ein ebenso auffallen-
des Rassenmerkmal ist die grössere oder geringere Mächtigkeit der
Behaarung, besonders der unteren und der Seitentheile des Gesichtes.
Niemand wird behaupten, dass dieses Merkmal mit dem Klima in
irgend welcher Beziehung stehe. Der Mittelländer (Kaukasier-),
welcher zum grössten Theil gemässigte Landstriche inne hat, aber
auch (in Indien, Arabien, im nördlichen und nordöstlichen Afrika)
heisse Gegenden bewohnt, zeichnet sich durch besonders starke Be-
haarung und Bartwuchs aus; dem Hochasiaten, Amerikaner, Mon-
golen fehlt der Bart entweder gänzlich oder ist sehr schwach aus-
gebildet. Während der Neger nur spärlichen Bartwuchs zeigt, ist
derselbe beim Australier stark entwickelt vorhanden« (S. XIII).
So wichtig die Sprache für die Ethnographie ist, so ist die
letztere noch nicht damit zufrieden gestellt, wenn sie die Sprachen
einer Völkergruppe kennt; sie weiss, dass es ausserdem noch andere
auf die Culturentwicklung einwirkende Factoren gibt: die Gestal-
tung des Landes, Klima, die umgebende Natur mit ihren Erzeug-
nissen, Fauna und Flora, insbesondere die Nutzpflanzen und Nutz-
thiere u. s. w. Daraus ergibt sich, dass bei ethnographischen Schil-
derungen die Sprachwissenschaft nothwendig mit der Naturwissen-
schaft Hand in Hand gehen muss. Aus diesen äusseren Lebens-
bedingungen erklären sich auf Grundlage der durch den Rassentypus
ursprünglich gegebenen körperlichen Unterschiede und der geistigen
Begabung die verschiedenen Entwicklungsstufen der Menschheit: am
niedrigsten steht der Australier, schon bedeutend höher die Fischer-
und Jägervölker Amerikas und Nordasiens, wieder höher die ver-
schiedenen Nomadenvölker, dann folgt der Ackerbauer, endlich die
Industrie-Völker. Aber solcher Punkte, die alle Bedingungen zu
einer höhern Cultur in sich vereinigen, gibt es auf der bewohnten
Erde nicht eben viele. Als solche Culturstätten werden innerhalb
der Grenzen dei· alten Welt aufgezählt und nach ihren Eigenthüm-
lichkeiten kurz geschildert: China, Indien, die Euphrat- und Tigris-
länder mit den im Osten und Westen sich daran schliessenden
Gegenden der eranischen und vorderasiatischen semitischen Cultur,
Aegypten, die Meeresküsten und Inseln Vorderasiens mit den gegen-
überliegenden Halbinseln und Inseln Europas, nämlich Griechenland
und Italien, endlich als neueste Culturstätte das durch Germanen
und Slawen aufgefrischte Europa. In der neuen Welt boten nur
Mexico und Peru die Bedingungen zu einer einigermassen höhern
selbständigen Cultur, von Nordamerika abgesehen, das mit euro-
päischen Colonisten bevölkert und mit den Nutzpflanzen und Nutz-
thieren der alten Welt versehen ist.
 
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