Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Cantor, Moritz: Zahlensymbolik: Vortrag, gehalten in Heidelberg am 18. Dezember 1894
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0055
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zahlensymbolik

45

matiker seiner Zeit war, lind andererseits dass, wenn Luther über die
Weltuntergangsgeschichte in einem Briefe berichtet hat: „Er (nämlich
Michael Stifel) hat ein kleines Anfechtlein bekommen, aber es soll ihm
nicht schaden, gottlob, sondern nütze sein“ und damit die Hoffnung aus-
drücken wollte, Stifel werde künftig vom rechnenden Spiele mit Bibel-
worten geheilt sein, er sich täuschte. Wieder und wieder auf’s Neue
verfiel Stifel in die alte Beschäftigung, und jedesmal erschien ihm das
neu Ermittelte wahr und zuverlässig. Einen Weltuntergang hat er frei-
lich nicht wdeder verkündigt. Aber so ist es mit den menschlichen
Thorheiten. Ihre Geschichte im Ganzen und im Einzelnen ist nicht ab-
zuschliessen.

Je geistreicher und bedeutender eine Persönlichkeit ist, die einer
Thorheit verfiel, um so wahrscheinlicher gehört sie ihr durch das ganze
Leben an. Kaum jemals kann man für eine solche Persönlichkeit den
Entschuldigungsgrund anrufen: Einmal ist keinmal!
 
Annotationen